Das Duell des FC Energie Cottbus gegen den 1. FC Lok Leipzig entwickelte auch abseits des eigentlichen Fußballspielens genügend Geschichten. So konnte man sich zum Beispiel fragen: Warum wechselte Lok-Trainer Wolfgang Wolf nicht offensiv? Wie verlief der Tag für die Polizei? Und nicht zuletzt: Warum berichtet eigentlich niemand über die Bierbecher- und Feuerzeug-Würfe? L-IZ.de versucht nachfolgend, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Eine ganze Region steht hinter dem FC Energie Cottbus. Zumindest wird das im Stadion der Freundschaft behauptet – und es war bei der Unterstützung durch die rund 7.500 Heim-Fans auch zu spüren. Diese trugen vor allem in der zweiten Halbzeit ihren Anteil zur erfolgreichen Aufholjagd des ehemaligen Bundesligisten bei. Aber auch auf der Pressetribüne im Stadion der Freundschaft gab es keine Neutralität. Dort sahen Kollegen der Lausitzer Medien hinter jeder Schiedsrichter-Entscheidung gegen Energie einen unverzeihlichen Fauxpas.

Welcher Art die Unterstützung von Energie die mediale ist, wird an zwei weiteren Situationen deutlich. Nach dem Lok-Führungstor durch David Urban jubelten die Lok-Spieler an der nahegelegenen Eckfahne und bekamen mehrere Bierbecher zugeworfen. Der Kollege nebenan kritisierte scharf – allerdings das Verhalten der Lok-Spieler. „Jubelt doch woanders! Müsst ihr provozieren?“ Der Fehler lag also auch hier nicht bei Energie.

Nachdem Felix Brügmann beim vermeintlichen 3:2 für Energie in der 89. Minute Lok-Torhüter Fabian Guderitz gefoult hatte, musste dieser behandelt werden. Doch bevor sich Lok-Physiotherapeut Uwe Zimmermann um ihn kümmern konnte, mussten die Innenverteidiger Urban und Zickert ihren Torwart Guderitz erstmal aus der Schussbahn nehmen, denn es kamen zahlreiche Feuerzeuge aus dem Heimbereich in den Fünf-Meter-Raum – Richtung Guderitz, Zickert und Urban – geflogen.

Die Leipziger ließen sich nicht irritieren, zeigten die Corpus Delicti dem Schiedsrichter und spielten weiter. Der Stadionsprecher musste die Zuschauer ermahnen, diese Unsportlichkeiten zu unterlassen. Schiedsrichter Dr. Max Burda hatte es da etwas besser. Als er nach dem Spiel auf dem Weg vom Rasen in den Spielertunnel war, leerten die Heimfans erneut ihre Taschen. Umsichtige Security-Mitarbeiter spannten einen Regenschirm auf. Weder in der Lausitzer Presse noch im Spielbericht des RBB oder des MDR wird dieser Feuerzeug-Hagel thematisiert. Die Region steht anscheinend wirklich geschlossen hinter Energie.

Fast 2.000 Fans begleiteten den 1. FC Lok in die Lausitz. Foto: Thomas Gorlt
Foto: Thomas Gorlt

Sportlich schien die Sache zur Pause einigermaßen klar: Lok wird – wie so oft in der Saison – vieles „wegverteidigen“, und zwanzig Minuten vor dem Ende wird Wolfgang Wolf – wie schon in der Vorwoche – frischen Wind auf den Außen bringen. Gegen Viktoria Berlin hatten Stephan Mvibudulu und Ishmael Schubert-Abubakari die Offensive sichtlich belebt. Doch stattdessen holte Wolf nach 67 Minuten Steinborn vom Feld und brachte Schulze, der fortan die Verteidigung der rechten Außenbahn im Blick hatte und Berger unterstützte.

Außerdem tauschte Wolf nach 75 Minuten Schinke gegen Brandt. Schubert-Abubakari kam erst in der Nachspielzeit. Warum? Das erklärte Wolf im Presseraum: „Die beiden finden den Rückwärtsgang nicht so, wie wir es gebraucht haben. Und wenn dann eine Lücke entsteht, hast du ein Problem.“

Und so blieb es bei vier Treffern, die allesamt von Spielern erzielt worden sind, die für beide Vereine spielten. David Urban wechselte mit 15 zum FC Energie und spielte dort fünf Jahre, Paul Schinke spielte von 2009 bis 2010 bei Energie Cottbus II und Felix Brügmann in der Saison 2016/2017 für den 1. FC Lok. Anschließend wechselte Brügmann nach Berlin und kam über Carl Zeiss Jena nach Cottbus. Wer weiß wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn Brügmann von Berlin zurück zu Lok gekommen wäre? Kurz vor dem Abschluss der Vertragsgespräche im Sommer 2018 soll sich allerdings der FC Carl Zeiss Jena noch eingemischt und Brügmann an die Kernberge gelockt haben.

Eine positive Nachricht zum Schluss von der Polizeidirektion Süd in Cottbus: „Aus polizeilicher Sicht kam es vor und unmittelbar nach dem Fußballspiel zwischen dem 1. FC Lok Leipzig und dem FC Energie Cottbus zu keinen wesentlichen Störungen.“ Gegen das, was im Stadion auf den Rasen geflogen kam, kann die Polizei ja nichts machen.

Energie Cottbus vs. 1. FC Lok Leipzig 2:2 – Lok hält Cottbusser Dauerdruck nicht stand

Energie Cottbus vs. 1. FC Lok Leipzig 2:2 – Lok hält Cottbusser Dauerdruck nicht stand

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