Das Jahr 2014 ist zwar schon ein Weilchen her. Gerade wenn es um Wirtschaftszahlen geht, wird in deutschen Statistikämtern sehr lange und genau gerechnet. Und wenn man dann so weit ist, ist man gern auch mal verblüfft, dass die Entwicklung tatsächlich ganz befriedigend war. In Sachsen zum Beispiel, wo sich seit 2006 abzeichnete, dass sich das Land erst einmal wirtschaftlich stabilisiert.

Nur die Finanzkrise von 2008 verhagelte eine Entwicklung, die schon vorher begonnen hatte. Die Grafik zeigt es sehr anschaulich, wie sich Sachsen schon ab 2006 aus der seit Ende der 1990er Jahre anhaltenden Depression herausarbeitete und die Gesamtumsätze der Wirtschaft von 92 Milliarden Euro im Jahr 2005 auf 117,5 Milliarden im Jahr 2008 anzogen. Die beiden Krisenfolgejahre 2009 und 2010 brachten dann einen Einbruch um 10 Milliarden Euro. Und schon 2011 fand die Wirtschaft des Freistaats mit 118 Milliarden Euro wieder Anschluss an den für zwei Jahre unterbrochenen Aufschwung.

2014 wurde dann eine neue Gipfelmarke erreicht. Darüber berichtete das Sächsische Landesamt für Statistik am Montag, 9. Mai.

„Die rund 150.000 umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen in Sachsen erzielten 2014 einen neuen  Rekordumsatz aus Lieferungen und Leistungen in Höhe von 125 Milliarden Euro. Das waren nach Angaben des Statistischen Landesamtes 2,7 Milliarden Euro (2,2 Prozent) mehr als 2013. Damit nahm der Umsatz im Zeitraum nach der Wirtschaftskrise 2009 kontinuierlich zu. Umsatzstärkste Branche war auch 2014 das Verarbeitende Gewerbe mit 31,7 Milliarden Euro bzw. einem Viertel des sächsischen Gesamtumsatzes aus Lieferungen und Leistungen. Als zweitstärkste Branche erwirtschaftete der Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) 27,0 Milliarden Euro. Das entspricht 21,6 Prozent des Gesamtumsatzes aller Branchen. Fast jedes fünfte sächsische Unternehmen war im Bereich Handel tätig.“

Wobei diese Art der Betrachtung ein wenig den Blick verstellt dafür, dass rund die Hälfte der Umsätze im großen und vielfältigen Bereich der Dienstleistungen gemacht wird, der in seiner Gesamtheit auch ein deutlich größeres Umsatzwachstum hat als Industrie und Handel. Da aber die Dienstleistungsbranchen hier aufgesplittet erscheinen, wirken die Einzelposten eher klein und bescheiden. Was dann leider auch eine Rolle spielt für ihre Wertschätzung in der sächsischen Politik.

Da wirkt selbst der umsatzstarke Energiesektor wie ein Koloss, ein Koloss, der gerade die größten Veränderungen erlebt – denn den Riesen in dieser Branche brechen die Umsätze weg, während daneben viele kleine neue Mitspieler entstehen: „Gemessen am Umsatz erreichte die Energieversorgung als drittstärkste Branche 16,1 Milliarden Euro Umsatz bzw. 12,9 Prozent des sächsischen Gesamtumsatzes. Diese Branche wies sowohl hinsichtlich der Unternehmenszahl  als auch des Umsatzes eine sehr dynamische Entwicklung auf. Während die Zahl der Steuerpflichtigen in der Energieversorgung um 7,5 Prozent bzw. gut 100 Unternehmen zunahm, war der Umsatz deutlich rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr wurde für 2014 eine Verringerung des Umsatzes aus Lieferungen und Leistungen um 9,8 Prozent (-1,7 Milliarden Euro) registriert.“

Statt neue Giganten zu gebären, wird Sachsens Wirtschaft also durch viele neue kleinere Unternehmen bereichert. Und so verfestigt sich eher ein Bild, dass die derzeitig maßgeblichen Wirtschaftpolitiker alle ganz schrecklich finden: Die Vielzahl kleiner Unternehmen ist es, die die Entwicklung derzeit bestimmt.

Mit den Worten der Statistiker: „Neun von zehn sächsischen Unternehmen zählten 2014 mit einem Jahresumsatz von weniger als 1 Million Euro zu den Kleinstunternehmen. Sie trugen 22,0  Milliarden Euro (17,7 Prozent) zum Gesamtumsatz aus Lieferungen und Leistungen aller sächsischen Unternehmen bei. Die 226 Großunternehmen mit mindestens 50 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschafteten zusammen 40,5 Milliarden Euro und damit ein Drittel des Gesamtumsatzes. Im Jahr 2014 waren sieben Unternehmen in Sachsen Umsatzmilliardäre.“

Klingt zwar gut: Umsatzmilliardäre. Aber gerade das Beispiel der Energiewirtschaft zeigt, dass Umsätze zwar teilweise sehr hoch sein können – wenn aber die Preise am Markt fallen, fallen die Umsätze manchmal auch zusammen wie Luftballons. Nachhaltig ist das am Ende nicht. Aber die Stabilisierungsprozesse in Sachsens Wirtschaft finden derzeit woanders statt. Die Energiewirtschaft wird noch einige Jahre brauchen, um sich auf einem neuen Level und in einer neuen Struktur zu stabilisieren.

Die komplette Pressemitteilung mit Zahlen zu allen Branchen.

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