Mehr als ein Achtungserfolg war für die Handballerinnen des HC Leipzig nicht drin. Gegen den bisher verlustpunktfreien Tabellenführer SG BBM Bietigheim spielte das von Verletzungssorgen gebeutelte junge HCL-Team am Mittwochabend tapfer mit und hielt die Niederlage in vertretbarem Rahmen. "Wir wollten dagegenhalten, uns nicht abschießen lassen. Ich finde, das haben wir teilweise ganz gut geschafft", so das Fazit von Nele Reimer.

Es war wie eine Zeitreise zurück zu den besten Jahren des HC Leipzig: Susann Müller, Nina Müller (geb. Wörz), Maura Visser und Luisa Schulze standen in der Leipziger Arena wieder Seite an Seite auf dem Feld. Und an der Seitenlinie dirigierte Martin Albertsen, unter dessen Leitung der HCL 2006 das Double gewonnen hatte. Das Problem: Alle Genannten tragen nun das Trikot der SG BBM Bietigheim und legten sich an alter Wirkungsstätte mächtig ins Zeug, den Blau-Gelben keine Chance zu lassen.

“Leipzig gegen Bietigheim ist immer brisant. Auf dem Feld merkt man schon eine gewisse Aggressivität, da wird ganz schön ausgeteilt”, weiß auch die 20-jährige Nele Reimer, die aufgrund der personellen Lücken im HCL-Kader erstmals auf der verantwortungsvollen Rückraum-Mitte-Position agierte. “Wir haben vorher in der Kabine gesagt, dass es eine Schlacht wird und wir uns nichts gefallen lassen wollen. Ich finde, das haben wir heute gut gezeigt”.

Nele Reimer (li.) wird von Kim Naidzinavicius attackiert. Foto: Jan Kaefer
Nele Reimer (li.) wird von Kim Naidzinavicius attackiert. Foto: Jan Kaefer

Auch wenn die Gastgeber gegen die Favoriten aus Bietigheim niemals in Führung lagen, konnten sie die ersten 20 Minuten ausgeglichen gestalten. Nach dem Ausgleich zum 7:7 trafen jedoch plötzlich nur noch die Gäste. Acht Gegentore in Folge musste der HCL einstecken (7:15/ 30.) und geriet gefährlich ins Schlingern. “Das Problem war, dass wir vorn zu wenig Torgefahr entwickelt und zu viele leichte Fehler gemacht hatten”, erkannte Reimer. “So ist Bietigheim ins Tempospiel gekommen und hat viele einfache Tore gemacht. Da standen wir auch in der Abwehr nicht mehr so sicher. Das war der Wendepunkt im Spiel”.

Zur Erinnerung, beim HCL fehlten verletzungsbedingt: Karolina Kudlacz-Gloc, Shenia Minevskaja, Tamara Bösch und Michelle Urbicht. Dafür rückten mit Emely Theilig und Julia Weise zwei 16-Jährige ins Team. Damit hatte Leipzig gleich fünf Spielerinnen im Kader, die noch nicht älter als 20 Jahre sind. Wie sich diese junge Truppe in der zweiten Hälfte gegen eine drohende Klatsche stemmte, rang auch den über 2.000 Zuschauern in der Arena Respekt ab.

Die 16-jährige HCL-Juniorin Emely Theilig (li.) im Anflug auf Luisa Schulze, die Leipzig erst vor wenigen Wochen in Richtung Bietigheim verlassen hatte. Foto: Jan Kaefer
Die 16-jährige HCL-Juniorin Emely Theilig (li.) im Anflug auf Luisa Schulze, die Leipzig erst vor wenigen Wochen in Richtung Bietigheim verlassen hatte. Foto: Jan Kaefer

Trotz mehrfachen 8-Tore-Rückstands (12:20/ 17:25/ 22:30) blieben die Blau-Gelben in einer körperlich hart geführten Partie (insgesamt 13 Zeitstrafen mit zwei Disqualifizierungen) selbst bissig und verkürzten zwischenzeitlich zumindest dreimal auf 5 Tore (16:21/ 17:22/ 21:26). Auch wenn am Ende gegen Bietigheim nichts zu holen war, konnte Leipzig mit erhobenem Kopf das Spielfeld verlassen.

“Wir sind in das Spiel gegangen, um Spaß zu haben, uns weiterzuentwickeln und dann zu sehen, was geht. Wir waren heute eine junge Truppe, die noch nicht so oft zusammen trainiert hat”, so Nele Reimer im L-IZ-Interview. “Natürlich haben wir noch ein paar Baustellen, aber wir können vor allem auf den ersten 15 Minuten aufbauen, denn das war echt gut”.

Schon am Samstag (19.11./ 15 Uhr) wartet ein noch viel größerer Brocken auf den HCL. Zum letzten Heimspiel der Champions-League-Gruppenphase rollt der HC Vardar Skopje (Mazedonien) an, der dem HCL im Hinspiel eine empfindliche 24:41-Niederlage zufügte und die Tabelle der Gruppe anführt.

Nina Müller (li.) und Luisa Sturm lauern auf den Ball. Foto: Jan Kaefer
Nina Müller (li.) und Luisa Sturm lauern auf den Ball. Foto: Jan Kaefer

Die Statistik zum Spiel

HC Leipzig vs. SG BBM Bietigheim 24:32 (8:15)
Handball, 1. Bundesliga (Frauen), 8. Spieltag

HC Leipzig: Kramarczyk, Kurzke, Roth – Mazzucco (2), Mietzner, Einarsdottir, Hubinger (10/3), Lang (7), Reimer (2), Sturm (2), Rode (1), Weise, Theilig. Trainer: Norman Rentsch.
SG BBM Bietigheim: Roch, Salamakha, Wester (1) – Biltoft (1), Visser (9/2), Lauenroth (1), Mack, N. Müller (3), Smeets (1), Schulze (1), Baun Eriksen, Naidzinavicius (8/3), Hundahl, S. Müller (1), Malestein (6), Anastacio. Trainer: Martin Albertsen.

Schiedsrichter: Matthias Brauer/ Kay Holm. Zwei-Minuten-Strafen: HCL 5x (Lang, Rode, 3x Sturm/ disq. 58. min), Bietigheim 8x (Schulze, Naidzinavicius, Malestein, 2x Biltoft, 3x Visser/ disq. 60. min). Siebenmeter: HCL 3/3 (Hubinger 3/3), Bietigheim 5/5 (Visser 2/2, Naidzinavicius 3/3). Zuschauer: 2.048 in der Arena Leipzig.

Mehr Infos zur Frauen-Bundesliga:
www.hbf-info.de

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