Es hat geklappt. Im Sommer warb Ackerilla um Unterstützung, um in Sehlis bei Taucha 14 Hektar Land kaufen zu können, um darauf solidarische Landwirtschaft zu betreiben. Nun konnten die mutigen Ackerleute mitteilen: Die Kulturland-Genossenschaft konnte bei Leipzig-Sehlis gut 13 Hektar Land für die Solidarische Landwirtschaft Ackerilla kaufen.

Die erfolgreiche Einwerbung von Genossenschaftsanteilen ermöglichte es dem Gärtnerkollektiv, ab September ihre ökologische Bewirtschaftung zu starten. Das sei nicht nur gut für den Boden, sondern ermögliche auch die CO2-Bindung in Boden und Gehölzen. Dies ergaben jetzt Berechnungen von Soil & More, die mit ihrer „True Cost Accounting Methodik“ Daten für die Landwirtschaft erhebt und lokale Emissionszertifikate vergibt. Denn das Gärtnerkollektiv wird einen konventionellen Acker mit ausgeräumter Landschaft in ein vielfältig renaturiertes Areal mit Gemüsebau, Hecken, Beerensträuchern und Bäumen verwandeln.

Die Experten errechneten eine voraussichtliche Bindungsleistung von etwa 1,6 Tonnen CO2 pro Hektar jährlich. Bei den Ackerilla-Flächen von 12,8 Hektar entspricht das etwa 20,5 Tonnen CO2 im Jahr.

Maßgeblich für die Berechnungen war die Annahme einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Bewirtschaftung, mit der Ackerilla die Flächen fortan bestellen will. Hier soll zu gleichen Teilen Bio-Gemüse zum Verzehr angebaut, ebenso wie Klee zur Düngung des Bodens ausgebracht werden. Auch Aufforstungsmaßnahmen wurden mit einberechnet. Diese ergeben in der Zukunft eine Kohlenstoffspeicherung im Oberboden sowie in aufwachsender Baum-Biomasse. Die kohlenstoffspeichernden Maßnahmen im landwirtschaftlichen Bereich resultieren in der Annahme vor allem aus Kompostausbringung, reduzierter Bodenbearbeitung sowie Zwischenfrucht- und Bodendecker-Anbau. Daneben hat der angenommene Gehölzaufwuchs durch einen Waldhain, mehreren Heckenpflanzungen sowie einer Streuobstwiese zur Bindungsleistung beigetragen.

Und für Mitglieder der Genossenschaft natürlich interessant ist die Frage:

Wie viel CO2 spare ich durch einen Genossenschaftsanteil?

Die Kulturland Genossenschaft wirbt Anteile à 500 Euro für Flächenkäufe ein, um gemeinsam mit Bürgerinnen und Bauern kleineren Höfen und Familienbetrieben die Existenz zu sichern, die ökologische und regional eingebundene Landwirtschaft betreiben. Diese gemeinschaftlich verwalteten Kulturland-Flächen werden dann den Bauern zu einem günstigen Pachtpreis zur Verfügung gestellt.

Wie viel CO2 bindet ein Bürger nun mit einem 500-Euro-Anteil? „Bei einem Bodenpreis von 16.000 Euro pro Hektar für Leipzig-Sehlis kommen Genossen auf 50 kg CO2 Einlagerung pro 500-Euro-Anteil, und zwar ab jetzt jedes Jahr“, erläutert Stephan Illi, Vorstandsmitglied bei der Kulturland eG.

Geht man nun von einer Fläche von 2.000 m² Ackerfläche aus, die jedem Menschen für die Ernährung zur Verfügung steht – wie die Zukunftsstiftung Landwirtschaft mit ihrem Projekt „Weltacker“ errechnete – ergibt sich für jeden Bürger 320 kg Co2-Bindungsleistung pro Jahr. Vorausgesetzt er erwirbt 6,4 Anteile, also einmalig 3.200 Euro an der Kulturland Genossenschaft. Wer also aktiv Klimaschutz betreiben will, könne mit einer Beteiligung an der Kulturland Genossenschaft und Förderung des ökologischen Anbaus dazu beitragen, dass sich die Klimabilanz insgesamt für alle verbessert.

Symbolische Grundsteinlegung Ackerilla im November

Für die Solawi Ackerilla geht es nun im Aufbau weiter. Im Oktober konnten bereits die ersten Zäune gesetzt werden. In Kürze plant man einen Kleintraktor sowie zwei Bauwagen zu erwerben. Auch eine kleine Rundbogenhalle soll errichtet werden. Ab dem 9. und 10. November werden dann auf den Flächen der Ackerilla die ersten Hecken gepflanzt. Dazu ruft das Gärtnerkollektiv noch zur Mithilfe auf. Für sie ist es die symbolische Grundsteinlegung. Zur nächsten Erntesaison in 2020 will man dann die ersten Ernteanteile für die Mitbäuerinnen der Solawi bereithalten können.

Ackerilla sucht Unterstützer für solidarische Landwirtschaft auf 14 Hektar Land in Sehlis bei Taucha

Ackerilla sucht Unterstützer für solidarische Landwirtschaft auf 14 Hektar Land in Sehlis bei Taucha

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