Auch als es am 17. Dezember im Leipziger Stadtrat um die Petitionen ging, tauchte das Thema wieder auf, das die Stadt in den nächsten Jahren regelrecht lähmen wird: das fehlende Geld. In diesem Fall das Geld, das fehlt, um das 2016 geschlossene Projekt Bimbo Town wieder an einem neuen Ort anzusiedeln und mit Leben zu erfüllen.

Aber dass Bimbo Town seither eingelagert ist, hat auch damit zu tun, dass es alternative alte Fabrikhallen, wo wieder losgelegt werden könnte, kaum noch gibt. Doch eigentlich ging es in der Ratsversammlung vor allem um ein Bekenntnis. Auch wenn Karin Wimmer in ihrer Petition beantragt hatte: „Die Stadt Leipzig sichert die Wiedereröffnung von Bimbo Town und fördert diese entsprechend.“

Die Petentin war in ihrer Petition recht deutlich geworden: „Bimbo Town wurde 2016 geschlossen, mit einer fulminanten Finnissage. Bis 2017 wurden alle Installationen abgebaut und eingelagert. Leipzig verlor einen Ort der extraordinären Kultur und wurde ein ganzes Stück langweiliger. Ich selbst bin 2012 dazugestoßen und habe 5 Jahre lang mitgeholfen mit Öffnungen für die Rundgänge in der Baumwollspinnerei zu ermöglichen.

Wir alle hofften bis zum bitteren Ende, dass es weitergehen könnte, aber alles musste raus und wir waren obdachlos. Seither suchen wir, eine Gruppe von Menschen in und um Leipzig eine neue Location, um die wunderbare Welt geschaffen von Jim Whiting wieder aufleben zu lassen. Nicht nur Leipzig, auch London, Basel, Regensburg, München, Eberswalde und viele andere Orte wurden besichtigt. Bisher haben wir noch nicht wirklich den idealen Standort gefunden, aber es gibt Möglichkeiten.

Diese Petition soll die ansprechen, die auch wieder in Bimbo Town mitarbeiten wollen oder einfach nur den ganz normalen Wahnsinn miterleben möchten.“

Also doch eine direkte Unterstützung durch die Stadt? Es würde so fern nicht liegen, denn dass Bimbo Town schließen musste, hatte ja auch mit den Plänen der Stadt zu tun, in der Halle 7 der Spinnerei das neue Naturkundemuseum unterzubringen, Pläne, die inzwischen aufgrund der Fragilität des Gebäudes begraben wurden. Bimbo Town musste einpacken. Und steckt heute noch immer in eingelagerten Kisten fest.

Schönes Projekt, aber …

Irgendwie positiv steht die Stadt dem Projekt weiterhin gegenüber. Aber irgendwie kann sie auch nichts tun. Und so vertröstet denn auch der Petitionsausschuss in seiner Beschlussvorlage: „Die Stadtverwaltung erkennt die kulturelle und künstlerische Bedeutung des Projekts Bimbo Town für die Entwicklung der Leipziger Kulturlandschaft an und begrüßt das im Rahmen der Petition zum Ausdruck gebrachte Engagement.

Aufgrund der angespannten Haushaltslage ist eine finanzielle Beteiligung der Stadt jedoch nicht möglich.
Die Verwaltung bewertet es positiv, wenn die Petition dazu beiträgt, bürgerschaftliches Engagement zu aktivieren und Unterstützerinnen und Unterstützer für eine mögliche Wiederaufnahme des Projekts zu gewinnen. Solches Engagement leistet einen wertvollen Beitrag zur kulturellen Vielfalt und Lebendigkeit der Stadt.“

Aber was sollen die Bürger machen, wenn es nicht einmal eine verfügbare Halle für den Wiederaufbau gibt?

Die Beschlussvorlage verwies gleich mal darauf, dass die Stadt auch noch finanziell klamm ist und auch nicht mit Geld helfen kann: „Gleichzeitig ist auf die aktuellen finanziellen Rahmenbedingungen hinzuweisen. Die Haushaltslage der Stadt Leipzig ist angespannt; notwendige Konsolidierungsmaßnahmen betreffen sämtliche Bereiche der kommunalen Aufgabenerfüllung. Vor diesem Hintergrund können neue Projekte, die zusätzliche oder dauerhafte Haushaltsmittel erfordern, derzeit nicht berücksichtigt werden.

Die Stadtverwaltung hält es daher für erforderlich, dass eine mögliche Realisierung des Projekts vorrangig durch zivilgesellschaftliche Initiativen, private Trägerschaften oder Kooperationen mit bestehenden Einrichtungen entwickelt wird. Die Stadt kann ein solches Engagement – wie bereits in der Vergangenheit erfolgt – begleitend und beratend unterstützen, ist jedoch gegenwärtig nicht in der Lage, finanzielle oder infrastrukturelle Verantwortung zu übernehmen.“

Das darf man wohl blumige Worten nennen. Oder das Eingeständnis einer Stadt, die mittlerweile finanziell am Gängelband der Landesdirektion hängt.

Wobei der Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses ein klein wenig mehr zugesteht: „Die Stadt Leipzig unterstützt das bürgerschaftliche Engagement zur Standortsuche bei Bedarf begleitend und beratend. Eine finanzielle Unterstützung bzw. Standortsicherung wird abgelehnt.“

Also wenigstens Hilfe bei der Standortsuche. Dem stimmte dann am 17. Dezember auch die Ratsmehrheit bei einer Gegenstimme zu.

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