Im Jahr 2024 wurden in Sachsen 66 Windenergieanlagen genehmigt. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2023 (29 Anlagen). Allerdings wurden nur 12 Anlagen laut Marktstammdatenregister seit dem 1. Januar 2024 in Betrieb genommen. Im ersten Halbjahr 2025 sind sieben weitere Anlagen ans Netz gegangen, meldet die Sächsische Energieagentur – SAENA GmbH. In Deutschland deckten die Erneuerbaren Energien im Jahr 2024 54,4 % des Bruttostromverbrauchs und 22,4 % des Endenergieverbrauchs.
Die erneuerbare Stromerzeugung wird dabei zu 48,9 % aus Windkraftanlagen gestemmt. Das ist deutlich mehr als durch Solarenergie mit 26,1 %. Damit bildet die Windkraft das Rückgrat der Energiewende im Stromsektor.
Und genau an dieser Stelle hat Sachsen ein Problem. Denn der Freistaat kleckert beim Ausbau der Windenergie seit Jahren hinterher. Der Löwenanteil neuer Windkraftanlagen wird in anderen Flächenländern errichtet – in Nordrhein-Westfalen allein 154 Anlagen mit 748 MW Leistung, in Niedersachsen 127 Anlagen (673 MW) und in Schleswig-Holstein 113 Anlagen (574 MW), wie der Bundesverband Windenergie bilanzieren kann. Dagegen sind die zwölf neuen Anlagen in Sachsen ein Witz.
Sachsen kommt gerade einmal auf eine installierte Leistung an Windkraft von 1.361 MW, wie der Bundesverband Windkraft feststellen kann. Selbst das benachbarte Sachsen-Anhalt hat mit 5.503 MW installierter Leistung ein Vielfaches auf seiner Fläche stehen.

Die Ausbauzahlen sind auch auf der Homepage der Staatsregierung nachzulesen: „Im Jahr 2024 wurden im Freistaat Sachsen 66 Windenergieanlagen mit einer installierten elektrischen Nennleistung von insgesamt rund 390 Megawatt nach dem BImSchG genehmigt. Das ist deutlich mehr als in den Jahren davor.
Im Jahr 2023 wurden in Sachsen 29 Windenergieanlagen mit einer installierten elektrischen Nennleistung von insgesamt rund 165 Megawatt und im Jahr 2022 20 Anlagen mit einer installierten elektrischen Nennleistung von insgesamt 101 Megawatt nach dem BImSchG genehmigt. In den Jahren 2020 und 2021 waren es 39 Megawatt beziehungsweise 54 Megawatt elektrischer Nennleistung.“
Die Bremser haben immer noch Oberwasser
Und während gerade die Grünen in der letzten Sachsen-Regierung versuchten, wieder Bewegung in den sächsischen Windkraftausbau zu bekommen, wurde überall im Land gebremst, machen Windkraftgegner bis heute mobil und versucht Sachsens neue Infrastrukturministerin selbst das mutige 2-Prozent-Ziel für die Ausweisung von Windvorranggebieten wieder aufzuweichen.
Und das genau zu dem Zeitpunkt, an dem die SAENA auch in Sachsen wieder ein wachsendes Interesse am Ausbau der Windkraft registriert.
„Trotz der herausragenden Bedeutung der Windenergie, hinkt der Ausbau den Ausbauzielen hinterher. 2024 wurde bei der Windkraft zu wenig gebaut, sodass die Leistung 4,9 Gigawatt unter dem Ziel blieb. Ganz im Gegenteil zur Solarenergie: Sie hat im Jahr 2024 die Ausbauziele sogar übererfüllt. Dies liegt unter anderem an der höheren Akzeptanz in der Bevölkerung, insbesondere im Bereich von Dachanlagen“, benennt die SAENA die Zahlen für das gesamte Bundesgebiet.
Und fragt: „Könnte also die Solarenergie durch Übererfüllung die Ausbauschwäche der Windenergie ausgleichen?“
Die Antwort ist ganz und gar nicht so eindeutig: „Kurzfristig mag der starke Ausbau uns bei den Klimazielen helfen und den schwächeren Ausbau der Windkraft abfedern. Auf lange Sicht aber benötigen wir ebenfalls die Windenergie, denn: Selbst, wenn alle Dachflächen in Deutschland für PV-Anlagen genutzt werden (wofür Akzeptanz da wäre), reicht dies nicht, um den Energiebedarf zu decken.“
Unter Einbeziehung von PV-Freiflächenanlagen könnte sich Deutschland zwar bilanziell aus der Solarenergie versorgen, allerdings wären sehr große und teure Speicherlösungen notwendig. Denn während die Wintermonate windiger als die Sommermonate sind, produzieren PV-Anlagen im Winter deutlich weniger Strom.
„Auch andere erneuerbare Energieträger – wie Wasserkraft oder Biomasse – können die fehlende Energieerzeugung nicht kompensieren, da sie sehr flächenintensiv oder ihre Potenziale ausgeschöpft sind“, stellt die SAENA fest. „Tiefengeothermie wiederum wäre in den benötigten Größenordnungen in Deutschland aufgrund des hohen Realisierungsaufwandes aktuell und auf absehbare Zeit nicht finanzierbar.“
Das Beratungsangebot der SAENA
Weil aber nicht nur Windkraftgegner in Sachsen unterwegs sind, sondern eine wachsende Zahl von Gemeinden auch gemerkt hat, dass man an den Erträgen der Windkraftanlagen beteiligt werden kann, weist die SAENA dazu auf ihr Beratungsangebot hin.
Möchten sich Bürger in einer Bürgerenergiegesellschaft zusammenschließen und selbst eine Windenergieanlage errichten, können sie dafür eine Förderung bei der BAFA beantragen. Im Rahmen der Förderrichtlinie „Bürgerenergiegesellschaft“ kann ein Teil der Kosten der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen an Land gefördert werden.
Dieses Thema und weitere 37 Fragen rund um Windkraft beantwortet die aktualisierte FAQ-Broschüre der SAENA. Sie ist unter www.saena.de/broschueren als kostenloser Download verfügbar. Eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich unabhängig und neutral über Windkraft informieren möchten. In den kommenden Wochen will die SAENA immer wieder Pressemeldungen versenden, in denen einzelne Fragen beleuchtet werden.
Die Sächsische Energieagentur
Die Sächsische Energieagentur – SAENA GmbH ist das unabhängige Beratungs-, Informations- und Kompetenzzentrum zu den Themen erneuerbare Energien, zukunftsfähige Energieversorgung, Energieeffizienz und effiziente Mobilität.
Gesellschafter sind der Freistaat Sachsen und die Sächsische Aufbaubank – Förderbank – (SAB). Sie dient als sachsenweite Anlaufstelle für alle handelnden Personen und Institutionen im Bereich Energie und Klimaschutz.
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Es gibt 2 Kommentare
Nein, über die Genehmigung entscheidet der jeweilige Stadt- oder Gemeinderat. Nicht Leipzig, Chemnitz, Dresden.
Ist der Blick auf Lippendorf bzw. der Blick von Pöselwitz oder Profen in die Grubenlandschaft ästhetisch ansprechender?
Entscheidungen über Windkraft werden in aller Regel in Großstädten getroffen. Ästhetisch ausgehalten werden müssen sie auf dem Land.