Bei der Auswertung der Antwort zur Landtagsanfrage von Juliane Nagel (Die Linke) zu polizeilichen Hubschraubereinsätzen fällt noch ein bisschen mehr auf als die schiere Zunahme der Einsätze. Auch die Definition der Einsätze hat sich gründlich geändert, ist zwar einfacher, aber dadurch nicht wirklich klarer geworden. Und es ist ein völlig neues Einsatzfeld aufgetaucht: „Umweltschutz“.

Das gab es – auch unter anderer Bezeichnung – so in den Vorjahren nicht.

Acht solcher Einsätze findet man in der Flugstatistik für das erste Halbjahr 2020. Die Polizeidirektion Chemnitz und die Polizeidirektion Leipzig nutzten die Hubschrauber zu solchen Rundflügen – oder wohl besser: die mit der Waldpflege betrauten Behörden. Denn seit drei Jahren fällt zu wenig Regen in Sachsen. Die Böden sind ausgetrocknet und selbst in den Laubwäldern im Tiefland herrscht schon mit Jahresbeginn eine hohe Waldbrandwarnstufe.

Da beauftragt auch Leipzigs Umweltbürgermeister inzwischen häufiger einen Hubschraubereinsatz, um aus der Luft den Waldzustand und die mögliche Brandgefährdung zu ermitteln. Vier solcher Einsätze gab es allein im Bereich der Polizeidirektion Leipzig im ersten Halbjahr 2020, den ersten schon am 19. Februar, den folgenden am 10. März. Da wurden die Waldgebiete in der Leipziger Region jeweils über zwei Stunden lang observiert. Den nächsten Einsatz gab es dazu am 28. April und dann wieder einen am 16. Juni. Zwischendurch hatte es ja tatsächlich wieder ein bisschen geregnet.

Der April war mit einer Niederschlagsmenge von 4,3 Liter (11 Prozent der sonst üblichen Monatsmenge) ein deutlich zu trockener Monat. Der Mai schaffte mit 42,2 Litern immerhin 90 Prozent der üblichen Niederschlagsmenge, der Juni mit 37,6 Litern wieder nur 68 Prozent.

Bislang fiel nur der Februar mit 67 Litern (260 Prozent der üblichen Niederschlagsmenge) positiv zu Buche. Das Frühjahr erreichte mit 74 Litern nur 58 Prozent der üblichen Niederschlagswerte. Das machte sich nicht nur im Wald bemerkbar, sondern auch in der Landwirtschaft, beim Grundwasser und beim Pegelstand der Flüsse, die seit Monaten auch im Leipziger Raum Niedrigwasser führen.

10 Stunden 45 Minuten waren die Polizeihubschrauber im ersten Halbjahr in Umweltbelangen unterwegs. Das ist gar kein kleiner Wert verglichen mit den 87 Stunden, die für Aufklärungsflüge, Fahndungen und Verkehrsüberwachungen zustande kamen. Und da die Klimaerwärmung für Sachsen vor allem immer längere niederschlagsarme Zeiten bedeutet, werden Hubschrauber zur Umweltüberwachung immer häufiger zum Standard gehören.

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Keine Kommentare bisher

Also stundenlange Hubschraubereinsätze verbunden mit dem Thema Umweltschutz sind allein schon paradox.

Sind die Umweltschutz-Einsätze wirklich dem Thema Wald geschuldet?
Kann ein Hubschrauber mögliche Waldbrandgefährdung ermitteln?
Waldzustand prüfen = ok, aber monatlich?

Und man fragt sich: wie wurde das bisher gelöst, als sich noch niemand traute, einen Hubschrauber hierfür anzufordern?
Oder sind das einfach nur teure Alibiaktionen…?

Mehr Fragen als Antworten entstehen durch diese Flugstatistik.

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