In den vom Bund-Länder-Koordinierungsgremium (BLKG) beschlossene Bundesmaßnahmen nach dem Investitionsgesetz Kohleregionen (InvKG) steht der Bau eines Tunnels für die B2 in Markkleeberg noch nicht. Aber in Markkleeberg ist man geradezu zuversichtlich, dass das doch noch werden wird. Genauso wie die Wasserverbindung von der Pleiße zum Markkleeberger See, die 2018 als Projekt „Markkleeberger Wasserschlange“ an lauter umweltrechtlichen Problemen gescheitert ist. Nun haben Leipzig und Markkleeberg ihre Vereinbarung zum agra-Park erneuert. Da stecken beide Projekte wieder drin.

Am Freitag, 9. Juli, in Markkleeberg haben beide Verwaltungen ihre Vereinbarung zum agra-Park erneuert. Mit ihren Unterschriften bekräftigten Karsten Schütze, Oberbürgermeister der Stadt Markkleeberg, und Heiko Rosenthal, Bürgermeister und Beigeordneter für Umwelt, Klima, Ordnung und Sport der Stadt Leipzig, die weitere Entwicklung des Parks.Mit dem B2-Tunnel und der Gewässerverbindung aus Leipzig zum Markkleeberger See stehen zwei Vorhaben im Mittelpunkt des Papiers, die die Entwicklung des Parks zumindest beeinflussen

Es „sind die Umsetzung der wassertouristischen Verbindung des Markkleeberger Sees mit dem Leipziger Fließgewässernetz und die Wiederherstellung der historischen Parkanlage in Folge der Errichtung des B2-Tunnels im Bereich der agra als Schwerpunktprojekte zu berücksichtigen“, heißt es im Wortlaut des Dokuments.

„Der Tunnel wird kommen“, legte sich Karsten Schütze fest und schob damit Aussagen zur Seite, wonach das Vorhaben „auf Eis liege“.

Denn ursprünglich war auch der Tunnel, der die derzeit auf Stelzen durch den Park führenden B 2 ersetzen soll, für die Strukturmaßnahmen im Rahmen des Kohleausstiegs angemeldet. Doch dort wurde dieses Straßenbauprojekt – anders als etwa die Elektrifizierung der Bahn nach Chemnitz oder die S6 nach Merseburg – nicht berücksichtigt. Was eigentlich logisch ist: Wenn der Kohleausstieg Sinn ergeben soll, müssen vor allem umweltfreundliche Verkehrsarten gefördert werden.

Das Problem der B2 ist freilich, das die alte Stelzenkonstruktion aus DDR-Zeiten mittlerweile ziemlich mitgenommen ist und erneuert werden muss. Aber ein Stelzenneubau würde die Zerschneidung des agra-Parks wieder für Jahrzehnte betonieren, weshalb Markkleeberg seit Jahre darum kämpft, dass die B2 künftig mit einem Tunnel unter dem agra-Park hindurchgeführt wird. So kann man auch die historischen Parkstrukturen an der Oberfläche wieder herstellen.

Und Markkleebergs OBM Karsten Schütze betont: „Es finden intensive Gespräche dazu statt. Der Ministerpräsident Michael Kretzschmer hat im Rahmen einer Videokonferenz den Tunnel selbst dreimal angesprochen, weshalb wir davon ausgehen, dass der Tunnel kommt.“ Ebenso sei die Gewässerverbindung „gemeinsamer Wille der Städte Leipzig und Markkleeberg.“ Der Kurs 5 sei als Vorhaben noch offen.

Andererseits aber ist dieser seinerzeit als „Markkleeberger Wasserschlange“ gehandelte Kurs 5im Jahr 2018 an einer Genehmigungsfähigkeit gleich aus Dutzenden naturschutz- und wasserrechtlichen Gründen gescheitert. Es wäre die Gelegenheit gewesen, das Projekt zu begraben, erst recht, als sich sämtliche Naturschutzverbände der Region gegen eine Fortführung des WTNK aussprachen.

Doch in eigener Hoheit entschieden die in der Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland versammelten Ämter, 2019 weiterzumachen. Just in dem Jahr, in dem der Runde Tisch zum Wassertouristischen Nutzungskonzept auseinanderflog, weil ihn die Umweltvereine  geschlossen verließen. Wobei bis heute nicht klar ist, aus welchen Mitteln das 15-Millionen-Euro-Kanalprojekt bezahlt werden soll, da die sogenannten Paragraph-4-Mittel, mit denen die Bergbaufolgelandschaften aufgewertet werden sollten, dafür nicht mehr ausreichen.

Parallel sind ja auch die Kosten für den Hartkanal zwischen Zwenkauer und Cospudener See explodiert und am Störmthaler Kanal sorgen massive Sickerwasserprobleme dafür, dass er auf unabsehbare Zeit geschlossen bleiben wird.

Die Schwerpunkte im Neuseenland müssten sich also deutlich verändern, weg vom sogenannten Wassertourismus, der durch die rapiden Klimaveränderungen auch massive Probleme im Wasserhaushalt bekommen wird, hin zur sanften Naherholung.

Aber die Botschaft ist in den Rathäusern noch immer nicht angekommen.

Darüber hinaus basieren auch noch viel kleinere Maßnahmen beider Städte auf dieser Vereinbarung, die alle fünf Jahre erneuert wird. „Diese Vereinbarung ist nicht nur ein Stück Papier“, schwor Karsten Schütze. „Sie wird wirklich gelebt.“ Dabei verwies das Markkleeberger Stadtoberhaupt auf das agra-Park-Netzwerk, das sich zweimal im Jahr trifft. „Hier findet gelebte Partnerschaft statt. Hier arbeiten wir eng und gut zusammen.“

Nur die Ergebnisse sind etwas mager, wenn man zum Beispiel die stagnierende Entwicklung im Leipziger Teil des Parks betrachtet.

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Es gibt 2 Kommentare

Die Willensbekundung der beiden Bürgermeister zu Lasten Dritter ist nichts als politischer Populismus. Die beiden Städte sind weder Geldgeber noch stellen sie das Baurecht her. Wir sind jetzt, da die Finanzierung der gegenüber der Brücke mehrfach teureren Tunnellösung nicht geklärt ist, wieder auf dem Stand von vor zehn Jahren angekommen. Eigentlich sind die Perspektiven jetzt noch schlechter, da der Bund für solche Projekte nach Corona auch kein Geld mehr locker machen wird. Alles wieder auf Null besser minus Eins.

Harthkanal – mit zwei h.

Ist man beim Tunnelprojekt ehrlich? Man hat nördlich und südlich neuen Geländeverlust für die Rampen.

War sowieso von vornherein Quark, die B2 als Stadtautobahn durch Leipzig zu führen.

In zivilisierten Großstädten sind Bundesstraßen innerstädtisch ganz normale Hauptverkehrsstraßen. Mit Ampeln.

In Leipzig hat man es sogar geschafft, eine Bundesstraße durch ein klares Wohngebiet zu führen: Gustav-Adolf-Straße. Ist jetzt nicht mehr, dafür und für die Leipziger Autofahrer ist aber die Kleine Funkenburg abgerissen worden.

Man sollte die B2 woanders lang führen. Eine neue Umgehungsstraße Markkleebergs wäre speziell hier vielleicht ein guter Preis, damit der agra-Park wieder zum ungeteilten Leben erwacht.

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