Die Corona-Delle ist noch längst nicht überwunden auf dem Leipziger Arbeitsmarkt. Nach wie vor sind 6.000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im April 2019. Den April 2020 kann man in dem Vergleich schon vergessen. Da war die offizielle Arbeitslosenzahl schon um 3.500 gestiegen, was eigentlich schon alles erzählt darüber, wie viele Unternehmen in Leipzig ohne jegliche Reserve unterwegs sind und ohne Zeitverlust Personal abwerfen, wenn es hart auf hart kommt.

Andererseits zeigen die Zahlen, die die Arbeitsagentur Leipzig am Donnerstag, 29. April, veröffentlichte, auch, dass dennoch ein großer Teil des Leipziger Arbeitsmarktes erstaunlich robust ist. Zehn Jahre früher hätte die Corona-Pandemie die Stadt und ihre Wirtschaft wesentlich härter getroffen. Und auch die Erwerbstätigenzahl ist nicht gesunken.Denn während gerade Gastrobetriebe und Soloselbstständige schon unter dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 heftig litten, suchen andere Branchen weiterhin nach Arbeitskräften. Über 8.000 als frei gemeldete Stellen erzählen von diesem gar nicht seltsamen Widerspruch. Denn gerade die Logistik hat 2020 enorm zugelegt – wovon vor allem Amazon und DHL profitierten.

Und nach wie vor werden hunderte Arbeitskräfte im Gesundheitsbereich gesucht – noch mehr als all die Jahre vorher. Denn die hier Beschäftigten merkten mit aller Wucht, wie sehr hier all die Jahre am Personal gespart worden war. In der Zweiten Welle ab November meldeten nicht nur die Krankenhäuser höchste Belastung, die Pflegeheime waren geradezu im Daueralarmzustand, weil das gut ausgebildete Personal fehlte und die hochaltrigen Insassen kaum noch geschützt werden konnten.

Aber Personalmangel gibt es mittlerweile auch in der Baubranche. Gut qualifiziertes Personal suchen aber auch die Leipziger IT-Unternehmen und die Verwaltung.

„Im April ging die Arbeitslosigkeit weiter zurück. Damit zeigte sich trotz der fortbestehenden Einschränkungen in der Pandemie der Leipziger Arbeitsmarkt erstaunlich robust“, meint der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Steffen Leonhardi. „Der Arbeitskräftebedarf ist weiterhin hoch. Hierin zeigt sich auch die Frühjahrsbelebung auf dem Leipziger Arbeitsmarkt.“

Im April als frei gemeldete Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Im April als frei gemeldete Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Insgesamt waren 25.353 (Vormonat 25.791) Männer und Frauen in der Stadt Leipzig arbeitslos. Der Rückgang im Vergleich zum März betrug 438 Personen. Im Vergleich zum April des Vorjahres ist die Zahl der Arbeitslosen um 2.461 oder 10,8 Prozent angewachsen. Im Vergleich zum April 2019 freilich waren es sogar 6.010. Das ist der eigentliche Stand der Dinge.

Dazu kommt: In Leipzig gab es im September 2020 (jüngster statistisch verfügbarer Stand) insgesamt 278.940 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Das waren im Vergleich zum Vorquartal 4.921 oder 1,8 Prozent mehr und im Vergleich zum Vorjahresquartal 1.933 oder 0,7 Prozent mehr.

Die Arbeitsmarktentwicklung im April 2021 in Zahlen

Bei den jungen Menschen bis 25 Jahren sank die Zahl der Arbeitslosen um 35 auf 2.281 (Vorjahr: 2.145).

Bei den Lebensälteren in der Altersgruppe ab 50 Jahren ging die Arbeitslosigkeit um 49 auf 6.984 Personen an (Vorjahr: 6.216) zurück.

Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete die Arbeitsagentur Leipzig im April einen Rückgang gegenüber dem Vormonat. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den letzten vier Wochen trotzdem 1.358 freie Stellen, 15 weniger als im März und 699 mehr als im April 2020, zur Besetzung gemeldet. Der Bestand an freien Stellen lag im April bei 8.090, das waren 241 mehr als im März.

Zum statistischen Zähltag im April betrug die Arbeitslosenquote in der Stadt Leipzig 8,0 Prozent (März: 8,1 Prozent). Im April 2020 lag sie noch bei 8,7.

Im April waren 8.838 Menschen in der Arbeitsagentur im Rechtskreis SGB III arbeitslos gemeldet. Das waren 334 weniger als im Vormonat und 15 weniger als im April 2020.

Im Jobcenter Leipzig, im Rechtskreis SGB II, waren 16.515 Menschen arbeitslos registriert. Das waren 104 weniger als im März und 2.476 mehr als vor einem Jahr.

In Leipzig gab es im April 33.633 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 138 weniger als im Vormonat und 447 weniger als im April des Vorjahres. Andererseits waren es aber auch 1.800 Mehr als noch im März 2020.

Das Jobcenter Leipzig betreute 41.999 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat gab es einen Rückgang um 223. Im Vergleich zum April des Vorjahres fiel die Zahl um 732 Personen.

Der aktuelle Stand der Kurzarbeit

Im März 2021, jüngster statistisch ausweisbarer Monat, haben 145 Leipziger Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Diese Anzeigen umfassen 1.636 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Seit August 2020 (45 Unternehmen) stieg die Zahl der Betriebe, die Kurzarbeit anzeigen, an.

Im Februar 2021 ist sie erstmals wieder gesunken, um im März noch weiter zu sinken, teilt die Arbeitsagentur Leipzig mit. Besonders betroffen waren Unternehmen der Bauvorbereitung/Bauinstallation/Ausbau (19), des Kfz-Handels/Instandhaltung (12) und der Gastronomie (12).

Nach der bisherigen Abrechnung der Kurzarbeit durch die Betriebe in der Corona-Pandemie haben im Jahr 2020 im März 2.904, im April 4.759, im Mai 4.117, im Juni 3.012, im Juli 2.281, im August 1.970, im September 1.746, im Oktober 1.640, November 2.313, und im Dezember 2.901 Betriebe Kurzarbeit abgerechnet.

Kurzarbeitergeld wurde durch die Betriebe im Jahr 2020 im März für 30.619, im April für 50.956, im Mai für 42.114, im Juni für 24.132, im Juli für 16.514, im August für 13.081, im September für 11.105, im Oktober für 9.972, im November für 15.083 und im Dezember für 19.077 Beschäftigte bezogen.

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