In Paris 2015 hat sich die Bundesrepublik eigentlich verpflichtet, alles zu tun, um die CO₂-Emissionen so weit abzusenken, dass das Einhalten des 1,5-Grad-Ziels noch möglich ist. Doch dazu müsste sich auch ein großer Teil der Politik ändern, müssten die miliardenschweren Subventionen für fossile Antriebe genauso abgesenkt werden wie die Liste der geplanten neuen Autobahnen gekürzt werden.

Ein besonders umweltschädliches Autobahnprojekt wird am 30. September vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhandelt.

Unter dem Motto „Natur retten! Autobahn verhindern!“ laden BUND Hamburg und NABU Hamburg an diesem Tag zu einer gemeinsamen Aktion vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig ein. Direkt vor Beginn der mündlichen Verhandlung zur Klage gegen den Bau der A26 Ost machen die Umweltverbände deutlich: Die geplante Autobahn ist ein fossiles Großprojekt aus der Vergangenheit, denn sie bedroht Klima, Artenvielfalt und die Zukunft des Hamburger Hafens.

„Die A26 Ost ist ein Paradebeispiel für eine Verkehrspolitik, die Naturzerstörung und Klimabelastung als Fortschritt verkauft. Sie vernichtet Moorflächen, verschärft das Artensterben und blockiert die Mobilitätswende. Stattdessen müssen wir auf Schiene und Wasserstraße setzen, um Verkehr klimafreundlich abzuwickeln“, erklärt Sabine Sommer, Vorsitzende des BUND Hamburg.

Die geplante Trasse führt mitten durch wertvolle Moor- und Feuchtgebiete in Hamburg-Moorburg. Damit würde nicht nur ein einzigartiger Kohlenstoffspeicher zerstört, sondern auch der Lebensraum streng geschützter Arten wie des Moorfrosches. Die von den Planern der Autobahn angedachten Ersatzlebensräume sind aus Sicht des BUND völlig unzureichend, nicht ausgereift und widersprechen dem Artenschutzrecht.

Darüber hinaus seien auch die Klimaberechnungen des Projekts geschönt: Der durch die Autobahn neu entstehende Verkehr werde massiv unterschätzt, befürchtet der BUND. Tatsächlich drohen dadurch viele Tausend Tonnen zusätzliche CO₂-Emissionen jährlich. Auch bei der geplanten oberirdischen Deponierung von 60.000 m³ abgebaggerten Torfböden sei bislang völlig unklar, ob der klimaneutrale Einbau der Böden überhaupt funktionieren kann. Wissenschaftliche Untersuchungen stehen bislang aus.

„Die A26 Ost ist ein Festhalten an alten Denkmustern. Statt Milliarden in eine Straße durchs Moor zu stecken, braucht Hamburg Investitionen in die Hafen-Infrastruktur von morgen: leistungsfähige Schienenwege, moderne Terminals und eine starke Anbindung an die Binnenwasserstraßen. Nur so kann der Hafen im internationalen Wettbewerb als Energiehafen bestehen“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.

Denn auch aus verkehrs- und wirtschaftspolitischer Sicht ist die A26 Ost überholt: Sie basiert auf Wachstumsprognosen des Containerumschlags, die völlig veraltet sind und sich nie erfüllt haben. Für seine Zukunftsfähigkeit müsse der Hamburger Hafen sich zum Energiehafen weiterentwickeln, erklärt der BUND.

Dafür brauche es Investitionen in Schiene, zukunftsfähige Infrastruktur für die Energiewende und den Erhalt der bestehenden Infrastruktur – statt einer weiteren Autobahn.

Aktion vorm Bundesverwaltungsgericht

Vor Beginn der Verhandlung werden BUND und NABU mit einer bildstarken Aktion am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig auf die Folgen des Projekts aufmerksam machen. Diese findet am Dienstag, dem 30. September, von 8 bis 9 Uhr vor dem Bundesverwaltungsgericht Leipzig statt, bevor ab 9 Uhr die mündliche Verhandlung über die Klage gegen den Bau der A26 Ost in Hamburg-Moorburg beginnt.

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