LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 78, seit 24. April im HandelNormalerweise mögen die Zweitliga-Handballerinnen des HC Leipzig wohl nichts so sehr, wie den Ball mit Schmackes ins Netz zu hämmern. Doch ihre Saison wurde wegen des Coronavirus vorzeitig abgebrochen, und die Leipziger Sportstätten sind seit Wochen geschlossen. Die Sportlerinnen haben deshalb das Tornetz gegen das Einkaufnetz eingetauscht und bieten seit Anfang April Menschen, die aktuell aus gesundheitlichen Gründen nicht das Haus verlassen können, eine kostenlose Einkaufshilfe an.

Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil der HC Leipzig – so wie viele andere Sportvereine auch – gerade mit ausbleibenden Zuschauer- und Sponsoring-Einnahmen zu kämpfen hat. Aus diesem Grund haben die Blau-Gelben momentan auch eine Ticketaktion für das fiktive Spiel „HC Leipzig beats Corona“ laufen (siehe auch Sport-Titelthema auf Seite 20). Doch parallel will die Mannschaft einerseits ihren vielen älteren Fans, aber auch allen anderen Leipzigern, die Hilfe beim Einkauf benötigen, etwas zurückgeben.

Wie das Ganze funktioniert, hat die Mannschaftsverantwortliche Johanna Schierbok im Gespräch mit der LEIPZIGER ZEITUNG (LZ) erklärt: „Die Bestellungen gehen per Mail oder Telefon in der Geschäftsstelle ein. Dann wird über unsere Whatsapp-Gruppe koordiniert, welches Mädel das macht. Wir gucken, wer sich gerade in der Nähe befindet bzw. dass diejenigen mit Auto die längeren Strecken machen und die mit Fahrrad die kürzeren. Wir melden uns dann an der Gegensprechanlage, und die Auftraggeber legen einen Umschlag mit Einkaufzettel und Geld vor ihrer Tür ab, damit das alles kontaktlos stattfindet. Dann wird der Einkauf getätigt und mit dem Rückgeld im Umschlag wieder vor der Tür abgestellt.“

Das Titelblatt der LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 78, Ausgabe April 2020. Foto: Screen LZ
Das Titelblatt der LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 78, Ausgabe April 2020. Foto: Screen LZ

Eine schöne Idee, die bereits jede Menge wohlwollendes Feedback erhalten hat. „Wir haben viele Rückmeldungen bekommen, die alle positiv waren – von vielen Fans über die Sozialen Medien oder auch telefonisch über die Geschäftsstelle. Es scheint also ganz gut anzukommen“, so Schierbok. Wirklich froh macht sie und ihre Mitstreiterinnen das allerdings noch nicht, denn zur Wahrheit gehört auch: „Trotzdem hat sich noch keiner getraut, unsere Einkaufshilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist tatsächlich ein bisschen traurig, denn wir hätten die Zeit und könnten das machen.“

Über die Gründe der ausbleibenden Aufträge kann die 22-Jährige nur mutmaßen: „Aktuell haben wir das nur auf unseren Sozialen Medien geteilt, vielleicht ist deshalb die Anfrage noch nicht so groß. Vielleicht waren wir mit unserer Aktion aber auch zu spät dran und viele haben ihre Einkaufshilfen bereits anderweitig gefunden, ich weiß es nicht. Wir sind aber immer noch bereit und würden es gern machen. Aktuell haben sich zwölf Mädels gefunden, die in Leipzig sind und dabei wären.“

Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, und in der vergangenen Woche hatte es immerhin schon mal einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont gegeben. Es hatte sich nämlich ein 92-jähriges Ehepaar gemeldet. Einen Einkauf wollten die beiden allerdings nicht erledigt haben, sondern den Verein bei seiner Spendenaktion unterstützen und das Geld aber persönlich an eine Spielerin übergeben. Also machte sich HCL-Torhüterin Anja Kreitczick in die Spur und nahm die gespendeten Euros persönlich in Empfang.

Vielleicht geht demnächst ja auch in Sachen Einkauf noch einiges mehr. Das LZ-Telefonat mit Johanna Schierbok hat jedenfalls klar gezeigt: Die Handballerinnen stehen bereit und sind hochmotiviert zu helfen. „Ich hoffe, dass unsere Aktion vielleicht durch den Artikel ein bisschen in Schwung kommt“, sagte die Mannschaftsverantwortliche am Ende unseres Gespräches. Die LEIPZIGER ZEITUNG (LZ) schließt sich dieser Hoffnung an.

So ist die HCL-Einkaufshilfe erreichbar:
Montags bis donnerstags telefonisch unter 0162 7156541.
Immer per Mail unter fabian.kunze@hc-leipzig.de
Der Einkauf wird am folgenden Tag kostenlos geliefert.

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 78: Wie Corona auch das Leben der Leipziger verändert hat

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