Die Weiße Elster war eigentlich mal ein schöner Fluss. Von der tschechischen Grenze kommend fließt sie durch Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Und an wenigen Stellen hat sie noch ein paar ihrer alten Mäander und Auenwälder bewahrt. Nur noch wenige. Der Rest ist verdeicht und verbaut. Und Naturfreunde in allen drei Bundesländern wollen die Eingezwängte endlich wieder zu einer lebendigen Flusslandlandschaft machen. Am 25. Februar treffen sie sich in Leipzig.

Am 16. November 2018 haben die Landesverbände der NaturFreunde Sachsen, Sachsen Anhalt und Thüringen eine gemeinsame Konferenz in Gera durchgeführt. Anlass der Konferenz war, die Weiße Elster den zuständigen Fachgremien der Bundesvorstände der NaturFreunde und des Angelfischereiverbandes zur Berufung zur Flusslandschaft des Jahres 2020/2021 vorzuschlagen. Die Berufung erfolgt dann durch das Bundesumweltministerium.

Zur Vorbereitung dieser Antragstellung wurde beschlossen, vier Regionalkonferenzen in Plauen, Gera, Zeitz und Leipzig durchzuführen. Die Konferenzen in den drei erstgenannten Städten wurden mit großem Erfolg bereits durchgeführt. Insgesamt haben sich bisher viele Vereine und Verbände, öffentliche Verwaltungen und auch die Bürgerschaft der Regionen intensiv eingebracht, teilt der Verband der NaturFreunde mit.

Entsprechend der bisher getroffenen Vorabsprachen für den Unterlauf der Weißen Elster soll nun die letzte Regionalkonferenz am Montag, 25. Februar, um 17:00 Uhr im „Jedermanns“ SPD Bürgerbüro in der Georg-Schumann-Straße 133 in Leipzig durchgeführt werden.

Dabei ist die Zielstellung, im Unterschied zu den bisher durchgeführten Regionalkonferenzen, Ziele und Inhalte der „Flusslandschaft des Jahres“ näher zu erläutern und erste Diskussionen zu möglichen Aktivitäten in der Region zu beginnen.

Natürlich interessiert das auch Angler. Denn mit dem einstigen Fisch-, Krebs- und Muschelreichtum in der Weißen Elster hat das, was heute aus der trüben Brühe gefischt wird, nichts mehr zu tun. Leipzigs Umweltverwaltung behauptet zwar, sie habe ihr Hochwasserschutzkonzept 2004 an der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ausgerichtet – aber kein einziger Teil dieses Hochwasserschutzkonzeptes trägt zur Verbesserung der Wasserqualitäten in den Flüssen bei.

Im Gegenteil: Das Umweltdezernat setzt auf weitere Kanalisierung, hat 2011 auch extra der Deicherneuerung an der Neuen Luppe zugestimmt und behindert bis heute die Öffnung der Aue, damit der Fluss überhaupt eine Chance hat, sich wieder zu revitalisieren, wie es so schön heißt. Also auch wieder sauberes Wasser zu bekommen, damit sich auch wieder Krebse und Muscheln drin wohlfühlen.

Natürlich müsste das auch ein Projekt sein, das alle Kreise und Gemeinden stromaufwärts mit einbindet, denn auch dort wurden auf hunderten Kilometern die alten natürlichen Flussauen mit ihren Auenwäldern zerstört – teilweise vom Bergbau verschlungen, sodass etwa die einst bei allen Leipzigern beliebte Auenlandschaft von Pleiße und Weißer Elster im Leipziger Süden komplett verschwunden ist. Sie steht auch nicht auf der Rekultivierungsagenda der LMBV.

Und weil die Weiße Elster im Streckenverlauf meist nur ein Kanal ist und damit auch keine Selbstreinigungskraft mehr hat – von genügend Überschwemmungsfläche ganz zu schweigen – kommen die hochbelasteten Wasser in Leipzig als dunkle Dreckbrühe der Note 5 an. Eigentlich ist das auch kein Paddlerparadies, sondern eine Zumutung, die eben auch nicht der Wasserrahmenrichtlinie der EU genügt, die Sachsen und die anderen Bundesländer eigentlich 2015 schon einhalten sollten.

Aber der Protest der Naturschützer prallt ab an Ministern und Bürgermeistern, die lieber auf Deiche und Kanäle setzen, weil sie mit den Informationen über den ursprünglichen Zustand der Flüsse nichts (mehr) anfangen können. Der Fischreichtum der Leipziger Flüsse war einmal legendär. Im 18. Jahrhundert konnten 16 Fischer in Leipzig vom Reichtum der Flüsse leben. Was heute als Weiße Elster zu besichtigen ist, hat mit dem fischreichen Fluss der Vergangenheit mit seinen breiten und artenreichen Auen nichts mehr zu tun. Das Leipziger Auensystem ist bestenfalls ein Relikt – aber eben ein todkrankes, wenn sich an der Abschnürung der Aue nichts ändert.

Eine kleine Tagesordnung für die Konferenz am 25. Februar ab 17 Uhr gibt es auch schon:

  1. Begrüßung der Teilnehmer durch Holger Mann MdL
  2. Die NaturFreunde Deutschland und die Flusslandschaft des Jahres; Marin Kürt NaturFreunde Thüringen
  3. Die Weiße Elster, von der Quelle bis zur Mündung; Tilo Wetzel NaturFreunde Gera
  4. Das AULA Projekt2030. Das Auenband der Weißen Elster Prof. Dr. Bernd Gerken NuKLA – Sächsisches Aueninstitut für Mitteldeutschland (S.A.M.)
  5. Diskussion

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