Die Weltklimakonferenz in Brasilien endet ohne Fahrplan zur Abkehr von fossilen Energien. Dafür haben vor allem jene Länder gesorgt, die mit fossilen Energien ihre Profite machen. Sie blockieren nicht zum ersten Mal, wo sie nur können. Aber der schwache Abschluss in Belém zeigt eben auch, dass man mit dem Warten auf diese Länder nicht weiterkommt. Sie werden noch jedes Abkommen ausbremsen. Jetzt liegt der Ball im Grunde im Spielfeld jener Länder, die es mit dem Ende der fossilen Energie tatsächlich ernst nehmen.

„Die COP30 in Belém ist aus europäischer Sicht enttäuschend“, kommentiert Energieexpertin Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im DIW Berlin, die Ergebnisse der Konferenz.

„Die Konferenz endet ohne einen Fahrplan zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas – obwohl mehr als 80 Staaten ein klares Fossil-Exit-Signal gefordert hatten. Eine kleine Gruppe fossilorientierter Länder konnte dies blockieren und dominiert weiterhin die internationale Agenda. Damit bleibt das Klimaregime hinter den wissenschaftlichen Erfordernissen zurück; das 1,5-Grad-Ziel rückt weiter in die Ferne.“

Und was bedeutet das nun für Länder wie Deutschland? Sollen sie weiter auf die fossilen Trödler warten und deren klimazerstörendes Energiemodell unterstützen? Mitnichten, findet Kemfert.

„Für die EU und Deutschland heißt das: Wir dürfen nicht länger auf globale Einigungen warten, sondern müssen selbst vorangehen – mit massivem Ausbau erneuerbarer Energien, Energieeffizienz, Speichern und klarer Rückführung fossiler Abhängigkeiten. Regionale Allianzen und sektorale Ausstiegspfade werden noch wichtiger. Waldschutz- und Finanzierungsinitiativen sind positiv, ersetzen aber keinen verbindlichen Ausstieg aus fossilen Energien“, sagt Kemfert.

„Auch bei Klimafinanzierung und Anpassung bleiben die Beschlüsse hinter dem Bedarf zurück. Besonders vulnerable Staaten benötigen deutlich mehr verlässliche, zusätzliche Mittel, um Klimarisiken zu bewältigen und Anpassungsstrategien umzusetzen. Ohne ausreichende Finanzierung drohen wachsende Schäden, Instabilität und globale Ungleichheit.“

Aus ihrer Perspektive zeige Belém: „Die Welt bewegt sich – aber zu langsam. Ambitionierter Klimaschutz bleibt ökologisch wie ökonomisch die vernünftigste Strategie. Gerade jetzt braucht es Führung – nicht Fossil-Blockaden.“

Das war dann schon direkt an die Merz-Regierung in Berlin gerichtet, wo man – statt den Umbau hin zu Erneuerbaren zu forcieren – wieder alte Gas-Träume träumt, ohne auch nur an den Preis dieser fossilen Kehrtwende zu denken.

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Ist es wirklich vernünftig, was Frau Prof. Kemfert äußert, lieber Autor? “EU und Deutschland … dürfen nicht länger auf globale Einigungen warten, sondern müssen selbst vorangehen” zitieren Sie, aber was soll da rauskommen? Ich meine auf einer globalen Ebene? Außer Kosmetik?

Ich empfehle einen fulminanten Aufsatz von Heiner Flassbeck, der gestern zum selben Thema veröffentlicht wurde: https://www.relevante-oekonomik.com/2025/11/24/illusionisten-in-belem-ratlos-nach-dem-konferenzrausch

Auf die rhetorische Frage “Wie geht es weiter” nach COP30 schreibt Flassbeck klar: “Im Grunde geht es gar nicht weiter. Doch das will sich natürlich niemand eingestehen. Also werden wir weiter an tausend verschiedenen Ecken und Enden herumbasteln, um unser Gewissen zu beruhigen. Das hilft zwar nichts, man kann es aber dem dummen Wähler wunderbar als ‘unseren Beitrag’ verkaufen.” Aber lesen Sie selbst…

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