Nachdem schon die Grünen-Fraktion im Leipziger Stadtrat auf die Aktion von Lucy und Pierre reagiert hat, zuerst in der Beethovenstraße und dann auch am Dittrichring große Hinweise für die Fahrradstraße auf die Fahrbahn zu malen, zieht jetzt die SPD-Fraktion nach. Manchmal braucht es ja wirklich erst Bürgeraktionen, damit auch Stadträte mitkriegen, dass irgendetwas in der Stadt nicht stimmt.

Und das Problem in der Beethovenstraße war ja schon am Tag der Anbringung der Schilder sichtbar. Kaum ein Kraftfahrer hat darauf wirklich reagiert. Man fuhr weiter durch die Straße, als gehöre sie zuallererst den schweren motorisierten Fahrzeugen. Im Minutentakt drängen sich die Busse der Stadtrundfahrten durch die Straße, obwohl hier jederzeit Dutzende Studentinnen und Studenten mit dem Rad unterwegs sind zu Seminaren, Vorlesungen oder zur Uni-Bibliothek. Sie sind zahlenmäßig schon seit Jahren in der Mehrheit, aber die blauen Schilder am Straßenrand sorgen nicht wirklich dafür, dass Kraftfahrer merken, dass sie jetzt nicht mehr die Nummer 1 sind.

An Gefahrenstellen im Leipziger Straßennetz bringen Leipzigs Straßenverkehrsbehörden schon seit geraumer Zeit große Piktogramme auf der Fahrbahn an, wohl wissend, dass viele Kraftfahrer die Schilder am Straßenrand kaum noch wahrnehmen, dafür durch große Warndreiecke auf dem Pflaster doch noch merken, dass sie jetzt auf Radfahrer Acht geben müssen.

Lucy und Pierre haben mit ihren nächtlichen Aktionen deutlich gemacht, dass das eigentlich auch in den schon als Fahrradstraßen ausgewiesenen Straßen dringend nötig ist, sonst erhöht sich die Sicherheit für die Radfahrer und Radfahrerinnen nicht die Bohne.

Und so legt nun auch SPD-Stadtrat Christopher Zenker eine Stadtrats-Anfrage zum Thema vor: „In den vergangenen Wochen wurden einige Straßen in Leipzig als Fahrradstraßen deklariert. Dies betrifft unter anderem die Beethovenstraße und den parallel zum Innenstadtring verlaufende Dittrichring. Allerdings ist für viele Verkehrsteilnehmer schlecht zu erkennen, wo die Fahrradstraßen beginnen, was zu Problemen führen kann.“

Ganz unübersehbar ein Thema, das sich in seiner ganzen Tragweite erst so langsam entfaltet. Und das eben auch deutlich macht, wie weit entfernt Leipzig noch immer davon ist, wie eine Fahrradstadt zu denken und die Wege der Radfahrer deutlich sichtbar zu machen und damit auch ein Zeichen zu setzen, dass jetzt endlich so etwas wie eine Fahrradverkehrspolitik in Leipzig Fuß fasst.

Die Fragen von Christopher Zenker:

„Wieso wurden keine deutlich sichtbaren Piktogramme auf der Fahrbahn aufgebracht, die auf die Fahrradstraßen aufmerksam machen?

Bis wann werden entsprechende Piktogramme, wie sie in anderen Städten üblich sind, aufgebracht, um Fahrradstraßen als solche besser kenntlich zu machen?“

Gut sichtbare Fahrradstraßenmarkierung nun auch am Dittrichring vor der Thomaskirche

Gut sichtbare Fahrradstraßenmarkierung nun auch am Dittrichring vor der Thomaskirche

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Da im Februar 2020 OBM Wahl ist, der OBM in der sächsischen Kommunalverfassung eine eine starke Stellung hat, was die Themensetzung in der Ratsversammlung und seitens der Verwaltung betrifft, kommt erstmal nichts.
So wie vor der Kommunalwahl im Mai es nicht möglich wart den längst beschlossenen Zebrastreifen am Herzliya-Platz (Kreisverkehr am Clara-Park) anzubringen oder in der Dresdner Straße den Radstreifen zu komplettieren (Stadt-einwärts ist da immer noch eine ungute Lücke) wird auch jetzt wieder nichts vor der Wahl passieren.
Es wird Zeit, dass ein OBM (oder eine OBMin) Leipzig führt, der/die für angemessene städtische Verkehrslösungen aufgeschlossen ist, d.h. wie überall in Europa dem Auto massiv Platz wegnimmt und für mehr Lebensqualität, Sicherheit und Mobilität der Bürger Leipzigs sorgt!

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