Während Markkleeberg darüber debattiert, die Straßenbahnlinie 9 auf ihrem Südast einzustellen, sammelt der Ökolöwe Leipzig Unterschriften für eine Petition, die Strecke wenigstens bis zur Wendeschleife in Markkleeberg-Mitte zu erhalten. Denn aus Leipziger Sicht wären nicht nur Markkleeberg und das Forsthaus Raschwitz von einer sinnvollen Verbindung nach Leipzig abgeklemmt.

Auch der Wolfswinkel (der zu Leipzig gehört), der Wildpark und Connewitz-West hätten eine deutliche Einbuße im ÖPNV-Netz zu verkraften. Aus Sicht von Pro Bahn und Ökolöwe ziehen die für den ÖPNV im Leipziger Süden Verantwortlichen mit der Neuordnung des ÖPNV-Netzes in Markkleeberg nur alte Pläne durch, die schon seit Jahren eine Kappung der Linie 9 vorsehen. Und sie tun es so, dass die Leipziger dabei nicht einmal gefragt werden müssen.

Die Petition, für die die Ökolöwen auch am Donnerstag, 4. Juni, wieder Unterschriften sammelten am Connewitzer Kreuz, ist direkt an Leipzigs Planungsbürgermeisterin Dorothee Dubrau gerichtet, die die Stadt auch im Aufsichtsgremium der LVB vertritt. Sie wird aufgefordert, Leipzigs Position in diesem Verfahren zu stärken und einen Erhalt der Linie bis zur Wendeschleife am Dietrich-Bonhoeffer-Platz in Markkleeberg zu sichern. Spätestens im Oktober soll die Petition im Leipziger Rathaus übergeben werden.

Der Ökolöwe hofft dabei auch, dass mit der Petition verhindert wird, dass mit der Entfernung von Gleisen aus der Koburger Straße Tatsachen geschaffen werden, die später nicht mehr zu ändern sind. Über eine mögliche Trasse zum Cospudener See könne man dann immer noch nachdenken.

Mit Linie 70 an den Cospudener See?

Mit dem neuen ÖPNV-Konzept in Markkleeberg soll das, was bisher die Straßenbahn Nr. 9 abdeckte, durch eine Verlängerung der Linie 70 nach Markkleeberg abgesichert werden.

Was natürlich die Frage aufwirft: Welchen Sinn macht nach Ansicht der Planer die fast identische Linienführung der Linie 107 und 70 zwischen Markkleeberg-West und Connewitz Kreuz, wenn doch die Linie 9 einen so hohen Fahrgastverlust wie aufgeführt, vorweist?

Aus Sicht der Planer bedienen die 70 und die 107 künftig trotzdem unterschiedliche Interessen: “Die Linie 107 ist insbesondere als Direktverbindung von Zwenkau in den Süden Leipzigs angedacht. Hier gab es sowohl in der Fahrgastbefragung als auch bei der Auswertung der Kundenbeschwerden Hinweise darauf, dass die Verkehrsführung über Zöbigker als zu langsam empfunden wurde.”

Jeder zweite Nutzer der bisherigen Linie 107 nutzt diese auch jetzt schon über die Stadtgrenzen von Markkleeberg hinaus. Eine Verschmelzung der Linien macht also wenig Sinn, das sehen auch die Planer so: “Ein ‘Umsteigezwang’ der Zwenkauer von der Linie 107 zur Linie 70 würde zu Fahrgastverlusten auf der Linie 107 führen. Dies wurde im Zuge der Variantenerstellung geprüft und fand Berücksichtigung in der Variante drei.”

Linie 70 wird auch zum Nachtbus nach Markkleeberg

Und wie soll das nun in der Nacht werden? – Wird es zukünftig eine Verlängerung der Einsatzzeiten der Linie 70 geben oder wie werden Fahrgäste, welche die Bahn vom Sammelanschluss Hauptbahnhof Leipzig ab 23:30 / 00:00 / 00:30 sowie Samstag/Sonntag früh ab der Südvorstadt genutzt haben, nach Hause kommen?

Antwort der Planer: “Für Nutzer der oben genannten Sammelanschlüsse wurde ein Übergang von der Linie 11 zur Linie 70 am Connewitzer Kreuz vorgesehen. Der Anschluss erfolgt kurz darauf.”

Die Linie 70 ist jetzt schon eine sehr lange Buslinie. Wurde bei der Variantenprüfung beachtet, dass die Linie 70 aufgrund der Streckenführung eine höhere Verspätungsrate als die Linie 9 aufweist?

Die Planer sehen das nicht so: “Verspätungen ergeben sich unter anderem durch die Mitnutzung des ÖPNV von Straßenflächen des MIV. Sowohl die Linie 9 als auch die Linie 70 haben auf ihrem Linienweg hohe Anteile an der gemeinsam genutzten Verkehrsfläche. Busse können jedoch im Vergleich zu Straßenbahnen Hindernissen auf der Fahrbahn einfacher ausweichen, so dass insgesamt zwar Verspätungen möglich sind, diese aber nicht deutlich höher ausfallen sollten als derzeit mit der Straßenbahn.”

Und wann fährt der Bus elektrisch?

Und dann war da doch noch was: Haben die LVB nicht 2013 einen Test mit einem Elektrobus gestartet, der ab 2015 von Connewitz nach Markkleeberg fahren soll? Wird es den Einsatz von Elektrobussen geben?

Nein, sagen die Planer jetzt: “Derzeit wird für die Linie 70 und die Linie 108 (beide LVB) mit Dieselbussen geplant. Regionalbus Leipzig wird ausschließlich mit Dieselbussen verkehren. Die Vision wäre allerdings: Auf der Strecke könnten Elektrobusse eingesetzt werden.”

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>Busse können jedoch im Vergleich zu Straßenbahnen Hindernissen auf der Fahrbahn einfacher ausweichen, so dass insgesamt zwar Verspätungen möglich sind, diese aber nicht deutlich höher ausfallen sollten als derzeit mit der Straßenbahn

Also, diese “Planer” fahren doch jetzt nicht selbst als Busfahrgäste, oder doch? Woher denn haben sie diesen Schwachsinn her? Der Bus steht mit dem MIV genauso im Stau. Wenn der Bus ausweichen kann, haben das zwanzig andere MIVler schon längst getan und halten den Bus dann doch wieder auf. Die Anbindung ist mit der Straßenbahn definitiv schneller aufgrund der meistens doch schon ausgebauten Gleistrennung (im LVB-Schönsprech “Stadtbahn” genannt) und der an vielen Stellen bestehenden Vorrangschaltung an Kreuzungen.

Werte Planer, in welchem Jahrzehnt leben Sie? So, wie Sie argumentieren, hat man in den 1970ern zuletzt getan. Sind Sie schon so alt und nicht mehr lernfähig? Warum wohl werden europaweit neue Straßenbahnnetze gebaut?

Mir grauts langsam vor solch massiver Inkompetenz hier.

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