LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 72, seit 25. Oktober im HandelSeit noch nicht einmal drei Jahren wird beim SC DHfK Leipzig Faustball gespielt. Doch die Sparte, die zur Abteilung Fitness- und Gesundheitssport gehört, geht ab wie eine Rakete. Zwei große Auszeichnungen sowie die Austragung eines Turniers der IFA World Tour machten das Jahr 2019 für die Leipziger zu etwas ganz Besonderem und sorgten auch in der nationalen Faustball-Szene für Aufmerksamkeit. Eng mit diesem Kickstart verbunden ist der Name Julian Scharf. Der 23-Jährige gehört zu den maßgeblichen Initiatoren, ist Spieler in der Männermannschaft und Spartenleiter der Leipziger Faustballer.

Den Weg zu seiner Sportart hat der heutige Lehramtsstudent bereits über eine AG in der 3. Klasse gefunden und schlug in seiner thüringischen Heimatstadt Zeulenroda dann beim SV 1975 auf. Über die Aktivität in verschiedenen sächsischen Vereinen, beispielsweise dem SSV Heidenau, landete Scharf bei der Berliner Turnerschaft (BT), wo er sogar Bundesliga-Erfahrung sammeln konnte.

Auch als es ihn vor vier Jahren zum Studium nach Leipzig zog, blieb er zunächst noch für die Hauptstädter am Ball. Aber eine Idee ließ ihn nicht mehr los: Einen eigenen Faustball-Klub in Leipzig zu erschaffen. „Im Januar 2017 haben wir dann beim SC DHfK die Sparte Faustball eröffnet. So ging das Projekt los“, erinnert sich Scharf im Gespräch mit der LEIPZIGER ZEITUNG (LZ).

Inzwischen vereinen sich in der Sparte, die auch irgendwann mal eine eigenständige Abteilung werden möchte, bereits knapp 100 Faustballspieler. Rund zwei Drittel davon sind Kinder, die aktuell 13 Nachwuchsteams stellen, beginnend bei der U8. Dazu kommt noch je ein Frauen- und Männerteam.

Diese waren beide als Aufsteiger in die Feldsaison der Oberliga gegangen, die die höchste Spielklasse in Sachsen ist. Die Männer haben den Klassenerhalt geschafft, den Frauen war das leider nicht gelungen. Nun steht die Hallensaison bevor, bei der beide Teams ebenfalls als Oberliga-Neulinge agieren.

Faustball-Spartenleiter Julian Scharf. Foto: SC DHfK Leipzig
Faustball-Spartenleiter Julian Scharf. Foto: SC DHfK Leipzig

Was ist nun aber das Charakteristische am Faustball, welche Unterschiede zum Volleyball gibt es?

„Im Prinzip ist es wie Volleyball: drei Ballkontakte, der Ball muss unerreichbar ins gegnerische Feld geschlagen werden“, erklärt Scharf. „Der größte Unterschied ist, dass der Ball beim Faustball einmal aufspringen darf. Auch sind die Grundtechniken anders: Man spielt mit einem Arm, mit anderen Flächen am Arm, spielt in den Angriffsschlägen mit der Faust. Die Angabe erfolgt nicht hinterm Feld, sondern drei Meter von der Mittellinie entfernt. Das Netz ist viel tiefer, wir spielen bei den Männern auf zwei Meter. Damit ist die Körpergröße beim Faustball nicht so ausschlaggebend wie beim Volleyball. Draußen spielen wir auf Rasen, das ist international auch die Hauptsaison.“

Die simple Spielidee beim Faustball findet Julian Scharf „cool“, weil man so auch recht einfach mit kleinen Kindern in diesen Sport starten kann. Aber es gibt noch mehr Reize: „Der Ball wird geschlagen, man läuft, läuft, läuft, antizipiert, springt ab, macht einen coolen Hechtsprung, spielt den Ball noch mal zu und knallt ihn dann mit bis zu 150 km/h wieder ins gegnerische Feld. Ich finde, diese Hechtsprünge machen Faustball total aus“, schwärmt der Spartenleiter, der Anfang Oktober mit seinen SC DHfK-Faustballern in der Sportschule „Egidius Braun“ ein Turnier der World Tour austrug.

Die LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 72, Ausgabe Oktober 2019. Foto: LZ (zum Vergrößern klicken)
Die LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 72, Ausgabe Oktober 2019. Foto: LZ (zum Vergrößern klicken)

Auch das ist ein Meilenstein in der Leipziger Faustball-Historie. „Im Januar hatten wir ein Gespräch mit Jörn Verleger, dem Präsidenten des Faustball-Weltverbandes IFA (International Fistball Association) und kamen auf die Idee, das (sowieso avisierte) Turnier in der Sportschule in die World Tour zu integrieren. Denn die Maße dieser Halle sind so gigantisch, dass man es dort umsetzen könnte. Und wir bekamen die Genehmigung.“

Um eine etwaige Vorstellung von den Abmessungen zu bekommen: Draußen wird Faustball üblicherweise auf großen Feldern mit der Gesamtabmessung von 66 x 32 Metern gespielt. Die große Halle auf dem Gelände der Sportschule in Abtnaundorf bot genügend Platz, um gleich zwei dieser Faustball-Spielfelder abzustecken.

„Dann haben wir es in Angriff genommen, das Turnier zu planen. Es war natürlich auch ein Experiment, inwieweit das überhaupt angenommen wird, denn kein Team hatte bisher auf Feldmaßen auf Hallenbelag gespielt.“

Die World Tour umfasst 28 Wettbewerbe in 10 Ländern auf 5 Kontinenten. Je nach Wertigkeit gibt es dabei unterschiedlich hohe Punktzahlen zu erringen. Bei den großen Major-Turnieren in Brasilien, Österreich, Deutschland oder der Schweiz werden 1.000 Punkte vergeben. Bei anderen Turnieren gibt es 750, 500 oder 250 Punkte zu erringen. „Wir hatten ein 500er-Turnier“, erklärt Scharf.

„Und da es dieses Jahr das letzte Turnier war, war es für einige Teams noch entscheidend im Hinblick auf das World Tour Finale 2020 in Birmingham (Alabama/ USA). Zwei, drei Teams konnten so im Tour-Ranking noch einen Platz gutmachen.“

Das Fazit dieser Leipzig-Premiere fällt bei den Veranstaltern positiv aus. „Es war eine coole Veranstaltung, und wir hatten krasse Teams da aus Deutschland, Österreich, Schweiz, was vorher nicht abzusehen war. Da waren etliche Nationalspieler vor Ort, Vize-Weltmeister und World Tour Sieger. Insgesamt war es ein stark besetztes Elite-Turnier, und es war toll, so hochklassigen Faustball hier in Leipzig zu haben, weil man sich in ganz Ostdeutschland wahrscheinlich nichts Vergleichbares anschauen könnte in Sachen Faustball.“

Selbst mitgespielt haben die DHfK-Männer allerdings nicht, da „uns die Organisation erst mal wichtiger war, um ein gutes Event für die Teilnehmer zu schaffen. Das Schlimmste was hätte passieren können, wären zu wenig zeitliche Kapazitäten gewesen, irgendwas läuft schief und die Leute sind so unzufrieden, dass sie sagen: Zu euch kommen wir nicht mehr.“

Dieser Einsatz zahlte sich aus, denn das Feedback von den teilnehmenden Teams war sehr gut. Bedeutet: „Es ist auf jeden Fall eine Wiederholung geplant.“

Neben diesen positiven Rückmeldungen durften sich die DHfK-Faustballer zudem über eine zusätzliche Ehrung freuen. Im Rahmen des Turniers verlieh die Deutsche Faustball-Liga (DFBL) den Leipzigern das Prädikat „Nationaler Faustball-Stützpunkt“. „Wir sind jetzt der achte Verein, der diese Auszeichnung bekommen hat. Es ist aber eine rein ideelle Anerkennung für gute Arbeit“, so Scharf.

Das war bereits die zweite hochrangige Auszeichnung für die Leipziger innerhalb weniger Monate. Denn erst im August hatten sie im Rahmen der Weltmeisterschaft in Winterthur (Schweiz) den „Activity Award“ des Faustball-Weltverbandes IFA gewonnen.

Anna Hirtzel hier für den SC DHfK beim Turnier in der Sportschule am Ball. Foto: Jan Kaefer
Anna Hirtzel hier für den SC DHfK beim Turnier in der Sportschule am Ball. Foto: Jan Kaefer

Der Hauptgrund für diese Anerkennungen ist sicherlich das große Engagement der DHfK-Sparte in Sachen Nachwuchsgewinnung. „Ich glaube, so ein gezieltes Programm, um Faustball-Nachwuchs zu generieren hat sonst keiner. Wir machen das über Ganztagsangebote in Schulen. Das ist sehr gefragt, und wir bauen das gerade stark aus“, sagt Scharf.

„Wir machen 20 Kurse pro Woche an Grundschulen und betreuen da wöchentlich 200-300 Kinder. Über diese Kurse rekrutieren wir talentierte Kinder für unseren Verein. Unser Anspruch ist es, das Ganze etwas leistungsorientierter zu betreiben. Wir wollen langfristig Teams entwickeln, die in der Bundesliga spielen können. Darauf arbeiten wir hart hin. Wir wollen den SC DHfK in der Faustball-Welt richtig groß machen. Wir sind aber auch sehr bestrebt, unsere Erfahrungen und Vorgehensweisen in andere Vereine zu übertragen und den Faustball-Sport allgemein voranzubringen und das Bewusstsein herzustellen, dass es diese Sportart überhaupt gibt.“

An Grenzen stoßen die Leipziger bei ihrem rasanten Wachstum im Kinderbereich und dem steigenden Interesse der Schulen vor allem im Hinblick auf erwachsenes Personal, was momentan in der Sparte zahlenmäßig noch unterrepräsentiert ist. Daher freut sich Scharf auch besonders über das gezeigte ehrenamtliche Engagement. „Es ist wirklich der Wahnsinn, wie viel Herzblut z. B. die Eltern unserer Spartenmitglieder hineinstecken und viel und gerne helfen. Ich glaube, es freut sich auch jeder, ein Teil dieses Projektes zu sein.“ Die zweite Grenze betrifft – einmal mehr – die Sportstättensituation in Leipzig.

„Es wird noch interessant, wie wir uns infrastrukturell finden werden und wie es mit den Sportanlagen weitergeht. Aktuell haben wir noch keine Rasenfläche. Wir haben bisher im Park oder auf öffentlichen Anlagen trainiert, was qualitativ noch nicht unserem später gewünschten Standard entspricht. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir eine gute Lösung finden.“

Die Homepage der SC DHfK-Faustballer:
www.scdhfk-faustball.de

Die neue „Leipziger Zeitung“ liegt an allen bekannten Verkaufsstellen aus. Besonders in den Szeneläden, die an den Verkäufen direkt beteiligt werden. Oder einfach abonnieren und direkt im Briefkasten vorfinden.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache (Stand 01. Oktober 2019): Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.

Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen und ein Freikäufer-Abonnement abschließen.

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.

Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 450 Abonnenten.

Alle Artikel & Erklärungen zur Aktion Freikäufer“

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Jan Kaefer über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar