Einst war er zu Gast in der „Goldenen Sonne“. Heute erinnert ein Kunstwerk an diesem Haus in Nerchau an den „japanischen Goethe“. Im Sommer 1885 machte ein besonderer Gast Station im Muldental: Der japanische Arzt und spätere Nationaldichter Mori Ōgai wohnte während des sogenannten Herbstmanövers im Gasthaus „Zur Goldenen Sonne“. Man erzählt sich, er habe ein Theaterstück im Haus besucht.
Heute, 140 Jahre später, erinnert Regina Lamik, Eigentümerin des Sonnen-Hauses, auf eindrucksvolle Weise an den berühmten Besucher: Ōgai blickt nun überlebensgroß von ihrer Hauswand. Der Künstler und Historienmaler Volker Pohlenz sowie Malermeister Bernd Aurig schufen das Kunstwerk.
Volker Pohlenz malte bereits im Auerbachs Keller ein Wandbild von Mori Ōgai in der Mephisto Szene. „In einem Jahr möchten wir eine Gedenkveranstaltung organisieren“, so Lamik. Eigentlich war sie schon für dieses Jahr geplant, musste aber wegen Terminüberschneidungen verschoben werden.
In Japan ist er eine Berühmtheit
In Japan kennt ihn jedes Kind: Mori Ōgai war nicht nur Arzt, sondern auch Dichter, Schriftsteller – und der erste große Goethe-Übersetzer. Seine Jahre in Deutschland prägten ihn entscheidend. Dass auch Nerchau Teil dieser Geschichte ist, macht den Grimmaer Ortsteil neben Mutzschen und Döben zu einem Schauplatz weltliterarischer Geschichte.
Von 1884 bis 1888 studierte der 1862 in Tsuwano (Japan) Geborene als Regierungsstipendiat Hygiene und Heeressanitätswesen in Leipzig, Dresden, München und Berlin. Hier begann er sich auch intensiv mit deutscher Literatur zu beschäftigen. Berühmt wurde er ja in Japan vor allem als „Faust“-Übersetzer. Und auch das verbindet ihn direkt mit Leipzig.
1885 besuchte er während seines Studienaufenthaltes am 27. Dezember Auerbachs Keller und erhielt hier die Anregung, Goethes „Faust I“ und „Faust II“ ins Japanische zu übersetzen. Seine bis heute gültige Übersetzung wurde 1913 gedruckt. 2009 wurde in Auerbachs Keller das großflächige Gemälde „Mori Ōgai erinnert sich an den 27. Dezember 1885 in Auerbachs Keller“ des Malers Volker Pohlenz enthüllt.
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Ich habe 2 Jahre in Japan gelebt. Großartiges Land. Jeder kann dort viel lernen und wachsen. Leider erfahre ich nun hier in Leipzig, wie die Redaktion der LEIPZIGER ZEITUNG meine Würde verletzt :https://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/2025/07/chemie-professor-629960#comment-45386