Eigentlich müsste in den Häusern 5 und 6 des Robert-Koch-Parks ab Anfang 2024 die Sanierung starten. Dorthin soll der Haus Steinstraße e. V. umziehen und ein soziokulturelles Zentrum schaffen. Die damals veranschlagten Kosten sind nun deutlich vor Baubeginn explodiert. Mehr als das Doppelte wird es kosten, die maroden Gebäude brandschutzsicher und barrierearm umzubauen. Um eine Finanzierung muss sich die Stadt erst noch bemühen. Auch die Fertigstellung wird sich voraussichtlich um eineinhalb Jahre verzögern.

Das ergab die von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie. Bei dieser kam heraus, dass der Zahn der Zeit deutliche Spuren hinterlassen hat: Wegen Nässeproblemen müssen Decken ausgetauscht werden und im Keller und Erdgeschoss zeigt sich Schimmel. Wärme-, Wasser- und Strominstallation sind nicht mehr intakt. Dachkästen und Dachentwässerung müssen erneuert werden. Fenster sind verwittert. Das Wasser hat seine Spuren an den Balken der Obergeschosse hinterlassen.

Keine Alternative

Laut Stadtverwaltung steigen die Baukosten für das Projekt damit von rund 2,3 Millionen Euro auf 5,9 Millionen Euro. Gesichert sind bisher nur die Planungskosten bis Ende 2024. Diese werden anstatt 240 Tausend Euro bei 550 Tausend Euro liegen. Ob die bereits bewilligten Mittel des Bundes von rund einer Million Euro überhaupt genutzt werden können, ist wegen des verzögerten Baubeginns fraglich.

Die Stadtverwaltung muss sich nun um die Verlängerung der Mittel beim Bund bemühen, sowie um weitere Fördermöglichkeiten. Aber nur, wenn der Stadtrat dem zustimmt.

„Bei Nichtbeschluss kann die Baumaßnahme nicht umgesetzt werden“, heißt es lapidar in der Vorlage des Kulturamts. Die damit verbundene „Initialzündung“ für die gesamte Parkanlage durch den Umzug des Haus Steinstraße e. V. kann dann nicht stattfinden. Die Kostenplanung für das Projekt wird in den Doppelhaushalt 2025/26 einfließen. Die Vorlage geht nun erstmal in die Fachausschüsse.

Anwohner kritisieren heruntergekommenen Park

2018 hatte das Klinikum St. Georg die Nutzung des größten Teils der im Robert-Koch-Park ansässigen Klinik aufgegeben. Schon die Rückübertragung der Gebäude in den Besitz der Stadt Leipzig fand mit fast einjähriger Verspätung statt.

Im Dezember 2021 legte der Stadtrat den Grundstein für die Sanierung unter anderem auch der beiden Häuser 5 und 6. Schon damals gab es heftige Diskussionen um die Kosten des Gesamtprojekts, also auch Brücken- und Statuensanierungen oder die Baumpflege. Diese waren in der Vorlage der Verwaltung deutlich zu niedrig angesetzt, so der Stadtrat Heiko Bär (SPD).

Ariane Zimmer (SPD) vom Stadtbezirksbeirat West kritisierte, dass der Park in den letzten Jahren nicht ausreichend gepflegt wurde. Grünauer Einwohner wiesen schon seit langem auf den maroden Zustand des Parks hin.

Ein Antrag von Grünen, SPD und Linke beauftragte die Stadtverwaltung mit der Entwicklung eines Gesamtkonzeptes für den Park und die Häuser bis Ende 2022. Das lässt immer noch auf sich warten.

Etwas belebt sind die Häuser im Robert-Koch-Park jedoch schon: Das Haus Steinstraße e. V. nutzt für einen Teil seines Betriebs bereits das Haus 4.  Im Mai 2022 zogen der Kindernotdienst und die Wohngruppe „Huschelnest“ ein. Laut Stadtverwaltung steigen die Baukosten für das Projekt damit von rund 2,3 Millionen Euro auf 5,9 Millionen Euro.

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