Seit Wochen ist es heiß und trocken in Sachsen. Der Landwirtschaftsminister rechnet mit heftigen Ernteausfällen. Aber dass es der Freistaat mit einer Wetterlage zu tun bekommt, die künftig immer öfter auftreten wird, hat er nicht mal thematisiert. Worüber sich natürlich Wolfram Günther, der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Landtag, zu Recht wundert.

„Seit Anfang April ist es in Sachsen sonnig, warm und trocken. In vielen Regionen Nord-, Ost- und Mittelsachsens sind die Niederschläge außergewöhnlich lange ausgeblieben oder nur in sehr geringen Mengen gefallen. Insbesondere in den Mittelgebirgslagen“, hatte das Landwirtschaftsministerium am 6. Juli gemeldet.

Und der Minister hatte nur das Thema der Direkthilfen angesprochen: „Die diesjährigen schwierigen Wetterbedingungen zeigen ganz deutlich, wie notwendig verlässliche Direktzahlungen der EU als Basisabsicherung für die Landwirte sind – und das für jeden bewirtschafteten Hektar in gleichem Umfang, denn Hitze und Starkregen machen nicht vor großen Betrieben halt.“

Als wenn das nur in diesem Jahr so wäre und nicht auch das eigene Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Geologie seit Jahren davor warnt, dass der Klimawandel für Sachsen vor allem längere und trockenere Sommer bedeutet.

Die Bauern merken es längst. Schon seit einigen Jahren haben die sächsischen Landwirte immer wieder mit einer ausgeprägten Frühsommertrockenheit zu kämpfen. In diesem Jahr zeichnen sich jedoch durch die extreme Dürre begleitet von regionalen Starkniederschlägen enorme Ertragsausfälle ab.

„Kurzfristige Hilfen sind in Jahren mit solchen Extremwetterlagen für in Existenznot geratene Betriebe notwendig. Unser Ziel muss es aber sein, gemeinsam mit den Landwirten Strategien zu entwickeln, um sich den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen“, erklärt nun Wolfram Günther, Vorsitzender und landwirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion.

Die sächsische Landwirtschaft muss umgebaut werden und viel widerstandsfähiger gegen die neuen Wetterlagen werden.

Der Anbau von widerstandsfähigen Sorten, welche Trockenstress besser verkraften, ist ein erster Ansatz, so Günther. Kulturen mit diesen gewünschten Eigenschaften müssen züchterisch bearbeitet werden, das heißt hier besteht weiterer Forschungsbedarf. Im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch, gelegen in einer nordsächsischen Region mit ausgeprägter Frühsommertrockenheit und Sandböden mit geringem Wasserhaltevermögen, gibt es idealtypische Bedingungen für landwirtschaftliches Versuchswesen zu dieser Problemstellung. Auch der Anbau von verschiedenen Feldfrüchten auf einem Standort, der sogenannte Mischfruchtanbau, ist ein weiterer Ansatz für stabilere Ernteerträge.

„Eine wirkungsvolle und längst bekannte Strategie zum Schutz vor Bodenerosionen bei Starkregenereignissen ist die Pflanzung von Hecken. Beim Anbau von Zwischenfrüchten ist der Bodens bedeckt und damit vor Bodenerosion, aber auch vor Austrocknung geschützt“, geht Günther auf all die Anpassungsmaßnahmen ein, die ohne viel Brimborium umsetzbar sind. Nur scheint niemand dafür den Hut aufzuhaben.

„Möglicherweise wird es in Sachsen auch Regionen geben, in denen nicht mehr alle Feldkulturen anbauwürdig sind. So könnte auf den sandigen Böden in der Oberlausitz oder Nordsachsen nur noch Roggenanbau als Getreidefrucht möglich und sinnvoll sein.“

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte die Problematik von Dürre und weiteren Extremwetterereignissen bereits im vergangenen Landtagsplenum am 28. Juni zum Thema einer Aktuellen Debatte gemacht.

„Die sich häufenden Extremwetterereignisse mahnen uns alle, bei den Anstrengungen für mehr und effektiven Klimaschutz nicht nachzulassen“, sagt Günther. „Hier ist insbesondere die Sächsische Staatsregierung gefordert, die sich bisher jeglichem Klimaschutz verweigert.“

In seiner Landtagsrede, in der er auch auf die engstirnige Hochwasserschutzpolitik einging, hatte Günther gesagt: „Wir haben die Probleme auch in der Landwirtschaft. Jetzt haben wir Dürre und es gibt Rufe aus der Landwirtschaft nach Nothilfen. Das ist kurzfristig verständlich, löst aber langfristig keine Probleme. Wir müssen dazu kommen, was in welchen Regionen auf welchen Standorten überhaupt noch anbaufähig ist. Wir müssen auch zu mehr Forschung kommen, zu anderen Sorten, die wir anbauen können, die mit diesen Extremen, mit diesen Trockenheiten auskommen.

Da müssen wir mehr Mittel hineinstecken. Durch die Folge von Trockenheit und Starkregen haben wir regelmäßig das Erosionsproblem. Wenn dann der halbe Acker im Bach ist und sich die Leute beschweren, weil man das auf Gemeindekosten wieder ausbaggern muss. So können wir mit unseren Böden nicht umgehen. Da könnte etwa ein richtiges Heckenprogramm helfen. So hätten wir übrigens auch Synergien zu dem Komplex Artenvielfalt und Hilfe für die Landwirte selbst, nämlich zum Bodenerhalt. Das sind unsere Aufgaben.“

Auch 2017 war mit Sturm, Starkregen und 1,3 Grad zu viel ein typisches Klimawandel-Jahr

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