Am heutigen 19. November ist Welttoilettentag. Ein Ereignis, das manchmal auch die Leipziger Wasserwerke würdigen mit Hinweisen zum Umgang mit dem, was alles so durch Leipzigs Kanäle fließt. Aber das Thema betrifft auch den modernen Stadtraum, wo es immer wieder an erreichbaren kostenlosen Toiletten fehlt. Nicht jeder hat schnell einen Euro in der Tasche, um die Tür zum verschlossenen Örtchen zu öffnen.

Und so melden sich aus aktuellem Anlass die beiden Landtagsabgeordneten der Linken, Juliane Nagel und Marco Böhme, zu Wort und fordern gerade auch in Leipzig ein paar mehr barrierefreie Toiletten.

Denn es werde viel geredet und geschimpft über die unbefriedigende Situation am Hauptbahnhof in Leipzig oder über Orte wie den Lindenauer Markt, an denen ein offensichtlich drängendes sanitäres Problem vorliegt, stellen die beiden fest. Der Mangel an Toiletten lässt sich mancherorts schon am Uringestank erahnen, so Marco Böhme, der ein Landtagsbüro in der Nähe des Lindenauer Markts betreibt und hier ein kostenfreies öffentliches Angebot fordert.

Der öffentliche Raum gehöre aber dem Leben und den Menschen, ob arm oder reich, dies gelte auch für Problemzonen wie an Bahnhöfen und zentralen Plätzen, meint Juliane Nagel.

„Trotzdem kann auch ich nicht die schwierige Situation, die für verschiedene Nutzergruppen mancherorts vorhanden ist, ignorieren. Es gibt hier gar nichts zu beschönigen, am Hauptbahnhof in Leipzig ist die Situation für alle Seiten oftmals unzumutbar“, so Nagel weiter.

Vor Ort „stinkt es“ der Verkäuferin, die dort täglich arbeiten muss, dem Pendler wie den Punks oder Wohnungslosen, die sich dort aufhalten. Ein Euro pro Toilettengang sei mit Einschränkungen aber nicht gerade förderlich, um das Urinproblem am Bahnhof in den Griff zu bekommen, kritisiert Nagel. Deshalb habe die Linksfraktion einen Antrag an den Stadtrat vorbereitet, der sich mit konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Situation am Hauptbahnhof befasst.

Darüber haben wir schon am Sonntag berichtet.

Am Hauptbahnhof brauche es unter anderem einen kostenfreien Zugang zu öffentlichen Sanitäranlagen, um einen Ansatz für die Verbesserung der Aufenthaltssituation zu ermöglichen, so der Linke-Antrag.

Juliane Nagel stellte bei einem privaten Besuch in Hamburg fest, dass die Stadtreinigung dort rund 125 öffentliche Toiletten übernommen hat und diese zu Hightech-WC zu 200.000 Euro pro WC umrüstet – so am Bahnhof Sternschanze, wo die Urinale kostenfrei nutzbar seien.

Nagel und Böhme freuen sich zwar, dass ein Antrag des Seniorenbeirates zur „Erarbeitung eines Toilettenkonzeptes“ für die Stadt im Oktober in der Ratsversammlung bestätigt wurde, glauben jedoch, es braucht zudem noch eine starke und explizite Forderung nach kostenfreien öffentlichen sanitären Anlagen an ausgewählten öffentlichen Orten der Stadt.

Die kostenfreien WCs brauche es als Ergänzung zu den Kunden-Toiletten in Einkaufsmeilen und kommerziellen Einrichtungen, um auch in Leipzig einen Ansatz und Impuls für die Verbesserung der Situation in problembehafteten öffentlichen Räumen zu geben.

Der Stadtrat tagt: Leipzig bekommt ein Toiletten-Konzept + Video

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