„Region hält an Vollendung des Schlüsselkurses 5 fest“, meldete am 19. Juni, die Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland. Der „Schlüsselkurs 5“ ist der Bootskurs von der Connewitzer Schleuse über die Pleiße zum Markkleeberger See. Was fehlt, ist die Verbindung von der Pleiße zum See, liebevoll „Markkleeberger Wasserschlange“ genannt. Doch 2018 lehnte die Landesdirektion Sachsen die vorgelegten Pläne als nicht genehmigungsfähig ab. Jetzt startet der zweite Versuch, die Verbindung herzustellen.

Für die Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland gehen die Planungen im Wassertouristischen Nutzungskonzept (WTNK) ungemindert weiter, auch wenn 2019 sämtliche Umweltverbände den Runden Tisch zur Novellierung des WTNK geschlossen verlassen haben. Der Dissens ist bis heute nicht ausgeräumt. Mittlerweile machen die diversen Stellungnahmen aus dem Grünen Ring immer unverständlicher, was die in diesem Gremien verbundenen Ämter und Bürgermeister eigentlich erreichen wollen. Denn an der Forderung, das WTNK endlich unter den Primat des Naturschutzes zu stellen, kommen sie nicht mehr vorbei.

Es waren auch umwelt- und wasserrechtliche Rahmensetzungen, die das erste Projekt „Wasserschlange“ nicht genehmigungsfähig gemacht haben.

Doch für die Steuerungsgruppe, deren Sprecher derzeit Henry Graichen, der Landrat des Landkreises Leipzig, ist, gilt weiterhin: „Die Anbindung des Markkleeberger Sees an das Leipziger Fließgewässernetz zählt nach wie vor zu den Schlüsselvorhaben bei der Herstellung des Gewässerverbundes im Leipziger Neuseenland.“

2019 beauftragte die Steuerungsgruppe weitere Prüfungen zur Gewässeranbindung für den Markkleeberger See. Dazu wurden den Mitgliedern der Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland nun in ihrer 57. Sitzung am 19. Juni die Ergebnisse aus der „Studie zur Bewertung der Alternativvarianten für eine gewässertouristische Verbindung zwischen dem Markkleeberger See und dem Leipziger Fließgewässernetz“ vorgestellt.

Die Studie wurde Anfang 2019 von der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) in Auftrag gegeben, um mögliche Alternativen zur „Markkleeberger Wasserschlange“ für eine gewässertouristische Verbindung zwischen dem Markkleeberger See und dem Leipziger Fließgewässernetz zu untersuchen.

Das Grundanliegen bei der Prüfung der Alternativen bestand darin, für alle denkbaren und im öffentlichen Diskurs befindlichen Varianten eine vergleichbare Untersuchungstiefe hinsichtlich der wasserfachlichen Rahmenbedingungen, der Raumwiderstände und der Kostenrelationen herzustellen.

Im Ergebnis lieferte die Studie insgesamt zehn Varianten mit Untervarianten, aus denen mithilfe einer einheitlichen und umfassenden Matrix bereits die Vorschläge mit den größten Realisierungschancen herausgefiltert werden konnten, so die Steuerungsgruppe. Diese sollen nun weiter geprüft und damit die Untersuchungen für eine optimale und für gewässerangepasste Mehrpersonenboote nutzbare Verbindung zwischen dem Markkleeberger See und der Pleiße weiter fortgesetzt werden, meldet die Steuerungsgruppe.

„Die Region hält an der Vollendung des Schlüsselkurses 5 bis zum Markkleeberger See fest. In den nächsten Wochen und Monaten werden deshalb Planungsoptimierungen geprüft und es wird weitere Abstimmungen zwischen den Mitgliedern der Steuerungsgruppe geben“, betont Henry Graichen.

Darüber hinaus wird auch eine Prüfung zur wassertouristischen Nutzung der Kleinen Pleiße vorgenommen. Die Stadt Markkleeberg hat dazu bereits einen Antrag zur „Aufsattelung des Wassertourismus“ auf die derzeitige Planung der LMBV zur „Ableitung des Überschusswassers aus dem Markkleeberger See über die Kleine Pleiße“ gestellt.

Der Abfluss des Markkleeberger Sees in die Kleine Pleiße. Foto: Ralf Julke
Der Abfluss des Markkleeberger Sees in die Kleine Pleiße. Foto: Ralf Julke

Um ihrer Pflichtaufgabe zur Ableitung des Überschusswassers aus dem Markkleeberger See nachzukommen, plant die LMBV sowieso die Ertüchtigung der Kleinen Pleiße, die heute schon der Hauptabfluss des Markkleeberger Sees ist. Mithilfe von Umtrageeinrichtungen soll relativ kurzfristig eine Nutzung der Kleinen Pleiße für Wasserwanderer ermöglicht und der Ein- und Ausstieg an den festgelegten Uferbereichen erleichtert und gelenkt werden, so die Steuerungsgruppe.

Das ist dann auch die Variante, die die LVZ dann schon mal als die „neue Wasserschlange für Wasserwanderer“ beschrieben hat. Wobei von der „Wasserschlange“ erst einmal nichts übrig bleibt. Denn die Kleine Pleiße existiert ja schon als Flusslauf, ist bislang aber auch nicht für Paddler befahrbar. Falls die LMBV sie dementsprechend ertüchtigt, könnte sie von der Pleiße aus als Verbindungsroute für Paddler funktionieren.

Wofür es bis jetzt überhaupt noch keine belastbare Variante gibt, ist der immer wieder beschworene „wassertouristische Kurs“, mit dem die Steuerungsgruppe immer einen wirtschaftlichen Betrieb der Gewässer meint – also in diesem Fall die Nutzbarkeit für Mehrpersonenboote. Die ist aber auf der Kleinen Pleiße genauso wenig möglich wie auf der Mühlpleiße.

Der „wassertouristische“ Kurs 5 ist also Utopie. Und es sieht auch nicht so aus, als könnte irgendwo zwischen Markkleeberger See und Pleiße ein künstlicher Kanal gebaut werden dürfen, der das ändert.

Aber es wird immer deutlicher, dass die Steuerungsgruppe auf einen gewaltigen Konflikt zuschippert, weil sie von den ingenieurtechnischen Visionen des Jahres 2006 nicht bereit ist abzurücken. Auch nicht vom technisch ausgebauten Kurs 5 : „Dieser verläuft nach seiner Fertigstellung vom Leipziger Stadthafen über den Elstermühlgraben und die Pleiße in den Markkleeberger See und von dort über die Kanuparkschleuse bis zur Magdeborner Halbinsel am Störmthaler See. Damit der Kurs 5 zukünftig mit gewässerangepassten Mehrpersonenbooten – den sog. LeipzigBooten – durchgängig befahrbar ist, gilt es, den Markkleeberger See noch an die Pleiße anzubinden.“

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