Seit Donnerstag, 21. Juli, gibt es ein neues Filmchen zum Umbau des Bahnknotens Leipzig im VDE-Projekt Nr. 8 - das ist die eindrucksvolle ICE-Verbindung von Berlin nach München, an der seit 1991 gebaut wird. Und dass sich die Nachrichten dazu jetzt dichter einfinden, hat mit dem großen Finalpunkt zu tun: 2017 soll endlich alles fertig sein. Dann braucht man von München nach Berlin nur noch 4 Stunden. Und fröhliche Bayern steigen auch in Leipzig aus.

Der erste Bauabschnitt war seinerzeit natürlich der wichtigste und einfachste: die Strecke von Leipzig nach Berlin. Da gab es keine störrischen Berge zu überwinden, kaum kühne Täler zu überwinden, anders als auf dem Streckenabschnitt von Leipzig/Halle nach Erfurt, der im Dezember 2015 in Betrieb ging und auf der Strecke ein echter Qualitätssprung war. Im Vorfeld wurde damals auch schon am Bahnknoten Leipzig gebaut. So wurde unter anderem die Raschwitzer Brücke in mehreren Phasen komplett erneuert und die wichtigen Gleise 10 bis 15 im Hauptbahnhof wurden nicht nur barrierefrei umgebaut, sondern auch auf über 400 Meter verlängert, damit überhaupt Doppeltraktionen von ICE einfahren können. Von 2012 bis 2015 dauerte diese erste Umbauetappe im Leipziger Bahnknoten im Zusammenhang mit dem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit (VDE) 8. Sie kostete 150 Millionen Euro.

Mit dem Sommerbeginn 2016 ist nun die zweite Etappe gestartet, bei der es darum geht, die ganze Zufahrtstrecke von Mockau bis in den Hauptbahnhof neu zu sortieren, mit neuer Technik auszurüsten und künftig den ICEs auch zu ermöglichen, mit 160 Kilometern pro Stunde zumindest bis ins direkte Gleisvorfeld fahren zu können. Bislang können die Züge hier maximal mit 80 km/h fahren.

Um das zu erreichen, müssen natürlich die Zugverkehre zwischen Raschwitzer Brücke und Mockau entflochten werden, so dass separate Gleise für den Schnellverkehr entstehen und auch Fernverkehr und S-Bahn entflochten werden.

Gleisarbeiten im Bahnhofsvorfeld. Foto: Ralf Julke
Gleisarbeiten im Bahnhofsvorfeld. Foto: Ralf Julke

Dass gleich noch eine neue S-Bahn-Station an der Essener Straße entsteht, dürfte gerade die Leipziger aus Mockau freuen. Geplant war die Station im Zusammenhang mit City-Tunnel und S-Bahn-Netz schon lange. Aber gerade ab 2008, als die City-Tunnel-Kosten immer mehr Diskussionen entfachten, wurden etliche Umfeldbaustellen im S-Bahn-Netz vertagt und in neue Finanzierungshorizonte verschoben. Glück für die Essener Straße, dass die Bahn jetzt mit der Neugestaltung der Gleise in Mockau diesen Streckenabschnitt sowieso anpacken muss.

Auch die Brücke über die Essener Straße wird komplett neu gebaut. Das wird die Nutzer der Essener Straße ab September immer wieder in Aufregung versetzen, auch wenn sich die Bauherren vorgenommen haben, die Brücke hübsch in mehreren Phasen zu erneuern, so dass auch immer Zugverkehr gewährleistet werden kann. Trotzdem wird von der alten Brücke am Ende nichts übrig bleiben, auch die mächtigen Mittelpfeiler, die hier die Essener Straße zum Engpass machen, verschwinden. Der Raum unter der Brücke wird deutlich breiter, so dass auch die Leipziger Straßenplaner in der Essener endlich ordentlich arbeiten können. Auch für die Züge wird die Brücke breiter. Denn auch hier werden die S-Bahn-Gleise separiert, so dass die S-Bahnen ohne Hindernisse in den neuen Haltepunkt Essener Straße einfahren können.

Der wird direkt nördlich der Essener Straße entstehen. Erste Pfahlgründungen sind erfolgt. Die Vorbeifahrenden können also zuschauen, wie hier bis 2018 der neue Haltepunkt an der Strecke nach Delitzsch entsteht. Wenn die Bahn hier im Norden schon mal die Gleise neu baut – insgesamt übrigens 15 Kilometer neue Gleise – dann wird auch noch das nächste ausstehende Kapitel für das S-Bahn-Netz angepackt. Denn gleich hinterm S-Bahn-Haltepunkt Leipzig-Nord (an der Berliner Brücke) zweigt ja die S-Bahn-Strecke nach Eilenburg ab. Da fehlen ja auch noch ein paar Ausbauten.

Bis 2019 soll endlich der lang geplante Haltepunkt Mockau entstehen. Und bis 2020 soll auch der Haltepunkt Thekla ausgebaut werden.

Aber was hat das mit dem ICE-Projekt VDE8 zu tun?

Es geht um Verknüpfungen. Denn nur wenn so eine beschleunigte Fernverbindung auch mit den wichtigen Nahverkehrssystemen in den Knotenpunkten verbunden ist, macht es für Reisende wirklich Sinn und spielt vor allem erst seine Vorteile gegenüber dem Flugzeug aus. Denn wer mit der S-Bahn punktgenaue Verbindung zu dem ICE nach München, Berlin, Frankfurt, Dresden, Erfurt, Nürnberg hat, der braucht keinen Flieger mehr. Der macht sich mit 230 km/h auf die schnelle Fahrt nach Berlin, künftig mit 300 auch Richtung München.

Der S-Bahn-Verkehr neben der Baustrecke rollt ungehindert weiter. Foto: Ralf Julke
Der S-Bahn-Verkehr neben der Baustrecke rollt ungehindert weiter. Foto: Ralf Julke

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 soll der Knoten Leipzig dann fertig sein und parallel mit der gesamten Hochgeschwindigkeitsstrecke in Betrieb gehen.

Und damit die Leipziger sehen, was da jetzt gebaut wird, ist der neue, acht Minuten lange Filmclip entstanden, den die Bahn einerseits im Informationscontainer auf dem Museumsbahnsteig 24 im Leipziger Hauptbahnhof zeigt, parallel auch auf der  Projektseite zum VDE Nr. 8 im Internet.

Mit einem neuen Film wird die zweite Bauetappe im Bahnknoten Leipzig zur Einbindung des Bahnknotens in das Projekt VDE8 anschaulich erklärt. In einer Kombination aus Filmsequenzen und Animationen wird die erste Bauetappe zusammengefasst und die jetzt begonnene visionär in ihrem Ergebnis dargestellt. Zu sehen ist der Film seit 21. Juli im DB-Infopunkt Bau am Museumsbahnsteig 24 im Leipziger Hauptbahnhof Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 19 Uhr.

Der Film fasst – mit vielen Fakten unterlegt – zusammen, was da jetzt in sichtlich schweißtreibender Arbeit entsteht. Wer mag, kann ja auch zur Berliner Brücke fahren und zuschauen, wie die ersten Gleisfelder freigeräumt werden und die ersten Teile des neu sortierten Gleisbündels entstehen.

Nachdem ab 2012 bis 2015 vor allem sechs Bahnsteige im Hauptbahnhof sowie die achtgleisige Bahnbrücke über die Rackwitzer Straße neu gebaut wurden, geht es jetzt weiter mit dem Bau optimierter Gleisanlagen in Richtung Mockau für die Ein- und Ausfahrt Richtung Berlin und Richtung Erfurt/Halle/Magdeburg samt Haltepunkt im Bereich der Essener Straße.

Nach 11 Kilometern Gleisumbau bis 2015 kommen nun weitere 14 Kilometer hinzu. 80 Weichen werden installiert. Dadurch kann die Geschwindigkeit auf bis zu 160 km/h erhöht werden. Die Bahnanlagen erhalten modernste Leit- und Sicherungstechnik (ESTW: Elektronische Stellwerke, ETCS: European Train Control System wie auf der Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle, VDE8.2). Auf etwa 51 Kilometern Länge werden neue Oberleitungen die Gleisanlagen überspannen. Auf 4,2 Kilometern Länge erhalten die Anwohner Schallschutz. Die Bauarbeiten haben begonnen.

Der ICE-Standort Leipzig wird parallel auch durch den Neubau einer Zugbildungsanlage mit durchgehendem Anschluss an das ICE-Werk weiter gestärkt. Die Investition für die jetzt beginnenden und bis 2020 dauernden Bauarbeiten beträgt rund 220 Millionen Euro. Ein wesentlicher Zwischenschritt wird Ende 2017 die Gesamtinbetriebnahme des Projektes Nürnberg-Berlin (VDE8) sein.

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