Es ist in der Literatur genauso wie in der Musik oder der bildenden Kunst: Eine wirkungsvolle Vereinsarbeit mit Veranstaltungen, die auch die Öffentlichkeit erreichen, braucht in der Regel ein bisschen Förderung. Die in Leipzig heimische Gesellschaft für Zeitgenössische Lyrik hatte im September einen Projektantrag an das Leipziger Kulturamt gestellt, um im Jahr 2019 zwölf Lyrik-Lesungen finanzieren zu können. Aber das Kulturamt stimmte nicht zu. Jetzt hängen die Lesungen in der Luft.

Und der Vorsitzende der Gesellschaft, Ralph Grüneberger, wirbt nun bei allen Lyrikbegeisterten und/auch nur -interessierten um Spenden für den Lesereigen. Schon ein Euro würde helfen.

Dabei zitiert er aus dem Förderanspruch des Kulturamtes zu Thema Literatur: „Mit der städtischen Förderung sollen Projekte freier Träger von und mit Leipziger Autor/-innen und Übersetzer/-innen ermöglicht werden, insbesondere auch der jüngeren Generation, als wichtiger Aspekt der Autorenförderung. Das gilt vor allem für thematisch fokussierte und innovative Veranstaltungen und solche mit Festival-Charakter.

Besondere Aufmerksamkeit gilt Vorhaben

– wie Literaturtagen und -festivals mit professionellem Anspruch und überregionaler Ausstrahlung
– der Autorenförderung durch Förderung anspruchsvoller Veranstaltungsprojekte von und mit Leipziger Autoren und Übersetzern und/oder deutlich städtischem Bezug
– mit besonderem inhaltlichen, auch spartenübergreifenden Anspruch, zur Literaturpflege und zu speziellen literarischen Genres
– wie öffentlichen Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen zur Vermittlung qualitativ hochwertiger Literatur sowie von Schreib- und Lesekultur“

„Unsere Veranstaltungstätigkeit – und das nicht nur programmatisch für 2019 – pflegt a) ein spezielles literarisches Genre (die Lyrik), ist b) spartenübergreifend, setzt c) auf die Mitwirkung von Künstlern/Schriftstellern mit überregionaler Ausstrahlung, hat d) in Teilen einen deutlich städtischen Bezug, bindet e) Leipziger Autoren und Übersetzer ein (zu nennen ist der ehemalige Leipziger E.A. Seemann als Ringelnatz-Übersetzer) und vermittelt f) in anspruchsvollen Veranstaltungsprojekten g) qualitativ hochwertige Literatur“, zählt Grüneberger auf.

„Gäbe es Grund zum Scherzen“, sagt Grüneberger, „könnte man den Eindruck gewinnen, die Präambel des Kulturamtes sei in Kenntnis unserer langjährigen Veranstaltungspraxis definiert worden.“

Die Gesellschaft lädt nicht nur zu Lesungen ein. Sie veranstaltet auch regelmäßig Gedichtfilmwettbewerbe, die gerade bei der jungen Generation gut ankommen und kreative Potenziale entfalten lassen. Was dabei entsteht, sind richtige „Poetry Clips“. Beschwerde bei der Kulturbürgermeisterin habe man schon eingelegt, betont Grüneberger.

Aber auch kurzfristig braucht der Verein Geld. Deshalb hat er auch gleich eine Spendenaktion aufgelegt. Wer mindestens 12 Euro spendet, bekommt sogar was dafür: eine signierte Ausgabe von Ralph Grünebergers viersprachigem Lyrikband „Ich habe die Schönheit gesehen“.

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 63: Protest, Vertrauen und eine gute Frage

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