Manchmal sind es in Landtagsanfragen gar nicht die fetten Themen aus der Überschrift, die wirklich interessant sind – auch wenn sich Teile der Medien über diese Themen regelmäßig zerfetzen können. Klingt doch brandgefährlich, wenn man mal wieder über „Wolfsmischlinge“ orakeln kann. Und da Andreas Heinz, der landwirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag, derzeit alle möglichen Wolfs-Fakten abfragt, hat er auch nach den „Wolfsmischlingen“ gefragt.

Auch fachlich richtiger Wolfshybride genannt. Das sind Wölfe, die aus der Verpaarung von Wölfen mit Hunden entstehen. Für Sachsen gilt, so Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU): „Derzeit sind keine Hinweise zum Vorkommen von Wolfshybriden in der Natur des Freistaates Sachsen bekannt.“

Wenn man solche Hybriden findet, wird natürlich versucht, sie aus dem Bestand zu entfernen. Es geht dabei immer um den Schutz des Menschen und die Wahrung der natürlichen Distanz des wildlebenden Wolfes zum Menschen.

Mit einem Fall hatten die sächsischen Behörden freilich doch zu tun. Das war ein Hybride aus Neustadt (Spree) im Landkreis Bautzen. Der Fall ereignete sich freilich schon 2004. Thomas Schmidt: „Darüber hinaus wurde der Schädel eines Wolf-Hund-Mischlings kraniologisch untersucht, der aus einer Verpaarung einer Wolfsfähe mit einem Haushundrüden bei Neustadt/Spree im Jahr 2003 entstammt.

Der Mischling war gefangen und in ein Gehege im Nationalpark Bayerischer Wald gebracht worden, wo er nach Verletzungen eingeschläfert werden musste. Dieser Schädel zeigt in der Fluktuation bei ausgewählten Schädelmerkmalen sowohl wolfstypische als auch hundetypische Merkmale.“

Aber aktuell wurde das Thema wieder mit dem Sichten von Wolfsmischlingen in der Nähe des thüringischen Ohrdruf.

Aber in dieser Beziehung ist die Anfrage eigentlich nicht so spannend, auch wenn Thomas Schmidt recht genau erklärt, wie Sachsen mit Wolfsproben umgeht. „Das Senckenberg-lnstitut Gelnhausen ist das deutsche Referenzlabor für genetische Untersuchungen zum Wolf. Die Beauftragung eines zentralen Referenzlabors für alle innerhalb eines Landes anfallenden Untersuchungen von Wolfsproben ist international üblich und hat sich bewährt.

Der Grund hierfür ist, dass das Senckenberg-lnstitut sich, über die eigenen Proben hinaus, entsprechende Vergleichsproben aus den europäischen Wolfsvorkommen über andere wissenschaftliche Einrichtungen angeschafft hat und so nicht nur Wolf/Hund und Hybrid unterscheiden, sondern auch Verwandtschaftsverhältnisse und genetischen Austausch zwischen den Populationen aufzeigen kann.“

Und wenn die (toten) Wölfe untersucht wurden, kommen ihre Schädel nach Görlitz ins dortige Senckenberg Museum für Naturkunde zur weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung. Aber in der Regel weiß man dann schon, wie der jeweilige Wolf zu Tode kam. Und da ist dann eine Zahl natürlich interessant. Thomas Schmidt: „Bis heute wurden 68 im Freistaat Sachsen tot aufgefundene beziehungsweise euthanasierte Wölfe im Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz kraniologisch analysiert.“

Euthanasiert heißt dann wohl: eingeschläfert bzw. offiziell erschossen. Während die „tot aufgefundenen Wölfe“ oft von Wilderern erschossen wurden, von Kraftfahrzeugen auf Landstraßen überfahren wurden oder tatsächlich aus natürlichen Ursachen zu Tode kamen.

Aber tote 68 Wölfe, das ist schon eine eindrucksvolle Zahl, wenn man bedenkt, dass die Wölfe erst im Jahr 2000 wieder nach Deutschland bzw. Sachsen einwanderten.

Sachsen finanziert jedes Jahr ein professionelles Netzwerk zur Wolfsprävention und zur wissenschaftlichen Wolfsforschung

Sachsen finanziert jedes Jahr ein professionelles Netzwerk zur Wolfsprävention und zur wissenschaftlichen Wolfsforschung

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