Nein, vergessen ist das Sportmuseum nicht. Auch wenn der Stadtbezirksbeirat Leipzig-Mitte und die Linksfraktion so ein Gefühl gehabt haben sollten. Aber die Suche nach einem Standort scheint sich schwieriger zu gestalten als alle anderen Standortsuchen für Leipziger Museen. Seit 2007 geht das so, seit der Stadtrat beschlossen hat, das Sportmuseum dauerhaft unterzubringen.

2007 hatte der Stadtrat beschlossen, die Nordtribüne mit Kassenflügel des ehemaligen Schwimmstadions schrittweise als Standort für das Sportmuseum Leipzig zu entwickeln. Aber irgendwie mag sich Leipzigs Verwaltung mit diesem etwas abgelegenen Standort nicht anfreunden, teilt das Kulturdezernat jetzt auf das Aufbegehren des Stadtbezirksbeirats Leipzig-Mitte mit.

„Die LESG hat an dem Gebäude im Jahr 2008 Sicherungsmaßnahmen im Rahmen einer Vergabe-ABM durchgeführt. Außer der Sicherung wurden keine weiteren Baumaßnahmen realisiert, es werden jährlich Mittel für die Beseitigung von Vandalismusschäden vorgehalten“, heißt es. Und: „Die Stadtverwaltung ist ständig bestrebt, den aus dem Jahre 2007 datierten Stadtratsbeschluss umzusetzen.“

Aber ernsthaft an die Planung, die Nordtribüne als Sportmuseum herzurichten, ist niemand gegangen. Im Gegenteil: Man sucht ganz bewusst nach einem anderen Standort.

„Zwischenzeitlich wurden Standortalternativen untersucht und mussten allerdings wieder verworfen werden (z. B. Goetz-Haus)“, schreibt das Kulturdezernat. „Derzeit werden mit privaten Investoren intensive Gespräche geführt. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht erkennbar, wann es hierbei zu konkreten Entscheidungen kommen wird.“

Was schon verblüfft, denn die Gelder für die Planung stehen schon bereit: „Um die Entwicklung des Sportmuseums in einem eigenen Gebäude voranzubringen, hat der Stadtrat mit dem Haushalt 2017/2018 Planungsmittel in Höhe von 125.000 Euro beschlossen. Sie stehen im Investhaushalt 2018 zur Verfügung. Über notwendige weitere Mittel kann im Zusammenhang mit der Aufstellung des Doppelhaushaltes 2019/2020 entschieden werden.“

Irgendwer hat also irgendeine Vision von diesem neuen Museum – nur will man das augenscheinlich nicht im Sportforum ansiedeln. Jedenfalls nicht in der ehemaligen Nordtribüne des Schwimmstadions: „Es ist weiterhin Ziel, die Sammlung Sportmuseum zu einem modernen, interaktiven und barrierefreien Museum zu entwickeln. Hierbei wäre auch ein schrittweises Vorgehen möglich, in dem das sogenannte Schaufenster (Showroom) von der Unterbringung der Sammlungen und Nebenfunktionen abgekoppelt wird, so dass eine Ausstellung auf ca. 1200 qm Fläche ein erster großer Schritt zur Sichtbarmachung der großartigen Sammlung sein könnte.“

Und dass man diesen Standort nicht will, wird dann auch in der nächsten Aussage deutlich: Man könne ja auch die Bürger bei der Standortsuche einbeziehen.

„Grundsätzlich kann bezüglich einer inhaltlichen Ausrichtung sowie zur Findung eines geeigneten Standortes auch Öffentlichkeits- und Bürgerbeteiligung organisiert werden. Die konzeptionellen Grundlagen müssen jedoch von den Fachleuten aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse erarbeitet werden. Zentrale konzeptionelle Leitlinien liegen bereits vor und wurden in der vergangenen Zeit auch in öffentlichen Diskussionsrunden erörtert. Das Museum verfügt über einen aktiven Förderverein, durch welchen Beteiligung ebenfalls gesichert ist.“

Und außerdem informiere man doch regelmäßig: „Über den Fortgang der Entwicklung des Sportmuseums und über die Sporthistorische Route werden die Fachausschüsse Kultur und Sport bereits regelmäßig bzw. auf Wunsch informiert. Der Stadtrat erhält ebenfalls Mitteilungen über den Stand der Umsetzung der Beschlüsse. Dem Wunsch des Stadtbezirksbeirates Mitte, ebenfalls informiert zu werden, wird gerne entsprochen.“

Was dann noch immer keinen Standort ergibt für das Museum.

Das einzige, was mittlerweile Kontur annimmt, ist eine „Sporthistorische Route“.

Die Ergebnisse des Wettbewerbs dazu, an dem sieben Planbüros teilgenommen haben, sollen erstmals im Stadtgeschichtlichen Museum im Rahmen der Ausstellung „In Bewegung – Meilensteine der Leipziger Sportgeschichte“ gezeigt werden. „Die Umsetzung der einzelnen Stationen der Route soll schrittweise ab dem 2. Quartal 2018 erfolgen. Bis zum Internationalen Deutschen Turnfest, das 2021 in Leipzig ausgerichtet wird, sollen 10 Stationen realisiert sein. Dazu sind im Haushalt 2017/2018 insgesamt 50.000 Euro für Wettbewerb und Umsetzung des Siegerentwurfes eingestellt. Für die mittelfristigen Planungen 2019-21 werden Mittel i.H.v. 15.000 Euro gebunden (A 0168/17/18).“

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Warum so eilig oder Wie wird man wieder Herr seiner Zeit?

 

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