Seit einigen Jahren sorgt das Insektensterben für Schlagzeilen, denn diese Tiergruppe ist essenziell für das Funktionieren von Ökosystemen. Insekten dienen beispielsweise vielen anderen Tieren als Nahrung, einige Arten sind als natürliche „Schädlingsbekämpfer“ unterwegs und Insekten sind unverzichtbar als Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen. Deshalb ist es besorgniserregend, dass die Anzahl der Insekten immer weiter abnimmt und auch, dass die Artenvielfalt bei den Insekten zurückgeht, denn viele Arten stehen vor dem Aussterben, sind bedroht oder regional schon verschwunden.

Als Gründe gelten unter anderem Klimawandel, Umweltverschmutzung und die veränderte Landnutzung. So gehen natürliche Lebensräume für die Insekten weiter zurück und sogar in verbleibenden Naturschutzgebieten sinken Artenvielfalt und Insektenanzahl.

Monotone Flächen mit wenig Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft, versiegelte Flächen, Lichtverschmutzung und vor allem auch der starke Einsatz von Pestiziden führen zu immer weniger naturnahen Flächen, die den Insekten als Lebensraum zur Verfügung stehen. In Zeiten des weltweiten Artensterbens ist der Erhalt der Lebensräume für gefährdete Arten von besonderer Bedeutung. Dazu zählen Schutzgebiete, aber mittlerweile auch Städte, als letzte Rückzugsräume für die Tierwelt.

Initiativen gegen das Insektensterben sind daher dringen nötig und finden hier und da erfreulicherweise statt – beispielsweise die naturnahe Gestaltung von Gärten und Parkanlagen sowie die Schaffung von Blühflächen und eine insektenfreundliche Mahd von Wiesen. Vom Insektenschutz profitieren dann stets auch andere Tier- und Pflanzenarten, weil die Sechsbeiner im Ökosystem eine Schlüsselrolle haben.

Da einige Insektenarten stark spezialisiert sind auf bestimmte Nistmöglichkeiten oder Nahrungsquellen, ist der Schutz dieser Arten einerseits eine besondere Herausforderung, andererseits aber auch besonders wertvoll für den Erhalt der biologischen Vielfalt.

Wildbienen meist nicht im Fokus

Als Botschafter für den Schutz von Insekten dienen oft die Bienen. Sie genießen große Sympathien. Tatsächlich sind gerade die Wildbienen besonders bedroht und zugleich kann ihr Schutz ein wichtiger Beitrag sein für den Naturschutz insgesamt. In der Öffentlichkeit stehen aber oft leider nicht die Wildbienenarten im Fokus, sondern die Honigbiene.

Viele Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität orientieren sich an den Bedürfnissen der Honigbiene und die Zahl der Honigbienenvölker ist weltweit in den letzten 30 Jahren um fast 50 Prozent gestiegen, denn im Imkern sehen viele Menschen einen Beitrag gegen das Insektensterben.

In der öffentlichen Wahrnehmung findet oft keine Differenzierung statt zwischen den vom Menschen als Nutztier gehaltenen Honigbienen und den bedrohten Wildbienenarten. Das ist in vielen Fällen für die Wildbienen sogar eine zusätzliche Bedrohung, denn es kann sich lokal eine Konkurrenz entwickeln zwischen den Honigbienen und den wilden Bestäubern. Die vom Menschen gepflegten Honigbienen, die nicht angewiesen sind auf bestimmte Nahrungspflanzen, nehmen den bedrohten Insektenarten die Nahrung weg. Die wilden Bestäuber werden zudem gefährdet durch übertragbare Krankheiten.

Ein Positionspapier zum Weltbienentag

Nötig ist deshalb ein zeitgemäßer Umgang mit dem Thema Insektenschutz. Die Schaffung von Lebensräumen muss ökologisch wirksam erfolgen, nicht orientiert an den Bedürfnissen der Honigbienen. Imkerei muss nachhaltig erfolgen, mit Rücksicht auf die heimischen Insektenarten.

Um hierbei aus Sicht des Naturschutzes einen Beitrag zur Diskussion zu leisten, veröffentlicht der NABU Leipzig zum Weltbienentag 2025, am 20. Mai, ein Positionspapier zur Einordnung der Honigbienenkonkurrenz als Gefährdungsfaktor für wilde Bestäuber, mit Daten und Analysen, die sich konkret auf die Situation in Leipzig beziehen.

Der NABU Leipzig möchte bestehende Kooperationen mit der Imkerschaft ausbauen und für die Anliegen des Artenschutzes weiter sensibilisieren. In vielen Fällen gibt es gemeinsame Interessen für eine nachhaltige Entwicklung sowohl der Honigbienenhaltung als auch des Wildbienenschutzes. Umweltbildung ist beispielsweise ein solches gemeinsames Anliegen, um die ökologischen Zusammenhänge in der heimischen Natur zu erklären. Biologische Vielfalt ist auch die Grundlage für nachhaltige Haltung von Honigbienen. Die Honigbiene soll deshalb nicht zum Sündenbock gemacht werden, sondern sie soll weiterhin Botschafter für den Naturschutz sein und für den Schutz ihrer wildlebenden Verwandtschaft.

Forderungen des NABU Leipzig:

1. keine Honigbienen in und um Naturschutzgebiete

2. blühende Landschaften im Biotopverbund der Stadt Leipzig

3. Wanderimkerei regulieren

4. Aufklärung zum Stadtimkern und Regulierung auf öffentlichen Flächen

5. Schaffung bienenfreundlicher Agrarlandschaften

Das Positionspapier findet man hier.

Mittwoch, 21. Mai: Offener Naturschutzabend des NABU mit dem Vortrag „Gefährden Honigbienen Wildbienen?“

Als Botschafter für den Schutz von Insekten dienen oft die Bienen. Sie genießen große Sympathien. In der Öffentlichkeit stehen aber oft leider nicht die gefährdeten Wildbienenarten im Fokus, sondern die Honigbiene, und im Imkern sehen viele Menschen einen Beitrag gegen das Insektensterben. Wichtig ist aber, die Bienenhaltung so zu gestalten, dass die vom Menschen gepflegten Honigbienen nicht zu Nahrungskonkurrenten für bedrohte heimische Insektenarten werden.

Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist ein gemeinsames Anliegen von Bienenhaltung und Naturschutz. Um hierbei aus Sicht des Naturschutzes einen Beitrag zur Diskussion zu leisten, veröffentlicht der NABU Leipzig zum Weltbienentag 2025, am 20. Mai, ein Positionspapier zur Einordnung der Honigbienenkonkurrenz als Gefährdungsfaktor für wilde Bestäuber, mit Daten und Analysen, die sich konkret auf die Situation in Leipzig beziehen.

Immer am dritten Mittwoch im Monat lädt der NABU Leipzig von 17 bis 19 Uhr zum offenen Naturschutzabend ins Naturkundemuseum (Lortzingstraße 3) ein. Am 21. Mai 2025 wird auch er sich dem Schutz der Wildbienen widmen und der Frage „Gefährden Honigbienen Wildbienen?“

Sabrina Rötsch, Hautflüglerexpertin des NABU Leipzig, gibt Einblick in die Situation von Wildbienen, stellt Untersuchungen zur Konkurrenz durch Honigbienen vor sowie Empfehlungen für ein Miteinander von Imkerschaft und Naturschutz. Alle Naturfreunde sind herzlich willkommen, die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.

Mittwoch, 21. Mai 2025, 17 bis 19 Uhr: offener Naturschutzabend des NABU Leipzig im Naturkundemuseum, Lortzingstraße 3 mit dem Vortrag „Gefährden Honigbienen Wildbienen?“

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