Es werden zwar jedes Jahr neue Jubelarien gesungen, wenn Rentner wieder mal einen Zuschlag von 5 oder 12 oder 28 Euro bekommen. Aber tatsächlich sinkt das Rentenniveau seit Jahren. Daran sind nicht nur gebrochene Berufskarrieren und sächsische Billiglöhne schuld. Auch die Bundesregierung hat durch mehrfache "Reformen" dafür gesorgt, dass die Rentner weniger ausgezahlt bekommen.

Natürlich gibt es Zahlen dazu. Nur werden sie von den diversen Regierungen selten kommuniziert oder gar ganz selbstverständlich veröffentlicht. Also hat der Landtagsabgeordnete der Linken, Dr. Dietmar Pellmann, dazu mal nachgefragt – und sieht sich bestätigt in seinen Befürchtungen.

“Durch die von den verschiedenen Bundesregierungen seit dem Jahr 2000 verabschiedeten Regelungen zur Senkung des Rentenniveaus von einst 53 auf 43 Prozent bis zum Jahr 2030 schreitet auch Sachsen in Richtung Altersarmut voran”, kommentiert der sozialpolitische Sprecher der Fraktion Die Linke die Antworten, die er am 9. Juli von Sozialministerin Christine Clauß (CDU) bekam.

“Selbst wenn die nunmehr bekannt gegebenen durchschnittlichen monatlichen Zahlbeträge nur begrenzte Wertungen zulassen, lässt sich zumindest folgendes herauslesen: Ende 2013 betrug die durchschnittliche gesetzliche Altersrente bei Männern pro Monat in Sachsen 1.105 Euro und lag damit um 349 Euro über der der Frauen. Bei denen, die 2013 in Altersrente gingen, fällt besonders auf, dass die Rentenhöhe bei Frauen im Wesentlichen das Niveau des gesamten Rentendurchschnittes erreichte. Bei männlichen Neurentnern betrug mit 912 Euro der Abstand zum Gesamtdurchschnitt fast 200 Euro. Damit lag das Rentenniveau bei ihnen um fast ein Fünftel unter dem Gesamtdurchschnitt.”

Oder etwas anders formuliert: Den gut versorgten Rentnergenerationen der letzten 20 Jahre folgen jetzt Jahrgänge, die von den diversen Arbeitsmarkt- und Rentenreformen schon deutlich betroffen sind. So langsam wird sichtbar, wie die diversen Regierungen der letzten Jahre die Kassen durch ein allmähliches Absenken der Leistungen entlasten. Natürlich trifft jetzt zu, was unter Gerhard Schröder einst mit immer neuer Inbrunst verkündet wurde: Wer im Alter nicht arm sein will, muss vorsorgen. Damals wurden Riester- und Rürup-Rente erfunden. Dumm nur, wenn das normale Arbeitseinkommen nicht zu einer solch langfristigen Vorsorge reicht. Man kann nicht gleichzeitig vorsorgen und für Billiglohn arbeiten.

Pellmann: “Diese Daten, die die Rentenverluste durch Preissteigerungen – insbesondere bei für Ältere unverzichtbaren Waren und Dienstleistungen – nicht einmal berücksichtigen, sind ein deutliches Warnsignal vor zunehmender Altersarmut. Gerade von Sachsen als dem Land mit dem höchsten Anteil von Rentnerinnen und Rentnern muss endlich eine bundesweit hörbare Initiative zur Revidierung der zahlreichen das Rentenniveau dämpfenden Faktoren ausgehen. Anzustreben wäre wenigstens das Niveau von 53 Prozent, wie wir es zu Zeiten der Kohl-Regierung hatten.”

Die Kleine Anfrage von Dietmar Pellmann:
http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=14661&dok_art=Drs&leg_per=5&pos_dok=202

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