Die CDU-Fraktion hat da so ihre Zweifel. In ihrer Anfrage an den Oberbürgermeister formulierten sie also: "In Leipzig wird derzeit über eine künftig entstehende Unterdeckung an Wohnraum spekuliert. Dabei sei der Wunsch der Leipziger, auch der neu hinzugezogenen Bürger, auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum zu bekommen, natürlich nachvollziehbar. Und sei ein politischer Auftrag an die Stadt Leipzig. Doch erst einmal will die CDU von der Verwaltung wissen, wie viele Wohnungen denn nun wirklich leerstehen?

Auch für den Zustand der “Leerstandsreserve” interessieren sich die Stadträte. Kein unwichtiger Umstand, so manches Haus steht sicher leer, ist jedoch durch Verfall und Vernachlässigung unter Umständen unbewohnbar geworden. Die weiteren Fragen der CDU: “Welche Wohnbauprojekte auf Flächen mit bestehendem Baurecht werden derzeit nicht realisiert? Arbeitet die Verwaltung derzeit an der Aufhebung bestehender Bebauungspläne mit Wohnungsbaurelevanz?”

Für die Verwaltung antwortete erwartungsgemäß Baudezernentin Dorothee Dubrau, nach einigen kurzen Ausführungen, es gäbe eine Schätzung über den realen Leerstand von etwa 27.000 freien Wohnungen in Leipzig. Die Zahlenbasis sei jedoch nur aufgrund von Hochrechnungen und der Angaben von Genossenschaften, LWB und weiteren Marktteilnehmern ermittelbar, weshalb sie nur eine Schätzung sei. “Von Haus zu Haus können wir nicht gehen”, so Dorothee Dubrau auf die Nachfrage der Stadträtin Juliane Nagel, die wissen wollte, wie diese Zahlen ermittelt werden.

Mathias Weber (SPD) hatte dazu weitere Nachfragen. 27.000 Wohnungen, so die Schätzung, seien reaktivierbar, aber wie schnell, würde er schon gern wissen. Ein Drittel sei umgehend reaktivierbar, so die Baudezernentin und ein weiteres Drittel in einer längeren Zeitfrist. Etwa 80 Häuser sind derzeit in Leipzig nicht oder kaum noch reaktivierbar, über diese würde ja nicht grundlos auch immer wieder im Bauausschuss gesprochen.

Wirklich bedrohlich ist dieser Zustand also wohl noch nicht, aber der ungebrochene Zuzug von zirka 10.000 Neuleipzigern pro Jahr bleibt eine Zahl, die dies in zwei, drei Jahren gravierend ändern könnte. Nicht grundlos wohl verwies Dubrau in ihrer Antwort auch auf die privaten Investoren, welche den Markt ja auch beobachten würden. Die ersten hätten auch schon begonnen zu reagieren.

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