Am 2. Februar veröffentlichte das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung die durchaus erfreuliche Meldung „Erneut über 135 Millionen Euro für mehr Wohnraum in Sachsen“. „Zukünftig sollen jährlich rund 74 Millionen Euro in den sozialen Wohnungsbau fließen. In den Städten Dresden und Leipzig vor allem für den Neubau von Wohnungen“, sagte Staatsminister Thomas Schmidt (CDU) bei der Gelegenheit.

„Ganz neu sollen aber auch außerhalb der Großstädte Wohnungssanierungen gefördert werden, die auch danach für Menschen mit Wohnberechtigungsschein bezahlbar sein sollen“, so Schmidt in der Meldung seines Ministeriums.Natürlich bildet die Summe noch immer nicht den wirklichen Bedarf ab. Der läge ungefähr beim Dreifachen, wenn man einfach nur all das nachholen wollte, was mit dem rigiden Stopp des geförderten Wohnungsbaus vor rund 20 Jahren verloren ging. Damals bewirkt durch den starken Bevölkerungsverlust nicht nur im Freistaat, sondern auch in den Großstädten, was noch bis in die 2010er Jahre große Leerstände bewirkte und damit ein bis 2014 relativ stabiles Mietniveau.

Aber seitdem ist alles anders. In Leipzig wurde schon vorher über einen zusehends verknappten Wohnungsmarkt diskutiert und die Stadt sah sich zu wohnungspolitischen Konzepten gezwungen, um der absehbaren Not gerade auf dem Markt der preiswerten Wohnungen entgegenzuwirken.

Doch diese Mittel wirken allesamt nur eingeschränkt, wenn nicht jedes Jahr genug preiswerte Wohnungen auf dem Mietwohnungsmarkt angeboten werden. Das passiert aber nun einmal nur, wenn neue preiswerte Wohnungsbestände geschaffen werden.

Aber jahrelang gab es dafür in Sachsen keine Förderung. In den vergangenen Jahren gab es dann wenigstens 20 Millionen Euro pro Jahr. Die aber reichen bei den aktuellen Baupreisen gerade einmal für rund 300 geförderte Wohnungen. Obwohl nach den Schätzungen der Verwaltung ungefähr 1.000 jährlich gebraucht würden.

Die Schätzungen haben ihre eigenen Probleme, denn sie bauen auf den jeweils jüngsten Bevölkerungsvorausberechnungen auf. Doch die Prognosezahlen sinken natürlich sofort, wenn – wie 2019 und 2020 – die Zuwanderung deutlich zurückgeht. Was wieder mit dem nicht genügenden Wohnungsangebot für Normal- und Geringverdiener zu tun hat.

Aber selbst rund 5.000 neue Stadtbewohner pro Jahr bedeuten am Ende rund 1.000 preiswerte Wohnungen, die benötigt werden – und zwar nicht nur für Singles, sondern gerade für junge Familien, die in Leipzig immer öfter in viel zu kleinen Wohnungen unterkommen mussten, weil das bezahlbare Angebot an größeren Wohnungen fehlte. Sie leiden derzeit unter den Corona-Einschränkungen besonders.

Was ja nur ein paar Aspekte dieses fehlenden Wohnungsangebotes sind.

So gesehen ist es eine kleine Entspannung, wenn Leipzig jetzt ein bisschen mehr Förderung für den sozialen Wohnungsbau bekommt.

Der Freistaat stellt Leipzig in diesem Jahr erstmals insgesamt 25 Millionen Euro zur Verfügung, um in den kommenden vier Jahren Wohnungen für Einkommensschwache zu fördern. Bisher waren es in jedem Programmjahr rund 20 Millionen Euro gewesen, die über das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung beantragt werden konnten, meldet dieses Amt zu der aktuellen Veränderung. Die der Förderung zugrundeliegende „Richtlinie gebundener Wohnraum“ gibt es seit Ende des Jahres 2016.

Und das Interesse von Bauherren an dieser Förderung ist groß, denn sie wissen alle, dass sie diese Wohnungen viel schneller vermietet bekommen als alles, was sie für 9, 10 oder mehr Euro je Quadratmeter auf den Markt bringen. Der Bedarf ist überall deutlich zu spüren.

Für das Programmjahr 2020 konnten davon 19,7 Millionen Euro vertraglich gebunden werden, meldet das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung. Verschiedene Eigentümer und Investoren haben sich also verpflichtet, bis 2024 stadtweit 495 mietpreis- und belegungsgebundene Wohnungen zu bauen oder zu sanieren. Darunter sind 161 Wohnungen für Singles, 89 Wohnungen für Drei-Personen-Haushalte sowie 177 Wohnungen für Haushalte ab vier Personen.

Die Anfangsmiete ist mit 6,50 Euro pro Quadratmeter festgelegt. Die Stadt hat in den ersten 15 Jahren das Belegungsrecht für diesen Wohnraum – die Wohnungen können von Menschen gemietet werden, die einen weißen Wohnberechtigungsschein haben.

Einen großen Anteil am geförderten Mietwohnungsneubau hat die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB), so die Stadt. Das kommunale Unternehmen hat Anfang dieses Jahres mit der Vermietung von drei neuen Wohnanlagen (Bernhard-Göring-Straße, Littstraße, Straße des 18. Oktober) begonnen. Von den insgesamt 353 Wohnungen, die hier errichtet wurden, sind 151 für Inhaber des Weißen Wohnberechtigungsscheines reserviert. Im Bau befinden sich derzeit weitere 406 geförderte LWB Wohnungen in der Saalfelder und in der Landsberger Straße. Für das nächste Neubauprojekt am Lindenauer Hafen ist zudem in wenigen Wochen Baustart.

Auch über die Landesförderung hinaus unterstützt Leipzig private Eigentümer, Genossenschaften und Gesellschaften, wenn sie große und kleine Wohnungen für Einkommensschwache schaffen. Das sächsische Förderprogramm wird dafür vonseiten der Stadt ergänzt. So wurden für zwölf der Wohnungen zusätzlich städtische Mittel eingesetzt, um die Miete in den Bereich der Kosten der Unterkunft zu senken. Empfänger von Grundsicherungsleistungen können diese Wohnungen mieten.

Potenzielle Bauherren können sich mit dem Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung in Verbindung setzen. Dies ist online möglich unter aws@leipzig.de. Nähere Informationen und die Ansprechpartner gibt es online unter www.leipzig.de/stadterneuerung.

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