LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 83, seit 25. September im HandelWie ein dicker, roter Filzstift, hatte die Corona-Pandemie im Frühjahr sämtliche Sportligen gestrichen. Verbunden mit jeder Menge Verunsicherung, teilweise dramatischen finanziellen Nöten und der ständigen Frage: Wie geht es jetzt weiter? Seit diesem September geht es nun tatsächlich weiter, zumindest im Spielbetrieb einiger Leipziger Bundesligisten. Die „Leipziger Zeitung“ wirft einen Blick auf den Stand der Dinge.

ATV Leipzig: Feldhockey, 2. Bundesliga Süd, Frauen

Die Hockey-Frauen des ATV Leipzig brauchen in diesem Jahr besonders starke Nerven. Bereits im Januar mussten sie erst bis zur letzten Spielsekunde der Hallensaison – und danach sogar noch quälend lange Minuten darüber hinaus – um den Klassenerhalt in der Bundesliga zittern. Am Ende konnten sie jubeln, es war geschafft. So ähnlich könnte es ihnen auch in dieser Feldsaison ergehen. Und mit Sicherheit werden sie einiges dafür geben, um am Ende wieder jubeln zu dürfen. Noch gestaltet sich die Situation allerdings nicht optimal. „Wir sind nach wie vor Letzter“, stellt die neue ATV-Kapitänin Elisabeth Kirschbaum die aktuellen Fakten nüchtern fest. „Doch klares Ziel für uns ist der Klassenerhalt. Daran glauben wir, und dafür trainieren wir.“

Grund zur Panik besteht für die Rot-Weißen aus Probstheida ohnehin nicht. Denn noch ist genügend Zeit, die für den Klassenerhalt notwendigen Punkte einzusammeln. Denn die im Vorjahr begonnene Feldsaison wird wegen des unerwarteten Corona-Interruptus nun bis zum Sommer 2021 fortgesetzt. Das wird durch die zusätzliche Einführung einer Meister- und einer Abstiegsrunde ermöglicht.

Sind also alle regulären 18 Partien in der Süd-Gruppe der 2. Bundesliga gespielt, muss sich der ATV – nach Lage der Dinge und unter Mitnahme aller erzielten Punkte und Tore – in einer Abstiegsrelegation mit vier weiteren Vereinen auseinandersetzen, die in der 10-köpfigen Bundesliga-Staffel unterhalb des Mittelstrichs reingekommen sind. Erschwert wird die Mission Klassenerhalt jedoch durch die nicht zu kalkulierende Möglichkeit, dass durch entsprechend viele Absteiger aus der 1. Liga sogar drei statt den regulären zwei Teams aus der Süd-Staffel in die Regionalliga runter müssten.

In der Halle haben die Hockey-Frauen vom ATV den Klassenerhalt geschafft. Gelingt ihnen das auch in der Feldsaison? Foto: Jan Kaefer
In der Halle haben die Hockey-Frauen vom ATV den Klassenerhalt geschafft. Gelingt ihnen das auch in der Feldsaison? Foto: Jan Kaefer

Und so ganz nach Plan verlief der Wiedereinstieg in die Saison für die Leipzigerinnen dann leider nicht. Aus den beiden Heimspielen gegen die potenziellen Abstiegskonkurrenten TuS Obermenzing (1:2) und TC Blau-Weiß (3:3) wurde nur ein Punkt ergattert. Die Partie gegen den Nürnberger HTC musste zuletzt sogar ganz ausfallen, weil eine Spielerin der Franken positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden war.

„Ich glaube, dass in den ersten Spielen für uns mehr drin war“, weiß auch Kapitänin Kirschbaum. „Aber wir haben auch fünf Neuzugänge, die jetzt ihre ersten Bundesligaspiele gemacht haben, sodass da auch viel Aufregung mit dabei war. Vor allem hintenraus sind wir aber noch stark zurückgekommen. Wir müssen jetzt an uns arbeiten, dass wir unsere Leistung die vollen 60 Minuten auf den Platz bringen und nicht nur die letzten 30 Minuten.“

Das nächste Heimspiel für den ATV gibt es am 3. Oktober um 16 Uhr am Gerhard-Langner-Weg 1, am Fuße des Völkerschlachtdenkmals, gegen den TuS Lichterfelde. Dass die Berlinerinnen alle ihre bisherigen zehn Partien gewonnen haben und damit komplett übermächtig die Tabelle anführen, sollte die Leipzigerinnen dabei nicht übermäßig beunruhigen.

Rugby-Club Leipzig: Rugby, 1. Bundesliga

So richtig Bock auf eine Fortsetzung der begonnenen Saison hätte definitiv auch der RC Leipzig gehabt. Der Erstligist von der Stahmelner Straße hatte die beste Hinrunde der Vereinsgeschichte auf den Lützschenaer Rasen gelegt und residierte zur Winterpause auf einem spektakulären 2. Tabellenplatz der Nord/Ost-Staffel. Wie dieses sich anbahnende Rugby-Märchen ausgegangen wäre, werden wir wahrscheinlich nie erfahren, denn die Bundesliga wurde offiziell bis März 2021 unterbrochen. Das ist die schlechte Nachricht.

Die gute Nachricht allerdings lautet: Ein bisschen Rugby dürfen die Blau-Gelben trotzdem spielen. Denn die drei Berliner Bundesliga-Teams Berliner Rugby Club (BRC), RK 03 Berlin und RC Berlin Grizzlies haben aus der Not heraus eine eigene kleine „Berliner Bundesliga“ aufgemacht und dazu auch den RC Leipzig eingeladen.

Der RC Leipzig rangelt diesmal nur mit Berliner Clubs in der kleinen "Berliner Bundesliga". Foto: Jan Kaefer
Der RC Leipzig rangelt diesmal nur mit Berliner Clubs in der kleinen “Berliner Bundesliga”. Foto: Jan Kaefer

Am vergangenen Wochenende trat der RCL dabei erstmals in Aktion und besiegte im Heimspiel den BRC mit 24:19. Als eine „hart umkämpfte, daher kurzweilige und jederzeit faire Partie“ schätzten die Gastgeber diesen Auftaktvergleich ein. Leipziger Rugby-Freunde dürfen sich nun gegen die Grizzlies (17.10./15 Uhr) und gegen RK 03 (14.11./14 Uhr) auf zwei weitere Heimspiele an der Stahmelner Straße freuen. „Wenn auch unter Corona-Bedingungen: Zuschauer sind – trotz einiger Einschränkungen – erlaubt und dazu herzlich willkommen“, so das Statement des RCL.

L.E. Volleys: Volleyball, 2. Bundesliga Süd

Über die vergangene Saison würden die Leipziger Zweitliga-Volleyballer vermutlich ganz dezent den Mantel des Schweigens ausbreiten. Denn das Team von Trainer Christoph Rascher geriet damals ganz gehörig auf Schlingerkurs und musste akut um den Verbleib im Bundesliga-Geschäft bangen. So gesehen war der coronabedingte Saisonabbruch – in Kombination mit der Entscheidung, dass es keine Absteiger aus der Liga gibt – eine Erleichterung für die Blau-Weißen aus der Brüderhalle. Daher geht es nun ganz regulär mit einer neuen Saison unschuldig bei Null los.

Das Titelblatt der LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 83, Ausgabe September 2020. Foto: Screen LZ

Das heißt, losgegangen ist es mit dem ersten Spieltag bereits. Und wie! In einem spektakulären Auswärtsspiel beim SSC Karlsruhe hielten sich die Leipziger schadlos. „Der 3:0-Auswärtssieg in Karlsruhe war in dieser Deutlichkeit keinesfalls zu erwarten. Wenn man sich die einzelnen Sätze anschaut, war es auch nicht so deutlich wie es klingt (25:23/25:23/38:36/ d. Red.). Es war eine hart umkämpfte Partie, und wir sind über den Ausgang sehr glücklich. Wir freuen uns, mit so einem perfekten Ergebnis in die Saison gestartet zu sein“, blickt Presse-Vorstand Katja Weiße zurück.

Eine normale Saison ist aus ihrer Sicht jedoch nicht zu erwarten, denn das Thema Corona ist auch in der Volleyball-Bundesliga allgegenwärtig. Glück für die L.E. Volleys, dass die ersten vier Liga-Partien (Karlsruhe, Bliesen, Kriftel, Grafing) allesamt auswärts stattfinden. „Dadurch können wir uns die einzelnen Hygienekonzepte der anderen Vereine erst mal anschauen und somit unser eigenes Konzept noch feinjustieren“, benennt Weiße die Vorteile dieser Auswärtsserie.

Denn die Leipziger brauchen mit Blick auf eigene Heimspiele noch etwas Zeit. „Noch können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob und mit wie vielen Zuschauern wir unsere Heimspiele bestreiten können. Wir hoffen zum Ende des Monats auf eine Rückmeldung der Stadt“, benennt die Volleys-Pressesprecherin den aktuellen Engpass. Denn die Stadt ist durch die Flut der momentan von allen Seiten hereinflatternden Hygienekonzepte gut ausgelastet.

Gegen Ende des Monats hoffen die Leipziger Volleyballer auf ein positives Zeichen aus dem Rathaus, denn als erstes Heimspiel steht nicht irgend eine Partie auf dem Zettel, sondern DAS Derby gegen den GSVE Delitzsch. „Die Brüderstraße hat eigentlich eine Kapazität von über 1.000 Zuschauern. Wir hoffen, dass wir mit rund einem Drittel – unter Berücksichtigung sämtlicher Corona-Maßnahmen – in die Saison starten können. Das wäre auch dringend nötig, weil wir am 17.10. gleich zum Lokalderby gegen den GSVE Delitzsch laden. In der Vergangenheit waren diese Partien meist nahezu ausverkauft. Daher wäre es sehr schade, wenn wir dieses Spiel unter Umständen vor gar keinen Zuschauern bestreiten müssten“, erklärt Katja Weiße.

MFBC Leipzig (/Grimma), SC DHfK Leipzig: Floorball, 1. Bundesliga

Im Floorball ist Leipzig in Sachen erstklassige Bundesliga besonders stark vertreten – und das sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern. Der Mitteldeutsche Floorball Club (MFBC) ist mit beiden Geschlechtern ganz vorne mit dabei. Während die Frauen im vergangenen Jahr den Pokalsieg feiern durften, freuten sich die Männer erneut über den Deutschen Meistertitel. Und beide Teams starteten durchaus erfolgreich ins neue Spieljahr.

Die Frauen gewannen letzte Woche ihre Auftaktpartie in Wernigerode mit 5:3. Die MFBC-Männer haben schon zwei Partien gespielt – und ebenfalls gewonnen, sehr deutlich sogar. Neben Schenefeld (11:3) bekam ebenfalls Wernigerode (13:1) die Dominanz der Leipziger zu spüren. Nicht so gut lief es hingegen für die SC DHfK-Männer. Sie verließen sowohl gegen die Piranhas Hamburg (7:15) als auch gegen die Floor Fighters Chemnitz (3:11) als klarer Verlierer den Platz.

Können die MFBC-Floorballer ihren Deutschen Meistertitel verteidigen? Foto: Jan Kaefer
Können die MFBC-Floorballer ihren Deutschen Meistertitel verteidigen? Foto: Jan Kaefer

Interessierte Floorball-Freund/-innen können ihre Leipziger Teams das nächste Mal bei Heimspielen zu folgenden Terminen live verfolgen:
MFBC-Männer: 26.09./13 Uhr gegen Chemnitz, Sporthalle Brüderstraße.
MFBC-Frauen: 27.09./13 Uhr gegen München, Sporthalle Rabet,
SC DHfK-Männer: 04.10./16 Uhr, gegen Schenefeld, Sporthalle Rabet.

Die neue „Leipziger Zeitung“ Nr. 83: Zwischen Ich und Wir

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