Die Universitätsbibliothek Leipzig (UBL) und das Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow nehmen einen einzigartigen Buchbestand, den die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig 2010 an die UBL übergab, zum Anlass, in einer gemeinsamen Vortragsreihe und Ausstellung nach den Bedingungen zu fragen, unter denen heute jüdische Buchkultur aufbewahrt und erschlossen wird.

Die interdisziplinäre Vortragsreihe „Spurensuche“. Aktuelle Diskussionen zu Provenienz und Zerstreuung des jüdischen Bucherbes in Deutschland stellt Grundfragen und methodische Herausforderung in der Provenienzforschung vor. Im Mittelpunkt stehen Büchersammlungen aus dem Bereich der jüdischen Geschichte und Kultur. In Schlaglichtern werden Prozesse der kulturellen Migration und Mobilität, Fragen zu sozialer Inklusion und Exklusion sowie insbesondere Themen von Genozid und Zerstörungsgeschichte, zerrissenen Eigentumsverhältnissen und Gedächtnislandschaften nach 1945 behandelt.

Referentinnen und Referenten aus der universitären Forschung sowie aus Bibliotheken und einschlägigen Sammlungen zeigen Möglichkeiten und Grenzen von Provenienzforschung auf. Die insgesamt sechs Vorträge finden von Mitte Oktober bis Mitte Dezember 2021 in der Regel jeden zweiten Montag, 18 Uhr, im Vortragssaal der Bibliotheca Albertina statt.

Die Kabinettausstellung „Herkunft zu ermitteln“ gibt einen ersten Einblick in den Erhalt und die Erforschung der Bibliothek der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig. Diese setzt sich aus Altbeständen der Leipziger jüdischen Gemeinde sowie aus Beständen sehr unterschiedlicher Provenienzen zusammen und beinhaltet Hunderte an Drucken, von denen die ältesten aus dem 16. Jahrhundert stammen.

Ihre Herkunft wird seit diesem Jahr im Rahmen eines Forschungs- und Katalogisierungsprojekts ermittelt. Die Präsentation steht in Verbindung mit der Ausstellung »Übersetzte Religion«; sie ist bis zum 13. Februar 2022 in der Bibliotheca Albertina täglich zwischen 10 und 18 Uhr kostenfrei zu besichtigen.

Ausstellung und Vortragsreihe basieren auf einer Kooperation zwischen dem Dubnow-Institut und der Universitätsbibliothek Leipzig und werden gefördert durch #2021 JLID – Jüdisches Leben in Deutschland e.V. aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat.

Termine im Überblick

18. Oktober 2021
Caroline Jessen (Leipzig)
Nachlassgeschichten.
Provenienzforschung zwischen Überlieferung, Eigentumsfragen und Philologie

25. Oktober 2021
Andreas Lehnardt (Mainz)
Rekonstruktionen.
Die Jüdische Bibliothek an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

15. November 2021
Cordula Reuß (Leipzig)
Wenn Bücher reden könnten…
Einblicke in die Provenienzforschung der Universitätsbibliothek Leipzig

29. November 2021
Kerstin von der Krone (Frankfurt am Main)
Judaica Frankfurt.
Zur Geschichte einer Sammlung jüdischer Sammlungen

6. Dezember 2021
Emile Schrijver (Amsterdam)
Zwischen Realitäten und Illusionen.
Zur Provenienzforschung jüdischer Bücher

13. Dezember 2021
Meike Hopp (Berlin)
„Wir Zurückgebliebenen gleichen Konservatoren eines geplünderten Museums“.
Von der Rekonstruktion jüdischer Sammlungen der Weimarer Republik

Referentinnen und Referenten

Prof. Dr. Meike Hopp, Technische Universität Berlin | Dr. Caroline Jessen, Dubnow-Institut, Leipzig | Prof. Dr. Andreas Lehnardt, Johannes Gutenberg-Universität Mainz | Cordula Reuß, Universitätsbibliothek Leipzig | Prof. Dr. Emile Schrijver, Generaldirektor des Jüdischen Kulturviertels/Professor für jüdische Buchgeschichte an der Universität Amsterdam | Dr. Kerstin von der Krone, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main

Corona-Hygienebestimmungen

Die Einlassbedingungen regelt das Hygienekonzept der UB Leipzig, das derzeit einen 3G-Nachweis verlangt. Bitte informieren Sie sich im Vorfeld über aktuelle Bestimmungen.

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