Es ist auch ein Zeichen an die große, wachsende Stadt Leipzig, das die kleine Große Kreisstadt Markkleeberg im Dezember gesetzt hat, gleich nach der heftigen Diskussion um die Einstellung der Straßenbahnlinie 9 nach Markkleeberg-West: die Stadt hat ihren langjährigen Bürgermeister und Oberbürgermeister, Dr. Bernd Klose, zum Ehrenbürger ernannt.

In seiner Dezember-Sitzung hat der Markkleeberger Stadtrat einstimmig dafür votiert, die Ehrung wurde jüngst im Rathaus vorgenommen. Und warum der Markkleeberger Stadtrat einstimmig votierte, das begründet der aktuelle Oberbürgermeister Karsten Schütze (SPD) so: “Dr. Bernd Klose füllte sein verantwortungsvolles Amt außerordentlich umsichtig, zukunftsorientiert und mit höchstem persönlichen Einsatz aus. Unter Zurückstellung der eigenen Person hat Dr. Klose in vorbildlicher Weise der Stadt Markkleeberg gedient. Deren Wohl stand für ihn in diesen 19 Jahren an erster Stelle.“

Und natürlich damit auch deren Selbstständigkeit. Denn seit die Nachbarstadt Leipzig wieder ein derart deutliches Bevölkerungswachstum hat, ist auch die Diskussion wieder aufgekommen, ob nicht die nächsten Städte rund um Leipzig eingemeindet werden sollten. Dabei geht es nicht einmal mehr um die Vergrößerung des Stadtgebietes oder die Steigerung der Einwohnerzahl, sondern um die zunehmenden Konflikte zwischen Entscheidungen in den beiden Landkreisen und den notwendigen Weichenstellungen auch in Leipzig. Die heftige Diskussion um das Nahverkehrskonzept für Markkleeberg hat gezeigt, wie wenig das oft zusammenpasst.

Ein besseres Miteinander täte Not. Aber augenblicklich dominiert auch in Markkleeberg die Haltung, dass Abgrenzung der bessere Weg zur Seligkeit ist.

“Einer seiner größten Verdienste für die Stadt Markkleeberg war der Kampf um den Erhalt der Selbstständigkeit unserer Stadt“, führt denn auch Karsten Schütze in seiner Laudatio auf Bernd Klose aus. Das ist deutlich, auch wenn es sich vor allem auf die heftigen Kämpfe gegen die Eingemeindung in den 1990er Jahren bezieht.

Von 1994 bis 2013 war Dr. Bernd Klose insgesamt 19 Jahre zunächst Bürgermeister, ab dem Jahr 2000 Oberbürgermeister der Stadt Markkleeberg. Gesundheitsbedingt musste er vorzeitig seine dritte Wahlperiode beenden. Karsten Schütze wurde sein Nachfolger.

Die Ehrung des 67-Jährigen wurde auf dem Neujahrsempfang der Stadt Markkleeberg vorgenommen. Zuvor hatte der Markkleeberger Stadtrat in seiner Dezember-Sitzung einstimmig einen Beschluss zur Ehrenbürgerschaft gefasst.

Die Stadt Markkleeberg hat momentan vier Ehrenbürger: Neben Dr. Bernd Klose, Oberbürgermeister a.D., sind dies Frau Dr. Zahava Stessel, ehemalige Inhaftierte des Außenlagers Markkleeberg des KZ Buchenwald; Jean-Marie Mick, ehemaliger Bürgermeister aus Markkleebergs Partnerstadt Pierre-Benite in Frankreich und Dr. Manfred Nozar, ehemaliger Bürgermeister aus Markkleebergs Partnerstadt Neusäß bei Augsburg in Bayern.

So betrachtet, ist das auch vom Markkleeberger Stadtrat ein deutliches Signal an Leipzig: Wir gehen unseren eigenen Weg.

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Es gibt 2 Kommentare

Herr Klose oist in der Nahverkehrsszene dafür “berühmt”, den ÖPNV in Markkleeberg fortgesetzt unterminiert zu haben. Das war null zukunftsorientiert.

Diese Verleihung der Ehrenbürgerschaft, noch dazu in dieser Eile nach Ende der Amtszeit, ist nur ein dröger Akt eines servilen Stadtrats. Provinzkram. Man hätte gar nicht davon berichten sollen.

“So betrachtet, ist das auch vom Markkleeberger Stadtrat ein deutliches Signal an Leipzig: Wir gehen unseren eigenen Weg.”

Ein Weg, der nie der richtige Weg war. Es ging im Rahmen der Wiedervereinigung auch (besonders) in Markkleeberg vorwiegend darum, Posten zu sichern.
Freunde der Blockparteien unterzubringen!

Auch wenn meine letzte Finanzrevision der Stadtverwaltung Markkleeberg nun schon rund 25 Jahre zurück liegt, kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie persönliche Interessen den Vorrang hatten. Ich konnte nur noch den Kopf schütteln.

Markkleeberg hatte am Ende der Ära der DDR einen fachlich überdurchschnittlich hervorragenden Bürgermeister, der dann auch in die Wüste geschickt wurde.

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