Der Stadtrat hat am Mittwoch die Wirtschaftspläne der großen städtischen Kulturbetriebe verabschiedet. Die vier großen Häuser und die Musikschule "Johann Sebastian Bach" erhalten im Jahr 2015 rund 88 Mio. Euro aus dem kommunalen Haushalt. Knapp wurde es allerdings für die Oper Leipzig, für die mittelfristig Verluste eingeplant sind.

Sie ist der teuerste Eigenbetrieb. Drei Sparten, drei Ensembles, zwei Chöre, zwei Theaterhäuser und das MuKo-Orchester schlagen im Haushalt insgesamt mit jährlich 44,9 Mio. Euro zu Buche. 7,7 Mio. Euro muss die Oper allerdings im Jahr 2015 allein an das Gewandhaus für die Dienste des Gewandhausorchesters im Opernhaus abführen. Das sind 39 Prozent der Gesamtaufwendungen, die das Gewandhaus für sein Orchester einplant. Die mittelfristige Planung bis 2018 für die Oper führte zu Zweifeln.

Hier sind mehrere Millionen als Fehlbeträge ausgewiesen. “Ich habe den Eindruck, dass mit Hinblick auf steigende Steuereinnahmen ein “Wir schaffen das schon irgendwie” vorherrscht. Wir erwarten, dass wir gemeinsam diskutieren, wie wir die Beträge zusammen bekommen sollen”, sagte Annette Körner (Bündnis 90/ Die Grünen). Für die CDU-Fraktion hatte Andrea Niermann erklärt, dass gegen jeden der Haushaltspläne gestimmt würde. “Das liegt nicht an der inhaltlichen Arbeit der Häuser, sondern an der verfehlten Kulturpolitik der Stadtverwaltung”, betonte sie. Denkbar knapp mit nur einer Stimme Mehrheit wurde dann auch der Haushaltsplan für die Oper angenommen.

Das Gewandhaus selbst erhält von der Stadt 21 Mio. Euro. Das Schauspiel Leipzig bezieht 15,7 Mio. Euro. Das Theater der Jungen Welt schlägt mit 3,5 Mio. Euro zu Buche. Die Musikschule Leipzig bezieht von der Kommune rund 3 Mio. Euro. Weitere 940.000 Euro kommen vom Freistaat.

Auf die Leipziger Kulturstätten kommen im Jahr 2015 durchweg erhöhte Kosten zu. Zum einen gilt der Mindestlohn auch für die Konzert- und Theaterbranche. Techniker, Garderobendamen und Putzfrauen haben Anspruch auf den Stundenlohn von 8,50 Euro. Zum anderen steigen die Tarifverträge für den öffentlichen Dienst, Bühnenbranche und der Hausvertrag des Gewandhausorchesters um einige Prozentpunkte. Stefan Georgi erhob den Vorwurf, die Leiter der Betriebe hätten die Eigenverantwortlichkeit und jedes kaufmännische Handeln verlernt und würden sich auf den Haushalt der Stadt als unerschöpfliche Reserve verlassen.

Dem widersprach Burkhard Jung: “Seit der Neubesetzung einiger Stellen befinden wir uns in ruhigen Fahrwassern und sehen die Früchte in den Häusern. Dieser Bürgermeister steht für Strukturänderungen um der Strukturen Willen nicht zur Verfügung. Da müssen Sie sich einen anderen suchen und können gerne daran arbeiten.”

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“Stefan Georgi erhob den Vorwurf, die Leiter der Betriebe hätten die Eigenverantwortlichkeit und jedes kaufmännische Handeln verlernt und würden sich auf den Haushalt der Stadt als unerschöpfliche Reserve verlassen.”

Wenn das so einfach wäre. Das ist das Ergebnis aller Parteien, die bisher im Stadtparlament vertreten waren, Von Wahlperiode zu Wahlperiode wurde die Thematik der wirtschaftlichen Umgestaltung der Eigenbetriebe Kultur verschoben, bis zum heutigen Tag. Personell (leicht vorhersehbare) Fehlentscheidungen wurden vom Stadtrat abgesegnet (z.B. Schauspiel), deren finanzielle Auswirkungen gravierend waren.
Längst haben in Leipzig in der Kultur Personen das Ruder in der Hand, die man auf einen Thron gehoben hat, wo sie keinen Meter preis geben. Dagegen ist das Stadtparlament ein Waisenknabe. Es ist nicht in der Lage und sicher überwiegend auch gar nicht gewillt, in diese Materie einzudringen. Jeder der es versucht wird möglichst schnell abgeblockt bzw. auf seine Parteidisziplin hingewiesen. So sieht das Leipziger Modell aus.

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