Auch der Streit um die Wälder in Sachsen wird weitergehen. Nicht nur auf Leipziger Ebene. Auch die Staatsregierung steht für ihre Waldpolitik in der Kritik. Und dasselbe Trauerspiel gibt es in Thüringen, wo die Staatsregierung zumindest schon mal die Prüfung eingeleitet hat, was die Umstellung der Zertifizierung des Thüringer Staatsforstes auf den höheren Standard FSC kosten würde.

Das wurde jetzt Thema im Landtag, weil die Grünen-Fraktion beantragt hatte, den sächsischen Wald flächendeckend nach FSC zu zertifizieren. Denn bislang ist auch der Staatsforst in Sachsen nur nach dem deutlich geringeren, von der Holzindustrie bevorzugten Standard PFEC zertifiziert. Und im Sächsischen Umweltministerium denkt man gar nicht daran, den Standard zu erhöhen, erklärt Staatssekretär Dr. Frank Pfeil in der Stellungnahme zum Antrag.

„Zum Nachweis einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und einer legalen Erzeugung von Holz im globalen Maßstab hat sich der Freistaat Sachsen für eine Zertifizierung des Staatswaldes nach PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certication Schemes) entschieden. Es ist nicht vorgesehen, diese Zertifizierung durch weitere Zertifizierungen zu ergänzen.“

Wirklich Gedanken darüber gemacht, wie eine höherwertige Zertifizierung sich auswirken könnte, hat man sich im Umweltministerium bisher noch nicht. Was schon verblüfft, weil es ja nun seit Jahren zum Streit im Landtag kommt, wenn der Staatsforst die ihm auferlegten Umweltziele nicht erreicht.

Man nehme ja nur Rücksicht, meint das Ministerium: „Die PEFC-Zertifizierung berücksichtigt in besonderem Maße die Strukturen der mitteleuropäischen Forstwirtschaft mit kleinteiligem privatem und körperschaftlichem Waldbesitz. Durch den regionalen Ansatz kann auch ein Familienforstbetrieb ohne aufwendige Einzelzertifizierung an PEFC teilnehmen. Durch die PEFC-Zertifizierung des Staatswaldes wirkt dieser integrierend für den kleineren Waldbesitz.“

Im weiteren Verlauf der Antwort wird deutlich, was es bedeutet, wenn der Staatsforst für die Umweltziele in den sächsischen Wäldern zuständig ist und nicht das eigentlich unabhängigere Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Denn dann steht immer nur die forstwirtschaftliche Nutzung des Waldes im Mittelpunkt.

Was auch im Verweis auf die Thüringer Diskussion deutlich wird. Denn auch dort hat der Staatsforstbetrieb Thüringenforst mit immensen Zusatzkosten gegen die FSC-Zertifizierung argumentiert. Das Sächsische Umweltministerium hat extra zur Argumentationsfolie von Thüringenforst verlinkt.

Das Problem ist nur: Es fehlt die Hälfte der Posten. Die Folie ist unvollständig, um nicht noch ein schärferes Wort zu benutzen.

Da das FSC wesentlich größere Abstände für die Rückegassen bei Holzeinschlag verlangt, berechnen die Thüringer Forstleute dadurch gleich mal einen höheren Aufwand, weil die Fällmaschinen dann nicht mehr direkt an die mittleren Bäume heranreichen, von 3,6 Millionen Euro im Jahr.

Dazu kämen dann auch gleich noch Einnahmeverluste von 3,6 Millionen Euro, weil ja deutlich weniger Bäume geschlagen werden dürfen und auch nicht mehr alles Holz aus dem Wald abtransportiert werden darf. Man argumentiert also mit dem, was das FSC ereichen soll, gegen das FSC.

Ebenso bei der Einrichtung weiterer Vollzeitstellen, also von Leuten, die sich mal nicht mehr nur mit forstwirtschaftlichen Belangen, sondern auch mit Biosphärenschutz und Beratung beschäftigen: 400.000 Euro.

Was im Grunde das Eingeständnis von Thüringenforst ist, dass es sich mit dem Biotopschutz im Thüringer Wald nicht wirklich intensiv beschäftigt. Das läuft irgendwie so mit. Gerade diese Argumentation zeigt, dass die Einführung von FSC und/oder die Verlagerung der Verantwortung für die Biodiversität der Wälder in ein völlig anderes Amt überfällig sind.

Und wer die Folien mit den Kosten durchblättert sieht, dass nirgendwo die Kosten für die Fällarbeiten aufgeführt sind. Was umso seltsamer ist, da ja ausführlich darüber philosophiert wird, dass die Sägewerke FSC-zertifiziertes Holz nicht besser bezahlen als nicht so hoch zertifiziertes. Was ja schlichtweg heißt: Der Markt ist gesättigt. Überall wird eigentlich zu viel Holz aus den Wäldern geholt, die Preise decken bestenfalls die Kosten der Fällung.

Das heißt: Auch Thüringenforst spart, wenn er auf Holzeinschlag verzichtet. Den weniger gefällten Holzmengen stehen auch weniger Fällaufträge an die entsprechenden Firmen, die das machen, gegenüber.

Das Sächsische Umweltministerium wiederholt dann auch noch seinen Standpunkt, dass man den klimafesten Umbau der Wälder durch umfassende forstwirtschaftliche Umbaumaßnahmen stemmen will. Man glaubt also felsenfest daran, dass nur so eine stabile Anpassung der Wälder an den Klimawandel möglich ist.

Im Text der Stellungnahme: „Das langfristige Ziel der Waldbewirtschaftung kann vor dem Hintergrund des Klimawandels anders als beim Leitbild des FSC nicht darin bestehen, die potenziellen natürlichen Waldgesellschaften wiederherzustellen. Im Freistaat Sachsen bedarf es einem umfangreichen Waldumbaus. Denn auf die veränderten Umweltbedingungen, insbesondere Klimawandel, ist waldbaulich vorausschauend zu reagieren.

Höhere Jahresdurchschnittstemperaturen und veränderte Niederschlagsmengen beeinflussen maßgeblich die Auswahl der Baumarten, damit Wälder alle ihre Waldfunktionen auch zukünftig erfüllen. Dem trägt PEFC, beispielsweise durch eine breitere Baumartenwahl an den Mischbeständen, Rechnung.“

Klingt erst mal gut. Aber nicht nur die Grünen im Landtag kritisieren seit Jahren, dass das wohl so ideal, wie hier geschildert, nicht funktioniert. Selbst die Sicherung geschützter Baumbestände, in die nicht mehr eingegriffen wird, geht viel zu langsam voran. Sachsenforst denkt dabei genauso betriebswirtschaftlich wie Thüringenforst. Man will alles selber machen und traut den Waldbiotopen in keiner Weise zu, sich selbst stabilisieren zu können.

Die wissenschaftliche Distanz zum eigenen Tun fehlt völlig.

Im März erst hat das der Nabu Sachsen deutlich kritisiert: „Wälder liefern nicht nur den wertvollen Rohstoff Holz, sondern sind auch Lebensraum für unzählige Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Gegenüber dem Klimawandel mit seinen zunehmenden Wetterextremen wie Hitze, Trockenheit, Gewitterstürme und starke Niederschläge sind naturnahe Wälder mit einer großen Vielfalt an Strukturen und überwiegend standortheimischen Baumarten am besten gewappnet. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Eine ökologisch verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung, etwa nach den Kriterien des FSC-Nachhaltigkeitslabels, findet in Sachsen so gut wie nicht statt. Auch der Anteil an Naturwaldzellen (Naturwaldreservaten/,Urwälder‘) ist in Sachsen noch deutlich zu gering.“

Da ist es schon ein Zeichen, wenn Leipzig sich jetzt zumindest für seinen Stadtwald (der ja zum größten Teil Naturschutzgebiet ist) um die Wiedererlangung des FSC-Siegels bemüht. Was noch nicht heißt, dass nicht trotzdem weiter das forstwirtschaftliche Denken dominiert.

Die reinen Zertifizierungskosten wären übrigens gar nicht das Problem. Die würden auch für den gesamten thüringischen Staatsforst nur 50.000 bis 70.000 Euro im Jahr kosten. In Sachsen wäre es ähnlich. Aber die Einführung von FSC würde zumindest ein wenig die Grundsicht auf den Wald verändern – weg von der reinen Forstwirtschaft hin zu mehr Denken als Schutzgut und in Teilen eben nicht-genutztes Biotop.

Die Stellungnahme zum Grünen-Antrag. Drs. 13716

Der Streit um den Umgang mit Leipzigs Stadtwald geht weiter

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Es gibt 15 Kommentare

Da es beim Nutzer harmsis aktuell leider mit diesem Kommentar ein technisches Problem gab, stelle ich ihn für diesen ein. (Admin)

Ich möchte im Nachgang feststellen:
Jeder der behauptet, dass er einen Primärwald, vor allem den borealen, über dessen Ökosystematik im Übrigen noch gar nicht viel bekannt ist, „Wellmanaged“, im Sinne von FSC, also ein verkünsteltes Falschwort für „Nachhaltig“ bewirtschaften kann, hat seinen Anspruch auf Gehör für immer verwirkt. Und Das ist es, was mich so wütend (und polemisch) macht. Sorry, -Aber nun stehe ich hier und kann nicht anders.
Wie wir gerade wieder aus den Medien erfahren konnten vor wenigen Tagen: Permafrost taut rasend schnell auf, es ist vermutlich die Kritische Masse bereits überschritten. Das setzt, neben dem, dass der Wald für immer verloren ist (ausnahmslos Kahlschlags Wirtschaft, der zumindest im Permafrost nicht wieder nachwachsen kann, wenn aufforsten funktionieren würde, hat das nichts mehr und nie wieder mit einem Primärwald, „Schlusswand“, zu tun) riesige co2 und Methanmengen frei. Die Gegend wird noch „unbewohnbarer“ und das alles hat dramatische Auswirkungen auf unser Klima. Er vernichtet damit nebenbei auch noch die Lebensgrundlage vieler indigener Völker.
Wenn dann noch der gleiche Verein, ohne wissenschaftliche Basis, verlangt, das hier Flächen stillgelegt werden und dabei sehr wohl wissend, dass ergo schlussendlich ebendiesen Boreal Wald damit zur Vernichtung freigibt, dann fehlen mir die Worte der Beschreibung des Verhaltens, neokolonial wäre noch viel zu schmeichelhaft. Wenn dann ebendieser gleiche Verein, in seinem Standard für boreale Wälder als ein Beispiel von vielen absurditäten Kahlschlag und andere Praktiken in jeder Größenordnung zulässt, bzw. das erst gar nicht in seinem Regelwerk erwähnt, dann, ja, dann ist er schlicht verlogen. Deswegen haben wir uns entschlossen, einen Standardvergleich in den nächsten Wochen auf http://www.Fragen-an-den-FSC.de zu veröffentlichen.
Wenn ich zudem Unterlagen des russischen Forstministeriums in den Händen halte, dass sie davon ausgehen, dass alle Russischen FSC Zertifikate Illegal sind, (weil er selbstherrlich bestimmt wo eingeschlagen wird und sich nicht and die Vorgaben der Konzessionsgeber hält), spätestens dann verliert dieses Konstrukt für mich jede Existenzgrundlage und ist bestenfalls ein Feigenblatt.
Aber es ist eben schlimmer Weise viel mehr.
Es lässt eben mit der Duldung der NGO wie WWF und ehemals Greenpeace zu, das, wiederum als eine Beispiel Ikea (die eigene riesige Konzessionen in Karelien und Fernostsibieren hatten via Swedwood, diese aber „verkauft“ haben, da Swedwood drohte, das Zertifikat zu verlieren) sich „nachhaltig“ schmücken kann obwohl sie das meiste Holz aus dem borealen Nadelwald beziehen. Warum? wie immer: WWF et al verdient sehr gut daran. FSC ist mittlerweile sehr wohlhabend geworden und hat Große Barreserven (siehe obigen Blog)
http://www.FSC-watch.com und Impressum: In vielen Ländern ist es nicht üblich, ein Impressum auf der Webseite zu haben. Der erwähnte Blog wird von Simon Counsell, Mitbegründer und anfangs treibende Kraft des FSC seid allererster Stunde, betrieben, er ist CEO von https://www.rainforestfoundationuk.org/ ,
Und daher, neben meinem oben erwähnten Blog noch einen Artikel zum Nachlesen: https://www.welt-sichten.org/artikel/33600/fsc-ein-siegel-das-den-wald-kaum-schuetzt
Allerdings muss man dazu sagen, dass die dort unten erwähnten Studien leider aus dem „Zitat-rotations-zirkeltopf“, des WWFs kommen, daher alles andere als unparteiisch.
statt Schlusssatz: http://www.fragen-an-den-fsc.de/?p=721

Hallo zusammen,
erst einmal freue ich mich darüber, dass hier eine doch relativ differenzierte und wenig polemische bzw. ideologisierte Diskussion entstanden ist.
@ Eicken und J.
Nein ich habe nichts gegen Märchenwälder, ich wollte damit nur darlegen, dass es sehr vielfältige gesellschaftliche Ansprüche an den Wald gibt die notgedrungen aufgrund von gegebenen Rahmenbedingungen wie der Besiedlungsdichte (230 Einwohner/km² BRD Platz 5 EU Platz 17 weltweit) mittels eine multifunktionalen Forstwirtschaft umgesetzt werden müssen.
Fakt ist auch, dass wir gegenwärtig in der BRD einen Ressourcenverbrauch haben der in etwa 7 mal der Fläche der BRD entspricht. Im Klartext heißt das, jede wie auch immer begründetet Ressourcenverknappung im Inland wird zwangsläufig über den Zugriff auf Ressourcen im Ausland befriedigt, weil wir uns das leisten können. Ich empfinde das in keiner Weise nachhaltig so zu agieren. Zweifelsohne hat J. völlig Recht damit, dass ein gesellschaftliches Umdenken dringendst notwendig ist, ich persönlich glaube jedoch nicht daran, dass dies in der Kürze der Zeit einritt in der es nötig wäre, nämlich Gestern. Und über Druck wird es wohl nicht funktionieren, das haben die Grünen mit ihrem Veggieday Desaster ja erlebt.
ich bin in vielen Punkten ganz bei Ihnen, favorisiere aber eben einen pragmatischeren und vor allem faktenbasierten Ansatz da das die Thematik eben sehr komplex ist und stark verkürzte Ansichten zwar prägnant und gut kommunizierbar sind aber eben nicht zielführend sind.
Für mich stellt sich die Situation folgendermaßen dar:
– zu hoher Ressourcenverbrauch (BRD)
– Änderung nicht in Sicht, da folge ich J. völlig (Smartphones, Lichterketten, etc.)
Also was tun? Ich finde wir sollten unserer globalen Verantwortung nachkommen, denn Nachhaltigkeit ist allumfassend und unseren Bedarf eher aus dem Inland befriedigen statt ihn ins Ausland zu verlagern. Ja und das wird eben nicht so einfach sein, weil wir dann auch Opfer bringen müssen, ich halte das aber bei den bestehenden Zielkonflikten für die fairste Variante.
Nicht wie beim Thema Flüchtlinge/Migration wo seit Jahren von Fluchtursachenbekämpfung gesprochen wird während gleichzeitig die Waffenexporte/Arbeitsplätze steigen, oder sollte da gar kein Zusammenhang bestehen.
Ich glaube die Bevölkerung wird erst dann reagieren wenn sie selbst die Folgen zu spüren bekommt, solange das nicht der Fall ist, werden wir schon aufgrund unserer guten finanziellen Ausstattung immer die Probleme bzw. die Befriedigung unserer Bedürfnisse dorthin verlagern wo wir sie nicht direkt zu spüren kommen, weil wir uns das nämlich leisten können.
Zudem bin ich fest davon überzeugt, dass wir jetzt etwas tun müssen und es uns nicht leisten können zu warten biss sich ein entsprechendes gesellschaftliches Bewusstsein entwickelt hat.
Gruß Äsop

Sehr geehrter Äsop,

ich bin mir recht sicher, es gibt nicht “Unsere Wälder” als einheitliches Gebilde. Es ist doch noch weitaus komplizierter im Detail. Ja, vom Prinzip her haben Sie schon recht mit der Nutzung von Wäldern seit der Steinzeit, aber je nach Region erfolgte doch diese Nutzung weniger oder mehr intensiv. Gerade in Sumpfgebieten oder Auen hat man bspw, manche Flächen vielerorts erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts mühsam trockengelegt, um sie forstlich überhaupt nutzen zu können. Vorher wäre man da nie auf die Idee gekommen, dort aufzuforsten, man hat sich hier und da vielleicht einen Stamm geholt und wo es ging, vielleicht Waldweide betrieben, mit dieser aber im Endeffekt nur die ökologische Stelle der dort vorher existenten Großherbivoren ersetzt. Natürlich lässt sich das nicht so pauschalisieren, es gibt auch Sümpfe, die der alte Fritz schon hat trockenlegen lassen für Forst- und Landwirtschaft, aber ich will damit sagen: es gibt durchaus noch viele Waldökosysteme, die nicht seit Jahrtausenden durchgängig forstlich geprägt sind. Deswegen findet man in Deutschland auch hier und da immer mal Urwaldreliktarten (xylobionte Käfer). Diese Arten zeigen an, dass es in Deutschland zwar keinen klassischen, größeren Primärwald mehr gibt, sich aber an vielen Stellen die Reste derer durchaus noch befinden. Da diese Käfer (und andere Lebewesen) vom Aussterben bedroht sind, und da es eine Tragödie wäre, dieses Potential (die Ãœberreste von Primärwald) nicht zu erhalten und zu pflegen, finde ich bspw. die Forderung nach Naturwaldzellen absolut angemessen. Sie nennen es eben Märchenwald, ich würde es eher Erhaltung der Artenvielfalt nennen in einer Zeit des größten Artensterbens seit langem.

Zudem, nehmen wir mal die Mystifizierung des Wohllebenschen Märchenwalds mal vom Wald weg. Dann bedeuten diese Flächen für den Prozessionsschutz Raum für einen wesentlichen natürlichen Vorgang: die natürliche Sukzession. Diese kann uns Menschen (selbst dem forstlichen Pragmatiker!) Wegweiser sein, wie sich Lebensgemeinschaften an den fortschreitenden Klimawandel anpassen werden (und sie werden es tun müssen). Man kann aus solchen Flächen Kenntnisse gewinnen, Artenvielfalt erhalten und auch das regionale Erbgut unser einheimischen Bäume wird sich nur auf solchen Flächen halten und weiter entwickeln können. Wahrscheinlich werden die Pflanzenarten auch wandern mit dem sich ändernden Klima, sprich, es bräuchte ein ganzes Netz solcher Naturwaldzellen, in denen wir – durch Nichtstun! – Arten und Systeme erhalten, aus denen wir lernen und die uns sicher in Zukunft auch nutzen werden.

So ein Märchenwald hier und da könnte also eigentlich eine ungemein praktische Sache sein.

Gern mehr dazu, wenn Fragen sind.

Ach, noch zum Thema Harvester. Es mag die sicherste, kostengünstigste und vielleicht momentan auch einzig umsetzbare Methode sein. Aber dass diese Maschinen den Waldboden so stark verdichtet, dass das natürliche Gleichgewicht auf Jahre verloren ist, scheint mir dringend verbesserungswürdig. Diese Maschinen haben mit WaldSCHUTZ meiner Meinung nach nicht das geringste zu tun. Mit Arbeitsschutz bestimmt, aber dann sind der Natur überlassene Flächen nur noch wichtiger.

“Ich selbst finde aber Märchen sehr wichtig und wertvoll.”
Danke J.^^
Ja, Märchen sind gerade heuzutage sehr wichtig. Und das hat alles rein gar nichts mit Esoterik und Weltfremdheit zu tun, im Gegenteil. Wie sollen Menschen ohne Phantasie die Zukunft gestalten? Da würde nur so ein engstirniger Quatsch rauskommen, wie ihn die CSU gerade fabriziert.
Aber ich sehe einen Wald, der nicht bewirtschaftet wird, nicht mal als Märchenwald, sondern als zwingend notwendig, um dem Artenbsterben entgegenzuwirken. Der Lebensraum für viele Tiere wird eh immer knapper, jeder Zentimeter Natur muss am besten noch möglichst viel Geld einbringen. Sich in der heutigen Situation über 5% (nur fünf!) aufzuregen, ist ganz schön dekadent.
Ich sehe es nach der Doku über Grillkohle (danke dafür, unglaublich das alles) genauso wie J. Die Idee ist gut, der Ansatz richtig, nur die Umsetzung falsch. Da könnte man sich das französische Modell ruhig mal näher ansehen. Und ja, es ist unsere grenzenlose Gier und Bequemlichkeit, die wir dringend ändern müssen, wenn die nachfolgenden Generationen noch halbwegs unbeschadet leben wollen. Auch da hat J. recht. Wir tun so, als wär uns alles egal, was nach uns kommt, dass unsere Enkel wahrscheinlich solch ein Wetter wie im Moment als normal kennen werden und der Kampf um sämtliche verbleibenden Ressourcen (und da steht Wasser ganz oben) Folgen auch für die “reichen” Länder hat. In dem unsere Enkel dann leben werden müssen (ich bin manchmal so froh dass ich keine Kinder hab, denen ich DAS erklären muss).
Es braucht zwingend ein Umdenken, sofort und ohne Verzögerung.
Und danke auch an Äsop für die Infos, ich werde mir alles genau ansehen. Das ist wirklich ein wichtiges Thema.

Wenn ich das richtig verstanden habe, werden durch die FSC-Waldzertifizierung nationale Standards für die Waldbewirtschaftung festgelegt, also für Deutschland durch den FSC Deutschland.

Was dann als FSC-Zeichen auf dem Endprodukt erscheint, bestimmt eine andere Lizenz, und zwar das Produktkettenzertifikat, das Hersteller und Händler erwerben können, wenn alle Stationen der Produktkette, beim Forstbetrieb beginnend bis zum letzten Verarbeitungsschritt, nach FSC-Standards zertifiziert sind.

Und an dieser Stelle wird es global.
Egal wie die nationalen Standards aussehen (und wie sie kontrolliert werden), auf dem Endprodukt erscheint nur ein globales Siegel ohne Herkunftsnachweis.
Logisch, dass dann jemand, der sich an strengere, nationale Standards hält, auch höhere Kosten hat.
Der weltweite Holzhändler wird sich wohl für das billigste Holz entscheiden, weil er auch dann die Bedingungen des FSC-Produkt-Zertifikates erfüllt.
Und das Holz kommt dann bestimmt eher nicht aus FSC-zertifizierten deutschen Wäldern.

Interessant dazu die Kritik des hessischen Waldbesitzerverbandes von 2015:
https://www.hessenjaeger-online.de/2015/06/02/bei-waldbesitzern-wegen-fsc-dampf-im-kessel/

Symptomatisch ist dort auch die Forderung nach mehr Nadelhölzern.
Aus wirtschaftlicher Sicht verständlich, schnell nachwachsend, kostengünstig ‘erntbar’ und die lobbystarke Holzindustrie als Massenvermarkter ist in ihrer Verarbeitungsstruktur hauptsächlich darauf ausgelegt.
Und in der Bau- und Papier- bzw. Zellstoffindustrie wird auch nur nach billigem Nadelholz verlangt.
(Im Bau gibt es wohl Versuche mit Buchenschichtholz, aber durch das geringe Angebot und den höheren Preis, würde das wohl wieder die Baukosten in die Höhe treiben.)

Das Dilemma des Waldbesitzers, entweder am Markt mit seiner Handelsware Holz bestehen oder den Wald-Besitz als Verpflichtung für das Gemeinwohl zu erhalten und klimaresistent umzubauen und zu schützen. Quasi selbstlos. Mit Fördermitteln.
Und die deutsche FSC-Waldzertifizierung lässt ja auch ‘Wirtschaftswald’ weiterhin zu,
und der Märchenwald ist ein schönes Bild.

Und dass durch den Klimawandel reine Nadelwälder sich vermutlich von alleine erledigen werden, durch Stürme, Waldbrände, Borkenkäfer etc. ist in der Wirtschaft halt noch nicht angekommen..

Und als Frank Kupfer noch sächsischer Umweltminister war, hatte er im Mai 2013 mit der “Waldstrategie 2050” sehr gute Pläne..
Im folgenden LVZ-Artikel auch die Einschätzung des Staatsbetriebes Sachsenforst in Pirna, der für den landeseigenen Wald zuständig ist:
“Der Abbau von Braunkohle ist im Freistaat derzeit die “mit Abstand bedeutendste Ursache für Waldflächenverluste””
http://www.lvz.de/Region/Mitteldeutschland/Eschen-statt-Fichten-Sachsen-baut-den-Wald-um

Hängt hat alles mit allem zusammen.

Eine interessante Diskussion. Man sieht wieder, wie jeder die Welt doch anders sieht von seinem jeweiligen Standpunkt her.

Den FSC sehe ich auch kritisch, aber nicht als FSC an sich, sondern in seiner Umsetzung, an der es offenbar in manchen Ländern und Regionen hakte und auch vielleicht auch jetzt noch klemmt. Nun ja, da hatte mal einer eine Idee, hat sie irgendwie etabliert und nun muss man schauen, die Abläufe geregelt zu bekommen. Ansonsten endet man wie eines der beliebigen Millionen von Gütesiegeln. Und davon gibt es ja genug in jedem Bereich des täglichen Lebens, manche Firmen denken sich sogar selber ihr eigenes Gütesiegel für ihre eigenen Produkte aus (klar, dass sie dann ihre eigenen Produkte besonders gut bewerten).

Was den FSC angeht, ist die Idee gar nicht schlecht, aber die Umsetzung, daran hapert es. Nun, es ist ein Verkaufsargument, der Verbraucher denkt, er würde Gutes damit tun, dieses Holz zu kaufen, ob es dann aber so ist? Es gibt auch Bio-Siegel, die eigentlich nichts aussagen, aber es gibt auch Bio-Siegel, die nachweislich besonders streng sind.

Soweit ich das nun gelesen habe (aber nur schnell, denn für eine noch tiefergehende Lektüre fehlt es an Zeit), werden übrigens beide Siegel, PEFC wie auch FSC kritisiert, da Leute Zertifikate bekommen haben, wo es eigentlich nicht sein kann. Beim PEFC wird allerdings noch weniger kontrolliert als beim FSC, deswegen ist das PEFC auch billiger. So ist es zumindestens zu lesen.

Zusammengefasst denke ich, nachdem Greenpeace usw. bei FSC als auch PEFC ausgetreten sind, dürfte bei beiden ein Umdenken beginnen. Und wenn ein Denken beginnt, besteht die Möglichkeit der Verbesserung der Dinge, oder?

Was Harmsis angeht, finde ich seine Anmerkungen teils berechtigt, teils aber auch nicht. Ich denke nicht, dass der FSC ein Fake ist (und dieses PEFC auch nicht). Die Systeme funktionieren nur (noch?) nicht richtig und werden dazu gerade zerrieben zwischen unterschiedlichsten Interessen und Meinungen. Ich denke aber auch nicht wie Harmsis, dass es eine Lösung ist, hier in Deutschland alle Wälder noch mehr zu Holzplantagen umzufunktionieren, damit bspw. kanadische Urwälder bestehen bleiben.

Das in meinen Augen elementare Grundproblem ist nicht, dass wir zu wenig Holz haben. Das Problem ist der unglaubliche Energie- und Ressourcenhunger unserer modernen Zivilisation. Das fängt an mit Kosmetiktaschentüchern und der absolut abstrusen Verschwendung von Papier für Werbung (hier fliegen bei Sturm immer noch bündelweise Werbezeitschriften durch die Straßen). Das endet mit Holzkraftwerken zur Stromgewinnung. Wenn das Erdöl nicht mehr reicht, um nachts Skylines anzustrahlen oder rund um die Uhr Millionen von Smartphones zu betreiben, muss der Strom woanders her kommen und dann wird eben auch Holz verbraucht. Es fängt mit Klima-Anlagen an, hin zu irgendwelchen Lichterketten, die sommers wie winters zum Schmuck irgendwo hängen. Der neueste Trend sind E-Bikes, die laut Hersteller soooo nachhaltig sind, aber einen Haufen Strom kosten auf die Masse gerechnet. Nur weil wir Menschen zu faul sind, selber zu treten. Und nein, ich denke, diese Dinger sind auch nichts für ältere Leute, weil E-Bikes und Senioren eine nachweislich sehr gefährliche Kombination sind (man muss sich nur die Unfallzahlen anschauen). Und wenn dann noch Haushaltsgeräte rund um die Uhr ans Internet angebunden sind und mir mein Kühlschrank minütlich funken wird, dass ich bitte noch Brot kaufen soll – auch das IoT ist letztlich in meinen Augen nur eine strom- und ressourcenfressende Perversion, die niemand braucht, uns aber als moderner, notwendiger Bohei verkauft wird. Und das ist es eben: wo was verkauft wird, wird Geld verdient und das ist der Knackpunkt.

Es wäre doch zielführend, wenn alle bescheidener und sparsamer im Verbrauch wären, sorgsamer umgehen würden mit den Ressourcen dieser Welt? Nur – tun es nur die wenigsten. Die meisten scheinen weiter bedenkenlos zu konsumieren, wodurch andere Geld verdienen. Leider ist das, was dabei verkonsumiert wird, unser aller Lebensgrundlage.

Zu den Rückegassenproblematik, die Harmsis erwähnt, müsste ich mich noch mehr belesen, aber sicher geht er von einer klassischen Bewirtschaftung aus mit Harvestern und anderen großen Maschinen, korrekt? Vielleicht – nur so als Gedanke – sind nicht mal unbedingt die Abstandsvorgaben schlecht, sondern die üblichen Methoden wären zu hinterfragen? Ja, ich weiß, man nutzt gern große Maschinen, weil es effizienter ist und schneller geht, vor allem aber auch, weil man damit schneller Geld verdient. Das ist in Land- wie auch Forstwirtschaft doch gleich. Und bei beiden sehen wir doch, wohin es führt (eines der Stichworte: Bodenerosion). Und noch mehr Verbrauch an Ressourcen, um diese Maschinen zu betreiben.

Zurück zu Harmsis:

a) nein, nicht nur hier Flächen stilllegen und Holz aus den borealen Wäldern hierher karren, sondern Flächen hier wie dort stilllegen und schlicht weniger Holz verbrauchen.

b) das Holz nicht unsinnig teurer machen, Preis beruht ja auch auf Angebot und Nachfrage, sprich, auch hier hilft einfach weniger verbrauchen.

c) erschließt sich mir nicht, worauf Harmsis damit hinaus will.

d) Auf diese Frage antworte ich als Leser jetzt: was dies heißt, kann momentan keiner von uns sagen. Vielleicht hätte so eine Umstellung auf FSC sogar überraschend gute Auswirkungen und die Welt wird davon nicht untergehen? Vielleicht auch nicht? Vielleicht hängt dies auch davon ab, ob man die Systeme verbessert (ich gehe davon aus).

Eine zentrale Frage stellt Harmsis hier: “Meine sie eigentlich wirklich, die Förster und Waldbesitzer sind so naiv und beuten Ihren Wirtschaftswald nur aus Kapitalinteressen aus?”

Sehen Sie, Harmsis: Förster und Waldbesitzer arbeiten doch immer so, dass sie in 50, 100, 150… Jahren auch noch Bäume haben. Und auch dieses ist ein Kapitalinteresse, nur kein direktes, sondern eines, welches in die Zukunft gerichtet ist. Und natürlich pflanzen sie dabei auch Bäume, bei denen sie hoffen, dass diese Bäume, wenn sie für die Fällung reif sind, möglichst viel Geld einbringen.

Daher muss ich Ihre Frage eindeutig mit Ja beantworten.

Ich habe schon viele Broschüren und Flyer gesehen, die Wälder explizit als Kapitalanlagen der Zunkunft beworben haben. Und genau wie Immobilien immer mehr als Kapitalanlagen missbraucht werden, wird auch Ackerfläche (Stichwort Landgrabbing) als Geldanlage genutzt und eben auch Wälder. Das ist leider so.

Bei dem Energiehunger unserer modernen Gesellschaft ist es absehbar, dass alle greifbaren Wälder, ob in Europa oder anderswo, in Zukunft umgewandelt werden in Plantagen zur Energiegewinnung. Mit geklonten Bäumen, die die gewünschten Eigenschaften haben. Und dies wird das Artensterben noch weiter ins Extreme führen.

Prinzipiell hat dieser Prozess schon im 19. Jahrhundert begonnen und er wird sich noch extremer fortsetzen.

Es werden dann auch keine Wälder mehr sein, auch wenn man sie so nennen wird.

Rein ökologisch gesehen wäre ein “Märchenwald von Peter Wohlleben” dagegen ein Segen.

(Ich finde es interessant, wie dieser Herr Wohlleben immer wieder verächtlich gemacht wird. Ich werde darüber nachdenken, was dies aussagt über die Menschen, die so etwas in einer Diskussion tun. Ich selbst finde aber Märchen sehr wichtig und wertvoll. Märchen haben äußerst relevante Funktionen in der mündlichen Überlieferung. Und vielleicht ist die Bemerkung verächtlich gedacht, hat aber einen Punkt getroffen: auch ein Märchenwald ist wichtig und würde relevante Funktionen erfüllen!)

Da es beim Nutzer Äsop aktuell leider mit diesem Kommentar ein technisches Problem gab, stelle ich ihn für diesen ein. M.F. (Admin)

Sehr geehrte Frau Eicken, Herr Freitag,

hinsichtlich Ihrer Kommentierung des Harmsis Kommentars kann ich Ihnen nur beipflichten, wir sollten sachlich bleiben, das fällt vielen in diesem Zusammenhang jedoch schwer, egal auf welcher Seite sie stehen. Dies gilt insbesondere wenn bereits fundierte Dokumente vorliegen wie im Fall der FSC-Zertifizierung des Landeswaldes in Hessen.
So hat der hessische Landesforstbetrieb in Hessen im Auftrag des Ministeriums eine Bewertung der FSC-Zertifizierung durchgeführt die vernichtend ausgefallen ist, downloadbar hier –> http://www.fragen-an-den-fsc.de/wp-content/uploads/2017/11/Bewertung-FSC_Staatswald-Hessen.pdf.
Darüber war das Ministerium natürlich nicht erfreut und hat selbst ein unabhängiges Gegengutachten in Auftrag gegeben, übrigens durchgeführt von einer Firma die selbst FSC-Mitglied ist, downloadbar hier –> http://www.fragen-an-den-fsc.de/wp-content/uploads/2018/01/2018-01-18_abschlussbericht_fsc_hessen_unique.pdf
Das Ergebnis des Gegengutachtens ist nahezu deckungsgleich in den Aussagen mit denen von Hessen Forst, ich finde das sollte einem schon zu denken geben, denn hier wurden keine Meinungen kundgetan sondern von Wissenschaftlern die Sachverhalte gründlich recherchiert und dargelegt. Wie ich finde, sehr gute Gründe gegen eine FSC-Zertifizierung. Leider muss auch ich beklagen, dass eine derartige Recherche dem obigen Artikel offensichtlich nicht zugrunde liegt, oder aber ausgeblendet wurde. Letzteres passiert übrigens nicht selten im Zusammenhang mit Diskussionen die den deutschen Wald betreffen, ich würde mir sehr wünschen, dass wir diesbezüglich wieder zu einem argumentativen Diskurs zurückfinden würden, anstatt dem Trend zu non-, post- und altenativfaktischem Wissen zu folgen.
Waldökosysteme die genutzt werden, und unsere Wälder werden bereits seit der Römerzeit intensiv genutzt als Baustoff- und Energielieferant, für die Waldweide, die Jagd, Pilze- und Beeren sammeln und in der Neuzeit auch zunehmend als Freizeitraum, sind eben keine Märchenwälder a la Herrn Wohlleben. Um Lösungen im gesellschaftlichen Konsens herbeizuführen ist eine Mystifizierung (Wohlleben) ebensowenig hilfreich wie eine Ideologisierung, beides führt nicht zu den Ergebnissen, die wir in Anbetracht eines fortschreitenden Klimawandels und den damit einhergehenden Problemen benötigen.
Um dies zu verdeutlichen lassen Sie mich noch ein letztes Beispiel anführen, (den zugehörigen Artikel aus einer renommierten Forstfachzeitschrift können Sie hier downloaden –> http://www.fragen-an-den-fsc.de/wp-content/uploads/2018/01/FT_09_17_24.pdf), in dem genannten Artikel geht es um die Arbeitssicherheit der Waldarbeiter um Rückegassenabstände und die Regularien des FSC hierzu, geschrieben von einem Mitarbeiter einer Berufsgenossenschaft (SVLFG) der täglich mit den Auswirkungen zu tun hat, beurteilen Sie selbst, ich denke die Argumente sprechen für sich selbst.

Also ehrlich gesagt hilft mir als Laie der etwas aufgeregte Kommentar von harmsis nicht wirklich. Er mag Inhaltlich eventuell sogar richtig sein, das lässt sich durch die vielen Vorwürfe für mich allerdings nicht mehr erkennen. Da wären ein paar Fakten (unaufgeregt dargestellt) sicherlich hilfreicher gewesen. Und das Wort “Gutmensch” so abwertend zu benutzen, stößt mir ehrlich gesagt auch sauer auf. Und die Argumentation nach dem Motto „Wenn wirs hier nicht machen, wird’s woanders noch viel schlechter gemacht“ ist für mich generell kein Kriterium, weder bei Holz noch bei anderen Dingen.

Ich hab mir also mal ein wenig was zum Thema durchgelesen (was natürlich in der Kürze der Zeit nicht annähernd ausreichend sein dürfte, aber irgendwo muss man ja anfangen), und da hab ich natürlich erst mal mehr Fragen als Antworten. Das hier hab ich mal als Beispiel rauskopiert:

„Referenzflächen:
Bei FSC müssen im Staatswald und im Kommunalwald größer 1.000 Hektar 5 % der Fläche aus der Bewirtschaftung genommen und als Referenzflächen ausgewiesen werden.
PEFC fordert von den Zertifikatsnutzern keine Stillegung von Waldflächen, da es sich zu integrativen Naturschutz bekennt und die Ausweisung von Totalreservaten nicht als Aufgabe einer Zertifizierung erachtet.“

Dazu meine Frage: Was ist so schlimm an 5% Fläche, die aus der Bewirtschaftung genommen und sich selbst überlassen wird? Dass ein Unternehmer (was der Bewirtschafter eines Waldes, mit dem Geld verdient wird, ja ist) das wahrscheinlich in Geld umrechnet – ok. Und dass es nicht „die Aufgabe einer Zertifizierung“ ist, für natürliche „Totalreservate“ zu sorgen – auch klar. Aber was soll daran jetzt „alles andere als Waldschutz“ sein? Für mich klingt es eher wie alles andere als Waldbewirtschafterschutz. Dass Umwelt- und Naturschutz immer wichtiger wird und Rückzugsorte für Tiere dringend gebraucht werden, müsste doch mittlerweile jedem aufgefallen sein.

Ein Hochkomplexes Thema, das stimmt wohl. Aber ob ein eher pöbelnd rüberkommender Kommentar dem eher gerecht wird als ein angeblich „flach recherchierter Artikel“, wag ich da mal zu bezweifeln. Eine andere Sichtweise als die eigene (zumal wie in diesem Fall auf der einen wie der anderen Seite von bestimmt ebenso vielen Fachleuten befürwortet) als gefährliches Halbwissen zu deklarieren, wirkt auf mich nicht sehr seriös. Daran ändern auch Ihre Hinweise nichts, was Sie selbst schon alles erreicht und gemacht haben. Und der Satz „Wir haben recht. Punkt, basta.“ scheint mir eher auf Ihre eigene Sicht zu passen.

Falls also noch ein paar nachvollziehbare Fakten kommen, würd ich mich wirklich freuen, denn das Thema ist in der Tat wichtig. Nach allem, was ich bis jetzt selbst herausfinden konnte (als interessierter Laie, wohlgemerkt), würde ich persönlich für eine Zertifizierung nach FSC stimmen.

Nicht böse sein, aber der Verweis auf eine Seite ohne Impressum ist kein guter Start in eine tieferreichende Debatte. Der Verweis auf fsc-watch.com ist eben aus diesem Grunde aus meiner Sicht leider nichts wert.

Wert ist es hingegen, in einer nicht perfekten Welt bereits bessere Systeme immer weiter zu diskutieren. Bessere Systeme, die Sachsen hingegen bereits ablehnt ohne selbst wiederum bessere vorzustellen, sind es wert, beachtet zu werden.

Denn ablehnen oder nörgeln kann nun wirklich jeder.

Also: Wie sieht das bessere System (als das FSC aktuell) aus? Machen wir es am Beispiel Sachsen – alles gut hier? Oder was soll sich ändern?

Ich habe nicht die geringste Ahnung
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich habe nicht die geringste Ahnung, woher sie Ihr Wissen oder Nichtwissen zu FSC beziehen, ich kann nur vermuten das sie es von den üblichen Verdächtigen haben, wie dem BUND, WWF, Nabu; Greenpeace ja mittlerweile nicht mehr; die sind raus, wie FoE UK, SSCN et al, sie haben das sinkende Schiff verlassen.
Alles Organisationen, die leider verheimlichen, dass sie in das Konstrukt FSC tief involviert sind, und über diesen Fake haufenweise Drittmittel generieren.
Wenn sie auch nur ein bisschen global über Waldressourcen denken wird ihnen sehr schnell auffallen, das der FSC alles andere als Waldschutz (nachhaltig, Ökosiegel , oder was ihm sonst alle so andichten, betriebt, (was er im Übrigen wohlweislich nicht einmal selber von sich behauptet wird von eben dieser Berufsgruppe (Ich habe selber viele Jahre für eben diese ehrenamtlich gearbeitet), aber in der gleichen Sekunde, in der beschlossen wurde, FSC ins Leben zu rufen, mich entsetzt abgewendet habe)
Wenn der FSC irgendetwas positives wirklich bewirken würde, hätte ich absolut nichts dagegen, ihn zu unterstützen. Nur das tut er nicht. Er verbindet die Klientel Holzindustrie (ich bin ein teil davon) mit NGOs, sehr zum Leidwesen des Waldes.
Wie sie schreiben, und ich werde ihnen das gerne auch zuschicken: Ja, es fehlt beträchtlich was in der Auflistung der Kosten, Ich schätze mal ca. knapp ne halbe Milliarde and Kosten, durch Flächenstilllegungen, völlig unsinniges und seit Jahrzehnten überholtes Verbot der Nichtderbholznutzung, (was wir als Bioenergie für den Klimaschutz benötigen und nun sinnlos komplett der kalten rotte Übergeben, Umbau der Rückgeassen nach dem Standard 2,3, erneut nach dem Standard 3,0 (was denn nun eigentlich…). Aber das macht ja alles nichts, wir können ja die Borealen Wälder weit weg schlachten und ausrotten, damit Menschen dem Märchenbuchgedanken des Peter Wohlleben heile Welt Gefühls nachgeifern können. Genau diese wollen vermutlich auch freien Blick auf Kamtschatka haben, die blöden Bäume dazwischen stören nur, und vermutlich auch weiterhin zu Ikea gehen, die sind ja so schön billig, und huch, wie denn das, FSC nachhaltig zertifiziert.
Nanu, mit Holz aus Borealen Primärwäldern? Wie geht das?? Aber Schwamm drüber, hinter FSC stehen ja die Gutmenschen wie Herr Zahlen und andere (die viele Millionen durch das Vehikel FSC verdienen), dann muss ja alles gut sein, und alle, die gegen diesen Unsinn sind die Schlecht Menschen. Zitat FSC Geschäftsführer Uwe Sayer: „Der FSC garantiert nicht die Nachhaltigkeit und Legalität des Holzes, er steht lediglich dafür ein“, klar, das kann er auch nicht, denn die COC Zertifikate (die auf Ihrer Milchtüte) lassen eben genau und bewusst keinen Rückschluss auch die Holzherkunft zu. Sie glauben mir nicht? Dann prüfen sie es!
Und trotzdem bemüht er sich, als Nachweis dessen von der europäischen Kommission (EUTR) anerkannt zu werden. Welch eine Frechheit! (aber die Politik ist damit ein lästiges Thema los)
Können sie eigentlich mal vorurteilsfrei sich die deutschen Waldgesetzte, die Ausführungsbestimmung, das vorhanden Nährstoffmanagmentsystem, und nicht zum Schluss das Arbeitschutzgesetzt anschauen? alles viel viel dezidierter und genauer geregelt als es der FSC auf wenigen Din A 4 Seiten regeln könnte, Ist ihnen, dass geläufig?
Ich fordere sie dringend auf, einmal klarzustellen was sie sich unter „Höherwertiger Zertifizierung“ vorstellen. sie haben das ja sicher gründlich recherchiert, oder? Meinen sie hier „höherwertig“ im Sinne von teurer(„was teuer isst muss ja gut sein“), mehr Aderlass and die NGO, mehr unsinnige Nebelkerzen verstreuen? Inhaltlich wissenschaftlich (der FSC hat keinen Wissenschaftlichen Hintergrund), kann es nicht sein.
Wenn schon gefährliches Halbwissen, erklären sie mir dann einmal, was ein Rückegassenabstand von 40m bewirken soll, außer dass es Arbeitsschutzrechtlich nicht möglich ist, und in einer Masterarbeit im Feldversuch festgestellt wurde, das die Erntekosten bis zu ca 50% steigen?? (sicher bezahlen sie den ökologisch unsinnigen Mehrpreis auf das Produkt, klar) , Ja, vermutlich den sozialen Teil des FSC in den Vordergrund rücken, Schaffen wir ein paar der gefährlichsten Arbeitsplätze der BRD damit, juchhu.
Se reden von wissenschaftlicher Distanz und haben den Artikel derart flach recherchiert? Ich fasse es nicht…
Haben sie sich eigentlich mal Gedanken dazu gemacht, was es heißt:
a) Hier Flächen stillzulegen, damit wir das Holz dann schlussendlich aus borealen hier rankarren?
b) Das Holz hier unsinnig teurer machen?
c) Welche verheerenden Auswirkungen auf die Klimabilanz, auf das globale Ökosystem Wald, auf Transport (von Hackschnitzel als Biomasse zur Substitution von fossilen Energieträgern, Substitution des Stammholzes), auf den Waldumbau zu mehr Klimastabilität
d) …
Die Umstellung auf FSC in Deutschland haben würde?

Oder, wie kommen sie auf die Idee, das sich nur durch diesen fake von FSC (abgesehen, nicht „das“ FSC, sondern „der“ FSC: ausgeschrieben: Forest Stewardship Counsil) ein Biotopschutz gewährleistet wird?
IN Deutschland besteht unter den Sägewerken, wie auch sonst fast nirgendwo, Gott sei Dank!, kein Bedarf an FSC Holz, nur Firmen wie Ikea, Otto und Co, die Ihre Umweltfrevel damit per mittelalterlichen Ablasshandel bezahlen (das allermeiste Holz von diesem Imperien kommt aus PRIMÄRWÄLDERN!, per Definition nicht holzwirtschaftlich nutzbar um ihren Status als Primärwald nicht zu verlieren!!!, dort lässt übrigen der FSC uneingeschränkt Kahlschlag zu, ist ja weit weg von den Medien))

Achso, und der NABU hat gesagt, und alles ist also richtig,…. was verstehen sie unter Naturnah, potenziell natürliche Vegetation? OK, alles also Buche , Buche Buche, nur dummer weise, Buche mag keine Wärme, Buche ist erst ökologisch sehr jung hier, sie wird in den nächsten Jahrzehnten deutlich zurückgedrängt durch ansteigende Temperaturen (jetzt schon, aber fördern wir sie doch, lassen wir Experimente auf Kosten der Blöden kapitalistischen Waldbesitzer machen, wenns schief geht? naja, macht ja nix, dann üben wir eben das nächste Experiment. das dabei auf Buchen relativ wenigen Aren vorkommen, schwamm drüber. Wir haben recht. Punkt, basta. Meine sie eigentlich wirklich, die Förster und Waldbesitzer sind so naiv und beuten Ihren Wirtschaftswald nur aus Kapitalinteressen aus?
Es sind nicht die Kosten, es ist das faule System, was nichts taugt. Regio-anthropozentrische Sichtweise, genannt Wählerklientelbefriedigung, das, was die Grünen, die ich mit gegründet habe, immer an anderen kritisieren, hier wird es in Perfektion und blindfolgend, „kostet es was es wolle“ ohne jedwelchen Sachverstand durchgezogen. Und damit ein Berufsstand beleidigt, der sich seit Jahrzehnten bemüht, unter schwersten Bedingungen (Reparation, Klimawandel, politische Anforderungen….), eine Balance zwischen Nachhaltigkeit (mit allen 3 Säulen, siehe Brundlandt report), Bürgerbegehren zu interpolieren
Es wird allerhöchste Zeit, das sich (Staats)forsten endlich gegen diesen Märchenbuchansatz wehren! Wohlwissend, das sie sich damit in den Diskurs mit NGO und vielen Medien die diesem blind folgen, begeben.
Zitat Achim Reichels Regenballade. „Was weißt denn Ihr vom Schnatermann“
Und mal ganz am Rande: der FSC kann per se gar kein Nachhaltigkeitszertifikat sein, er ist ein Prozess, keine Objektzertifizierung!.
Also, erbost schreibe ich diese Zeile, als jemand, der sich seit dem 13.11.1972 für den Schutz von Primärwäldern einsetzt. Der FSC übergibt sie aus reinem Geschäfts und Machtinteresse der Kettensäge. (recherchieren sie mal Grillkohle Ukraine, dann wird ihnen vielleicht was auffallen.
Oder schauen sie in den Blog: http://WWW.FSC-Watch.com du andere
Bevor sie weiter derart falsch recherchierte Artikel über sehr komplexe Themen schreiben, würde ich sei bitten sich tiefer zu informieren. Dieser Artikel ist leider unter die Kategorie fake News abzuspeichern und einzudampfen

Der FSC ist nicht die Lösung des Problem (wie wir mit unseren Wäldern umgehen) sondern er ist das Problem.
Und dazu stehe ich.
P.S. Der FSC hat mich 2 instanzlich verklagt, und er hat die Prozesse verloren mit entsprechenden Bemerkungen des Richerts in der Urteilsverkündung.
Gerren zu Diskussionen bereit… Jederzeit

Oh ja, eine ganz tolle Doku, danke. Das mit den eingeflogenen Bäumen wusste ich gar nicht, und dass die Ausdünstungen antibakteriell wirken war mir auch neu. Spannender als jeder Hollywood-Streifen. Und es stimmt, was gegen Ende gesagt wird – allein schon das ansehen der Bäume in diesem Film beruhigt.
Ich freu mich schon tierisch auf euren Auwald, das wird mit das erste sein, was ich sehen werde. Wahrscheinlich noch bevor ich den ersten Koffer ausgepackt hab.^^
Also zumindest den Teil, den die übermotivierten Stadtförster stehen lassen.

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