Da hat dann augenscheinlich jemand ein paar Fehler gemacht. Am 28. Februar berichtete die „Mitteldeutsche Zeitung“ über ein „Krisengespräch zu Flughäfen. Gegen den Bedeutungsverlust von Leipzig/Halle und Dresden“. Eigentlich hätte man so ein Krisengespräch vom zuständigen Verkehrsminister erwartet. Aber indem Ministerpräsident Stanislaw Tillich tätig wird, wird auch deutlich, wer bei den Flughäfen das Sagen hat.

Und warum der Verkehrsminister lieber schweigt und auch Oberbürgermeister abtauchen. Hier hat die sächsische Regierungsspitze ihre Interessen durchgesetzt, bis in die Verwaltung der beiden sächsischen Großflughäfen hinein.

„Die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden verlieren Passagiere und schreiben unterm Strich Verluste. Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) ist mit der Entwicklung unzufrieden. Aus diesem Grund hat Tillich für Dienstag den Aufsichtsratschef der Mitteldeutschen Flughafen AG, Erich Staake, zum Gespräch einbestellt. Das bestätigte die Staatskanzlei, wollte aber keine Details nennen“, schreibt die „Mitteldeutsche Zeitung“. „Auch Staake, der eine Art Chefkontrolleur der Airports ist, wollte sich nicht äußern. Am Gespräch wird auch der sächsische Finanzminister Georg Unland (CDU) teilnehmen. Dieser ist zugleich Vize-Aufsichtsratschef der Flughafen-Holding, unter deren Dach die Flughäfen agieren. Die Vorstände Johannes Jähn und Markus Kopp sind dagegen nicht eingeladen.“

„Es ist kein Zufall, dass die Stagnation/Rückgang der Passagierangebote im Jahr 2007, mit der Inbetriebnahme der für das DHL-Frachtzentrums neu gebauten SLB Süd, begann“, kommentiert das Lutz Weickert, der sich – wie so viele andere vom Nachtlärm betroffenen Leipziger – nun seit Jahren mit einer politischen Schweigemauer herumschlägt, an der alle Kritik abprallt. Anträge auf Lärmminderung und das Unterlassen der systematischen Verstöße gegen den Planfeststellungsbeschluss laufen immer wieder ins Leere.

Aber wenn man den Blickwinkel ändert, dann wird ein gewaltiger Planungsfehler am Flughafen Leipzig/Halle sichtbar.

Lutz Weickert: „Zugunsten der Nachtflugerlaubnis für DHL hat das SMWA  ein Nachtflugverbot für  Passagiermaschinen erlassen. Starts und Landungen von Passagiermaschinen wurde auf die SLB Nord verlagert. D. h. um an das 2003 an der SLB Süd für 4,8 Millionen Passagiere errichtete Zentralterminal zu gelangen, müssen die Maschinen pro Start/Landung seit 2007 einen Zeitverlust von bis zu 30 Minuten in Kauf nehmen. Es kann bis heute niemand erklären, warum das DHL-Frachtzentrum an die Südbahn und nicht an die Nordbahn gebaut wurde.“

Wer wird schon solche gravierenden Planungsfehler eingestehen?

Und Weickert tut etwas, was augenscheinlich die Flughafenverantwortlichen seit zehn Jahren nicht mehr tun: Er schaut sich das Fluggastpotenzial für Leipzig als Mitteldeutscher Zentralairport an: Das wären 7 bis 9 Millionen Passagiere gewesen. Wenn man einige der größten Fehler nicht gemacht hätte. Einer war ja auch die Rieseninvestition gleich in zwei Großflughäfen – Leipzig und Dresden. Einer jagt dem anderen die Fluggäste ab. Aber keiner kann sich wirklich zum maßgeblichen Flughafen in Mitteldeutschland entwickelt.

„Bereits vor mehr als zwei Jahren preschte Tillich mit der Idee vor, Leipzig/Halle zum Ausweichflughafen für den neuen Hauptstadtairport BER zu machen. Dieser ist zwar immer noch nicht eröffnet, doch schon vor dem Start steht fest, dass die Kapazitäten in Berlin nicht ausreichen, um künftiges Wachstum zu bewältigen“, schreibt die MZ.

Passiert ist: Nichts.

Nicht einmal die ewigen Verzögerungen am Großflughafen BER konnte man nutzen. Liegt das an der Managerebene der Flughafen AG?

Die Vermutung liegt nahe, dass Sachsens Regierung schon unter Georg Milbradt die falschen Weichen gestellt hat und jetzt ratlos auf das Ergebnis schaut. Statt die veranschlagten 4 Millionen Passagiere zu erreichen, stottert der Leipziger Flughafen vor sich hin. Nur die Frachttransporte in der Nacht nehmen Jahr für Jahr zu – und trotzdem bringt das kein Plus in der Flughafenbilanz.

„Obwohl die Luftfracht seit Inbetriebnahme des DHL Frachtzentrums um 3.750 % (!) gestiegen ist, ist der FLH- Umsatz nur um 69 % gestiegen“, schreibt Weickert in einem Brief, den er nicht nur an die „MZ“ verschickte. „Brüssel hat DHL nicht ohne Grund rausgeschmissen. Nicht nur, dass die gesundheitlichen Belastungen ein nicht vertretbares Ausmaß erreicht hatten, anscheinend hat das DHL-Frachtgeschäft auch keine nennenswerten Gewinne gebracht. Für Leipzig gilt abgewandelt der schöne Satz: Gewinne werden privatisiert, Verluste trägt der sächsische Steuerzahler.“

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