Es ist versprochen, Radfahrer warten eigentlich schon seit sechs Jahren darauf, dass es endlich Konturen annimmt. Doch das Bauen von Parkhäusern und Busterminals geht in Leipzig sichtlich schneller als die Schaffung eines Fahrradparkhauses am Hauptbahnhof, wo man sein Rad sicher unterstellen kann, wenn man mit dem Zug auf die Reise geht. Die Grünen fragen im Stadtrat nach. Der ADFC fordert eine schnelle Lösung.

Am morgigen Samstag, 24. März, wird auf der Ostseite des Hauptbahnhofs der neue Busbahnhof in Betrieb genommen. Der ADFC Leipzig begrüßt diese komfortable Ergänzung im öffentlichen Fernverkehr für Leipzig und erinnert an das noch immer ausstehende Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof.

Mit der Eröffnung des Busbahnhofs schreitet die Entwicklung des Leipziger Hauptbahnhofs zu einem intermodalen Drehkreuz weiter voran. Der Umstieg zwischen verschiedenen Verkehrsträgern wird bequemer und barrierefrei und stärkt insgesamt eine nachhaltige Mobilität. Der Betreiber des Busbahnhofs hat angekündigt, auch auf Leihfahrradräder zu setzen.

„Das ist das richtige Signal für ankommende Besucher. Leipzig kann hervorragend mit dem Fahrrad erkundet werden“, stellt Dr. Christoph Waack, Vorsitzender des ADFC Leipzig zufrieden fest.

Für das Umsteigen zwischen eigenem Rad und Bus und Bahn gibt es jedoch noch immer kein zeitgemäßes Angebot. Während in Städten wie Amsterdam, Antwerpen oder auch Erfurt beeindruckende Fahrradparkhäuser ein bequemes und sicheres Abstellen ermöglichen, wird am Leipziger Hauptbahnhof die Nachfrage nicht abgedeckt.

„Immer mehr Fahrräder werden wild im Bahnhofsbereich, teilweise sogar auf den Bahnsteigen abgestellt. Das ist weder für die Fahrradbesitzer noch für Passanten eine befriedigende Lösung. Auch das Bahnhofsmanagement dürfte über die aktuelle Situation nicht glücklich sein“, ist sich Christoph Waack sicher.

2012 hat sich der Stadtrat im Radverkehrsentwicklungsplan (2010-2020) für die Einrichtung eines Fahrradparkhauses am Hauptbahnhof ausgesprochen und seitdem wird auf der Westseite des Hauptbahnhofs im Bereich der ehemaligen Gleise 1-5 ein Fahrradparkhaus diskutiert. Hinzugekommen ist, dass in der aktuellen Fortschreibung des Luftreinhalteplans der Betrieb eines Fahrradparkhauses im Hauptbahnhof, jedoch erst für 2022, angekündigt wird.

„Es ist unverständlich, warum es noch weitere vier Jahre bis zur Umsetzung dauern soll. Hier muss schnell eine Lösung gefunden werden, um den ständig wachsenden Bedarf an sicheren und komfortablen Fahrradabstellmöglichkeiten am Hauptbahnhof zu decken. Viele Pendler in der Region und auch die Nutzer des Busbahnhofs wären glücklich, hier schnellstmöglich ein adäquates Angebot zu erhalten“, unterstreicht Dr. Christoph Waack die Notwendigkeit.

Der ADFC Leipzig stehe auch als möglicher Partner beim Betreiben der Anlage, wie in anderen Städten auch, gern zur Verfügung, teilt er noch mit. Und nicht nur der ADFC drängt auf ein Fahrradparkhaus. Auch eine Einwohneranfrage flutschte postwendend ins Ratsinformationssystem:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte gerne folgende Einwohneranfrage in der Ratsversammlung stellen:

Zum neu eröffneten Fernbusbahnhof sagte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau dem Mitteldeutschen Rundfunk, dass das Gebäude einer ‚engen Verknüpfung aller Verkehrsarten‘ entspreche. Inwiefern wurde hierbei der Radverkehr berücksichtigt?

  1. Unterfrage: 550 Auto-Parkplätze sind in dem neuen Gebäude verfügbar. Wie viele Fahrrad-Parkplätze könnten auf der Hälfte der Auto-Stellplätze realisiert werden?
  2. Unterfrage: Wie teuer wäre der Umbau zu einem Fahrradparkhaus auf der Fläche von 225 Auto-Stellplätzen?
  3. Unterfrage: An welchen Stellen im Innenstadtgebiet prüft die Stadtverwaltung die Einrichtung eines Fahrradparkhauses?“

Keine Verkehrsart hat in Leipzig so zugelegt wie der Radverkehr – doch gerade hier verzögern sich die wichtigsten Investitionen immer wieder, ohne dass ersichtlich ist, wer da mal wieder bremst und mauert.

Grüne erkundigen sich nach dem Verbleib der 2014 versprochenen Fahrradstation im Hauptbahnhof

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Es gibt 2 Kommentare

Das Problem ist in diesem Falle weniger die Finanzierung als die Unfähigkeit der Beteiligten sich auf ein Verfahren zu einigen. Tatsächlich laufen zwischen der DB und der Stadt seit den späten 2000er Jahren immer mal wieder Gespräche, aber man kann sich nicht auf eine Strategie zur Umsetzung einigen, weil bei der DB ständig das Personal wechselt und der Spaß dann wieder von vorn beginnt.

Ganz einfach: Busbahnhof und Parkhaus werden über Nutzungs- bzw. Parkgebühren finanziert. Deshalb werden sie von privaten Unternehmen gewinnorientiert betrieben. Das Fahrradparkhaus müßte die Stadt selbst finanzieren, und die Kommunen sind eben unterfinanziert, also dauert es. Sicher noch länger als bis 2022.
Da müßte sich eben grundsätzlich etwas ändern.

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