Das Klima für Radfahrer ist in Leipzig nicht besonders gut. Und es hat sich seit 2005, seit dem ersten Fahrradklima-Test, nicht verbessert, sondern sogar verschlechtert, stellt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Leipzig jetzt fest. Der ADFC hatte Ende 2012 im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums die Radfahrerinnen und Radfahrer aufgerufen, die Qualität des Radfahrens im Alltag und im Lokalen zu bewerten.

Mit Hilfe von 27 Fragen wurde herausgefunden, wie die Städte sich hinsichtlich der Fahrradfreundlichkeit und im Vergleich zu 2005 entwickelt haben. In der Kategorie “Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern” belegte die Stadt Leipzig im Jahr 2005 den 6. Platz, im Jahr 2012 verlor die Stadt 4 Plätze und landete auf Platz 10. In Schulnoten ausgedrückt hat sich Leipzigs Zeugnis in der Gesamtbewertung von einer 3- auf eine 4+ verschlechtert.

“In Leipzig hat sich seit dem letzten Fahrradklima-Test 2005 insgesamt zu wenig getan. Immer mehr Menschen nutzen in Leipzig das Rad als alltägliches Verkehrsmittel. Der Anspruch an die Infrastruktur und die Kommunikation hat sich stark erhöht”, bewertet Alexander John, Vorsitzender des ADFC Leipzig, das Ergebnis der Befragung. Die Stadt Leipzig habe damit leider auch den Titel “fahrradfreundlichste Großstadt im Osten Deutschlands” an Rostock verloren. Die Stadt an der Ostsee war zum ersten Mal bei der Umfrage vertreten und landete sofort auf Platz 8 der Kategorie Großstädte mit mehr als 200.000 Einwohner.

Erschreckend sei, so John, dass Leipzig diesmal in allen Fragen schlechter abgeschnitten habe als noch 2005, auch in Themenbereichen, in denen Leipzig schon 2005 schlechter als mit 4 bewertet wurde.”Offensichtlich sind aus Sicht der Befragten in den Bereichen Falschparker auf Radwegen, Radwegereinigung, Fahrradmitnahme im ÖPNV, Winterdienst und Führung an Baustellen keine Verbesserungen für Radfahrende erzielt worden. Die Noten tendieren mittlerweile in Richtung 5 und schlechter. Es besteht daher noch immer dringender Handlungsbedarf, vor allem da es ein zentrales Ziel des Radverkehrsentwicklungsplans ist, die Attraktivität des Radfahrens zu erhöhen. Der ADFC bietet dahingehend nach wie vor seine Unterstützung an”, so Alexander John.

Der Fahrradklima-Test 2012 gebe auch eine Stimmung wieder, die allen in Politik und Verwaltung zu denken geben sollte: Der Themenkomplex “Stellenwert des Radverkehrs” in Leipzig wird im Mittel mit der Schulnote 4,48 bewertet.

“Der ADFC Leipzig hatte zwar damit gerechnet, dass es in diesem Bereich kein gutes Ergebnis geben wird. Mit einer so schlechten Bewertung hatten wir allerdings nicht gerechnet. Diese Note sollte nach all dem Schönreden der letzten Jahre auch zu einer erhöhten Reflexion über das tatsächlich Erreichte und die Hemmnisse der Radverkehrsförderung führen”, betont Alexander John.

Spätestens bei der Haushaltsberatung für 2014 könnten Politik und Verwaltung zeigen, dass sie aus der externen Bewertung durch die Nutzerinnen und Nutzer gelernt haben. Denn diesen scheine nicht entgangen zu sein, dass zu wenig Geld für die Radverkehrsförderung eingestellt wird und noch zu wenig “Pro Rad” gehandelt wird. Mit dem Fahrradklima-Test liegt zudem innerhalb kürzester Zeit die zweite Evaluation des Politik- und Verwaltungshandelns vor: Sowohl der Fahrradklima-Test 2012 als auch die kommunale Bürgerumfrage 2011 mit Schwerpunkt Radverkehr sehen die größten Defizite im Bereich Investitionen und Kommunikation.

Am Fahrradklima-Test 2012 haben bundesweit rund 80.000 Menschen teilgenommen. Über 78.000 Fragebögen konnten für 332 Städte wissenschaftlich ausgewertet werden, davon 717 Fragebögen für Leipzig.

Alle Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2012 gibt es hier: www.adfc.de/news/adfc-fahrradklimatest-muenster-wieder-vorn

www.adfc-leipzig.de

Einen Vergleich der Städte Leipzig, Dresden, Hannover und Chemnitz als PDF zum download.

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