15 Minuten dauerte der „Stimmungsboykott“ der Union-Fans gegen das „Konstrukt“ aus Leipzig – und 15 Minuten dauerte es auch, bis die Gäste für den ersten Stimmungskiller sorgten und in Führung gingen. Am Ende folgten drei weitere Tore. Union blieb fast über die komplette Dauer ungefährlich. Die Rasenballer starten damit auf dem 2. Platz in die neue Saison.

Ausgangslage: Zum Abschluss des 1. Spieltags am Sonntagabend startete RB Leipzig in seine vierte Bundesliga-Saison. Bislang war es für die Rasenballer in der höchsten Spielklasse fast durchweg eine Erfolgsgeschichte. Zweimal konnte sich RBL für die Champions League qualifizieren – unter anderem in der vergangenen Saison – und einmal für die Europa League. An die starke Rückrunde im Jahr 2019, in der nur die Bayern mehr Punkte holten, möchten die Leipziger vermutlich anknüpfen.

Gegner: Wenn es um die Bundesliga geht, besitzt RB Leipzig im Vergleich zum Auftaktgegner relativ viel Tradition. Im Sommer stieg Union Berlin zum ersten Mal in die 1. Liga auf. Um dort länger als eine Saison zu bleiben, haben die „Eisernen“ im Sommer 17 neue Spieler in den Kader geholt, darunter prominente Routiniers wie Neven Subotic, Christian Gentner und Anthony Ujah.

Historie: In der 2. Bundesliga trafen die Teams viermal aufeinander. Während RBL die Heimspiele jeweils gewinnen konnte, blieb Union an der Alten Försterei ungeschlagen. Einem 2:1 im September 2014 folgte ein Jahr später ein 1:1. Poulsen traf bereits zweimal gegen Union.

Aufstellung: Im ersten Bundesligaspiel der Saison stand bei RBL zunächst kein Sommerzugang auf dem Platz. Im Vergleich zum 3:2-Pokalerfolg in Osnabrück gab es drei Änderungen. Gulacsi, Halstenberg und Kampl ersetzten Mvogo, Laimer und Nkunku.

Es spielten: Gulacsi – Mukiele, Konaté, Orban – Klostermann, Demme (62. Laimer), Halstenberg – Sabitzer, Kampl (73. Forsberg) – Poulsen, Werner (65. Nkunku)

Julian Nagelsmann durfte sich in seinem ersten Bundesliga-Spiel als Cheftrainer von RBL über ein deutliches 4:0 freuen. Foto: Gepa Pictures
Julian Nagelsmann durfte sich in seinem ersten Bundesliga-Spiel als Cheftrainer von RBL über ein deutliches 4:0 freuen. Foto: Gepa Pictures

1. Halbzeit: Von Beginn an war es eine relativ entspannte Bundesliga-Premiere für Julian Nagelsmann als Cheftrainer von RB Leipzig. Während die „Eisernen“ offensiv ohne nennenswerte Akzente blieben, leisteten sie sich am eigenen Strafraum immer wieder schwere Patzer, die mehrmals zu Gegentoren führten.

Den Auftakt machte Halstenberg nach einer guten Viertelstunde, als er völlig unbedrängt den Ball zur Führung in den Winkel schlenzen durfte. Klostermann erzielte kurz darauf das vermeintliche 2:0, das wegen eines Handspiels von Poulsen jedoch aberkannt wurde. Beim tatsächlichen 2:0 nach einer halben Stunde profitierte RBL von einem Fehlpass des Union-Keepers Gikiewicz. Sabitzer zog von der Strafraumgrenze eiskalt ab.

Während Poulsen wenige Minuten später das 3:0 verpasste und den Ball nur auf die Latte lupfte, hatte Werner mehr Erfolg. Nach einem Einwurf und einem Doppelpass mit Sabitzer kam er vor Gikiewicz relativ frei zum Schuss.

Tore: 0:1 Halstenberg (16.), 0:2 Sabitzer (31.), 0:3 Werner (42.)

2. Halbzeit: Nachdem Union im ersten Durchgang zumindest noch einen halbwegs gefährlichen Torschuss vorzuweisen hatte, kam nun gar nichts mehr. Stattdessen häuften sich für die Rasenballer kurz nach dem Seitenwechsel die Großchancen. Werner, Sabitzer und Demme scheiterten kurz hintereinander direkt vorm Tor.

Der eingewechselte Nkunku erhöhte Mitte der zweiten Halbzeit schließlich auf 4:0. Nach zwei überlegten Seitenwechseln landete der Ball bei Sabitzer, der direkt vors Tor spielte – wo Poulsen verpasste, aber Nkunku aus wenigen Metern Entfernung traf. Damit war Sabitzer an allen Toren beteiligt.

Tor: 0:4 Nkunku (69.)

Besonderes: Wie schon in der 2. Liga schwiegen die meisten Fans von Union Berlin in den ersten 15 Minuten als Zeichen des Protests gegen RB Leipzig. Die Ultragruppe „Wuhlesyndikat“ hatte dazu aufgerufen. Bei Spielern und Funktionären von Union war die Ankündigung auf unterschiedliche Reaktionen gestoßen.

Im Anschluss an die Partie konnte sich RBL einen kleine Anmerkung auf Twitter nicht verkneifen: „Schweigen ist Silber, Siegen ist Gold. Oder so. Wir feiern jetzt auf jeden Fall noch lautstark den Auswärtssieg. Mindestens 15 Minuten.“ In seinem Stadionheft verbreitete Union zudem das antisemitische „Ratten“-Stereotyp. In einer Zeichnung wurde das Logo von RB Leipzig mit „Rattenball“ dargestellt.

Ausblick: Im ersten Heimspiel der Saison empfängt RB Leipzig am kommenden Sonntag Eintracht Frankfurt. Der Vorjahressiebte, der im Sommer seine Topstürmer Jovic und Haller ziehen lassen musste, ist mit einem 1:0 gegen Hoffenheim in die neue Saison gestartet. Zudem ist seit heute der Gegner in der 2. Runde des DFB-Pokals bekannt: RBL muss nach Wolfsburg reisen.

VfL Osnabrück vs. RB Leipzig 2:3 – Erfahrung schlägt Leidenschaft

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