Wie schräg manche bundesdeutsche Diskussion über die "Rente mit 67" oder die "abschlagsfreie Rente mit 63" ist, das zeigt dann oft der Blick auf die Statistik. Denn die wirtschaftlichen Umwälzungen der letzten 25 Jahre und die gebrochenen Berufskarrieren vieler Sachsen haben dazu geführt, dass so Mancher auch noch nach dem 65. Lebensjahr früh aufstehen und zur Arbeit gehen muss. Die Zahl der Rentner, die zur Arbeit gehen, wächst seit Jahren.

So belegt es auch wieder eine Kleine Anfrage von Dr. Dietmar Pellmann, Landtagsabgeordneter der Linken und sozialpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Am 24. Juli bekam er die Antworten von Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP).

Ende 2013 gingen demnach in Sachsen insgesamt 41.613 Personen im Alter von über 65 Jahren offiziell einer Arbeitstätigkeit nach. Das waren 17 Prozent mehr als zum gleichen Zeitraum des Jahres 2010, stellt Pellmann fest. Gleichzeitig nahm der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten über 65-Jährigen um 32 Prozent auf 6.959 zu.

Was, so vermutet Pellmann, auf die schrittweise Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters 67 zurückzuführen sein könnte. Ein zweiter Erklärungsansatz könnte der steigende Fachkräftebedarf in der sächsischen Wirtschaft sein, wo sich seit 2010 die Folgen der geschrumpften Ausbildungsjahrgänge bemerkbar machen. Da versucht so manches kleine und mittlere Unternehmen, seine älteren Fachkräfte zu halten, so lange es geht.

Aber bei vielen Älteren geht es tatsächlich um einen Zuverdienst, ohne den ein auskömmliches Leben nicht zu finanzieren ist.

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“Die meisten der 34.654 über 65-Jährigen mit einem Minijob erhielten eine so niedrige Rente, so dass sie diese aufbessern mussten, um ihre Existenz wenigstens einigermaßen zu sichern”, stellt Pellmann fest. “Viele von ihnen scheuten wohl auch die Hürden der Beantragung von Altersgrundsicherung, weil sie befürchteten, ihre Kinder durch eventuelle Vermögensprüfungen und Rückforderungen der Sozialämter zu belasten.”

Mehrfach hat Pellmann in der Vergangenheit auch zu den Rentenhöhen in Sachsen nachgefragt. Und gerade für die jüngeren Rentnergenerationen befinden sich die Rentenhöhen im freien Fall. Es könnte also durchaus passieren, dass die Zahl der über 65-Jährigen, die weiter arbeiten gehen müssen oder auf einen Zuverdienst angewiesen sind, weiter steigen wird.

“Für Die Linke ist der Anstieg der Zahl arbeitender Altersrentner Ausweis zunehmender Altersarmut und keineswegs so zu interpretieren, dass die Betreffenden lediglich der Alterseinsamkeit entgehen wollen”, sagt Pellmann. “Für uns ist der finanziell gesicherte Altersruhestand nach einem arbeitsreichen Leben ein unverrückbares Menschenrecht, das nicht angetastet werden darf. Deshalb halten wir auch die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre für einen Kardinalfehler der dringend korrigiert werden muss. Gleiches gilt für die zahlreichen seit dem Jahr 2000 eingeführten Dämpfungsfaktoren, die zu einer erheblichen Senkung des Rentenniveaus geführt haben.”

Die Antwort der Staatsregierung auf die Kleine Anfrage “Arbeitstätigkeit von Rentnerinnen und Rentnern in Sachsen 2013” (Landtagsdrucksache 5/14658):

http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=14658&dok_art=Drs&leg_per=5&pos_dok=202

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