Nicht nur über die Mitwirkungsrechte der Fahrgäste an den Entscheidungen des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) hat sich das Leipziger Jugendparlament Gedanken gemacht. Junge Leute nutzen ja deutlich häufiger als ältere den ÖPNV – auch die Leipziger Stadtgrenzen überschreitend. Und da bekommen sie natürlich mit, wie dysfunktional das Nahverkehrssystem ist. An den Stadtgrenzen hört es auf zu funktionieren.

Was übrigens auch mehrere der inzwischen 37 Änderungsanträge zum neuen Nahverkehrsplan thematisieren. Reihenweise fühlen sich die Ortsteile am Stadtrand abgehängt, können von einer Straßenbahn- oder S-Bahn-Verbindung ins Stadtzentrum nur träumen.

Und selbst in der Freizeit merken die Leipziger, dass an den Tarifgrenzen etwas gewaltig klemmt. Was zum Teil an der Politik des MDV liegt, der eben nicht wirklich der unabhängige Verband ist, der das ÖPNV-System im Verbundgebiet optimal steuert. Dazu haben die im Verband versammelten Gemeinden und Verkehrsunternehmen viel zu viel Macht. Das Ergebnis: Immer wieder werden Entscheidungen eben doch nur für die Gemeindeebene getroffen. So wie es 2014 zu erleben war, als Markkleeberg das Ende der Linie 9 auf seinem Stadtgebiet beschloss.

2015 fuhr die letzte Straßenbahn nach Markkleeberg-West. Gleichzeitig stimmte der Markkleberger Stadtrat gegen die von den LVB vorgeschlagene Verlängerung der Straßenbahnlinie 11 zum Markkleerger See. Die ÖPNV-Verbindungen von Leipzig an die beiden großen Seen im Süden haben sich also verschlechtert, auch wenn der Bus Linie 70 seitdem Markkleeberg-West (aktuell freilich auch nicht mehr, da fährt er nur bis Sonnesiedlung) ansteuert.

Und das, obwohl auch damals schon darüber diskutiert wurde, dass die ÖPNV-Verbindungen an die Seen eigentlich verbessert werden müssten.

Ein Thema, das das Leipziger Jugendparlament jetzt in einem Einzelpunkt aufgreift.

„Das Jugendparlament beschließt, die Stadtverwaltung zu beauftragen, eine bessere ÖPNV-Anbindung in den Abendstunden am Cospudener See umzusetzen. Die Stadtverwaltung Leipzig soll dabei mit der Stadtverwaltung Markkleeberg zusammenarbeiten. Ziel dabei ist es, auch nach 22 Uhr eine direkte Verbindung zwischen Markkleeberg und Leipzig über die Haltestelle Cospudener See/Nordstrand einzurichten“, lautet der Vorschlag des Jugendparlaments, den die jungen Leute auch begründen.

„Ab 22 Uhr ist es besonders im Sommer für junge Menschen nicht mehr möglich, schnell und sicher am kulturellen Leben in Leipzig teilzuhaben, weil die Anschlüsse an die Außenbezirke und an die Landkreise unzureichend bis gar nicht vorhanden sind. Durch eine bessere Anbindung auch zur Festivalsaison kann der Cospudener See auch besser touristisch erschlossen werden.“

Aktuell berührt die Buslinie 65 auf ihrer Fahrt von Markranstädt nach Markkleeberg auch das Nordufer des Cospudener Sees. Wochentags hält der Bus im 20-Minuten-Abstand am Nordufer, in den Abendstunden dünnt der Takt dann auf 30 Minuten aus. Nach 22 Uhr rollt hier gar nichts mehr.

Immerhin schafft der Bus eine direkte Verbindung zum S-Bahnhof Markkleeberg. Etliche der ÖPNV-Verbindungen zu den Seen im Umland wirken bis heute wie ein Provisorium. Naheliegende Verbindungen werden nicht genutzt, Busse fahren auf abenteuerlichen Touren. Ein Gesamtkonzept fürs Neuseenland ist nicht wirklich zu greifen. Das gilt auch für den Leipziger Nordraum.

Leipzigs Jugendparlament beantragt mehr Mitbestimmung im MDV

Leipzigs Jugendparlament beantragt mehr Mitbestimmung im MDV

Hinweis der Redaktion in eigener Sache (Stand 1. November 2019): Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.

Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen und ein Freikäufer-Abonnement abschließen.

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.

Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 400 Abonnenten.

Alle Artikel & Erklärungen zur Aktion Freikäufer“

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar