Im Landkreis Leipzig werden jetzt wieder die Biber gezählt, meldet die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises. Es ist mittlerweile Tradition, die Bibervorkommen im Landkreis Leipzig und in ganz Sachsen zu kartieren. Die Kartierung ist Bestandteil einer sachsenweiten Erfassung des größten heimischen Nagetieres. Das übrigens auch nicht auf der Roten Liste steht.

Auf der stehen die vom Aussterben bedrohten Tierarten. Zu denen gehörte der Biber mal. „Nach anhaltender Verfolgung – wegen des Fells, Fleisches und zur Arzneigewinnung – war der Biber zum Ende des 19. Jahrhunderts in weiten Teilen Sachsens ausgerottet“, hieß es 2012 in einer Publikation „Weiße Liste ausgewählter Arten“ des Sächsischen Umweltministeriums. „Vorkommen bei Torgau waren Teil der letzten Population des Elbebibers in Deutschland. Zwischen 1920 und 1945 nahm der Biberbestand aufgrund jagdlicher Schonzeiten, schließlich völligem Jagdverbot und einsetzender Schutzmaßnahmen wieder deutlich zu. Nach einem erneuten Bestandstief in den 1950er Jahren (Wilderei, Tbc-Seuche) bewirkte der strenge Schutz eine Trendwende mit einer lange anhaltenden Zunahme.“

Der Bestand hat sich stabilisiert und der Biber ist heute wieder an unverbauten Flussläufen in Sachsen regelmäßig anzutreffen.

„Der Bestand ist seit 1972, als ca. 80 Elbebiber 22 Reviere bewohnten, zum Jahr 2007 auf ca. 950 Biber in ca. 270 besiedelten Revieren angewachsen“, so das Umweltministerium 2012.

Die „Biberbroschüre“ für den sächsischen Teil der Elbebiberpopulation geht sogar von über 1.000 Tieren aus: „Aktuell leben in Sachsen wieder ca. 1.000 bis 1.200 Elbebiber. Heute liegt das Hauptverbreitungsgebiet des sächsischen Elbebibers im Naturpark Dübener Heide im Landkreis Nordsachsen. Um die Biberbestände genau einschätzen zu können, erfordert es eine regelmäßige Kontrolle der Biberreviere in einem Gebiet. Weiterhin aktuell sind im Landkreis Nordsachsen 155 Biberreviere bekannt. Nur ein Teil der Reviere ist ständig besetzt. In manchen Revieren wurde schon jahrelang kein Biber mehr gesichtet. So sind derzeit mindestens 103 Reviere bewohnt, in denen rund 350 Biber leben.“

Biber an der Mulde in Bahren. Foto: S. Möhring Landratsamt Landkreis Leipzig
Biber an der Mulde in Bahren. Foto: S. Möhring Landratsamt Landkreis Leipzig

Und auch der Landkreis Leipzig kümmert sich um die großen Nager.

„Seit der Wiedereinwanderung des Bibers in den (heutigen) Landkreis Leipzig im Jahr 1967, werden die Tiere regelmäßig durch ehrenamtliche Biberbetreuer erfasst“, erklärt Sven Möhring von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. „Da die streng geschützten Elbebiber vorrangig dämmerungs- und nachtaktiv sind, gehört viel Glück dazu, einen dieser bis zu 35 kg schweren Nager zu Gesicht zu bekommen. Für die im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde tätigen Kartierer sind daher vor allem Aktivitätshinweise, wie Fraßspuren, Fährten, Baue oder Dämme von großem Interesse. Mithilfe dieser Informationen können Rückschlüsse auf die Bestände entlang der Mulde und ihrer Nebengewässer geschlossen werden.“

Im Einzugsbereich der Weißen Elster sei der Biber bislang noch nicht im Landkreis Leipzig angekommen, so Möhring. Aber erste Ansiedlungen im Stadtgebiet von Leipzig lassen es in naher Zukunft wahrscheinlich werden, dass „Meister Bockert“ in den nächsten Jahren auch in Pleiße, Parthe oder den Tagebauseen südlich von Leipzig auftaucht.

Informationen zu Bibervorkommen nimmt die Untere Naturschutzbehörde dankend entgegen unter Tel. (03437) 984-1977.

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