Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig hat am Freitag, 2. Dezember, einen Förderbescheid über 68 Millionen Euro für die Beschaffung von neuen Niederflurstraßenbahnen an die Geschäftsführer der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) Ulf Middelberg und Ronald Juhrs übergeben. Die Mittel stehen für die Beschaffung der ersten 25 Fahrzeuge der neuesten Generation zur Verfügung.

Die Beschaffung der neuen Fahrzeuge ist Teil des gemeinsamen Vorhabens „Straßenbahn der Zukunft“, welches die LVB gemeinsam mit den Städtischen Verkehrsbetrieben Zwickau (SVZ) und den Görlitzer Verkehrsbetrieben (GVB) umsetzen. Diese Kooperation hat in Sachsens Straßenbahnbranche Pilotcharakter.

Durch die gemeinsame Bestellung konnten für die beteiligten Unternehmen erhebliche Kostenvorteile insbesondere im Bereich der sogenannten Einmalkosten und der Entwicklungskosten für die gemeinsame Fahrzeugplattform generiert werden.

„Erfreulich ist, dass die Förderung der Straßenbahnen auch einen doppelten Effekt hat: Neben den maßgeblichen Verbesserungen für den ÖPNV in Leipzig profitiert auch die heimische Wirtschaft vom Auftrag der Verkehrsunternehmen. Das Herstellerkonsortium hat Standorte unter anderem in Leipzig, Grimma und Chemnitz. Wesentliche Anteile der Wertschöpfung, fast 40 Prozent, werden somit hier im Freistaat erfolgen und sichern damit auch Arbeitsplätze“, betont Verkehrsminister Martin Dulig.

„Die Fördermittel des Freistaats sind ein wichtiger Baustein, der uns hilft, die Verkehrswende zu gestalten. Moderne Straßenbahnen werden helfen, mehr Menschen vom Angebot des ÖPNV zu überzeugen. Es muss uns aber über die Investitionen hinaus bundesweit gelingen, den öffentlichen Nahverkehr besser zu stützen und auszubauen“, lässt sich Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung zitieren.

Mehr Platz für die Fahrgäste ab 2024

„Unsere Kundschaft bekommt mehr Platz und Komfort, unser Fahrpersonal einen hochmodernen Arbeitsplatz. Für Sachsen bringt die gemeinsame Bestellung von Görlitz, Zwickau und Leipzig einen deutlichen Preisvorteil und zugleich wichtige Innovationen für Klimaschutz und Verkehrswende“, merkt Ulf Middelberg, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Verkehrsbetriebe, an.

Ab 2024 sollen die neuen Straßenbahnen durch Leipzig fahren und den 30 Jahre alten Fahrzeugbestand nach und nach ersetzen. Mit der „Straßenbahn der Zukunft“ werden erstmals 2,40 Meter breite Fahrzeuge Einzug in Leipzig halten. Dafür wurde konsequent seit den 1990er Jahren und wird, mit finanzieller Unterstützung des Bundes und des Freistaats Sachsen, auch die Gleisinfrastruktur schrittweise modernisiert.

So stehen aktuell Gleisaufweitungen in der Prager Straße, der Landsberger Straße und der Wiedebachstraße auf dem Bauprogramm von LVB und Stadt Leipzig.

Vorgesehen sind zudem eine innovative Fahrzeugsteuerung zur Senkung des Energieverbrauchs und ein integriertes Fahrerassistenzsystem. Auch die Bedürfnisse vieler bislang benachteiligter Nutzergruppen sollen besser berücksichtigt werden, z. B. durch Erfassung und Anzeige der Belegungsgrade für Rollstuhl- und Kinderwagen-Vorbehaltsflächen. Die Fahrzeugbeschaffung reiht sich zudem in die 2018 vom Stadtrat beschlossene Mobilitätsstrategie zum Ausbau des ÖPNV in Leipzig ein.

Mitte Dezember 2021 wurde der Liefervertrag zwischen den drei Verkehrsunternehmen und dem Herstellerkonsortium, zu dem auch die Leipziger Heiterblick GmbH gehört, unterzeichnet. Die Besonderheit der Beschaffung dieser Straßenbahnen ist die fortlaufende Weiterentwicklung der Fahrzeuge während des Beschaffungsprozesses unter Beachtung der jeweils verfügbaren technischen Innovationen.

Der am Freitag überreichte Förderbescheid ist der finanziell höchste Einzelzuwendungsbescheid der ÖPNV-Förderung des Freistaats Sachsen in diesem Jahr. Die Fördermittel entsprechen 65 Prozent der zuwendungsfähigen Gesamtkosten. Grundlage für die Förderung des Vorhabens ist die Richtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr über die Gewährung von Fördermitteln im öffentlichen Personennahverkehr (RL-ÖPNV).

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Es gibt 5 Kommentare

Tatsächlich, das Ausbauziel waren lediglich 2,4 m breite Wagen. Ein weiteres LVB-Husarenstück in der langen Geschichte des Betriebes. Ganze 4 % mehr Wagenbreite als Ergebnis eines jahrelangen Netzumbaus. Und dafür lobt man sich für besonders breite neue Bahnen…
Und wenn ich schon lese “[…] fortlaufende Weiterentwicklung der Fahrzeuge während des Beschaffungsprozesses”, dann wirds wohl doch etwas mit der heißen Nadel gestricktes. Ich kann nur hoffen, dass man diesmal als Besteller wirklich auf die Qualität achtet. :-/

So wenig, wie eine “Blechlawine” (im Wortsinn, der hier so gern verwendet wird) alles mit sich reißt, was ihr über den Weg kommt, so wenig kontrolliere oder sanktioniere ich Wörter. Und ein Hype kann natürlich auch lange anhalten. Ich verkneife mir an der Stelle die Retoure aufs Nachschlagen. Aber “danke” für diese charmante, gedutzte Antwort. 😉

Ich hab auch nicht auf Dresden “verweisen” wollen sondern Fragen gestellt, weil dort gerade diese Bahnen ankommen. Danke für die Info; das mit der unterschiedlichen Breite der Wagenkästen wusste ich nicht. Ich hab mal beim Leipziger Flexity Classic nachgeschlagen, der 2,30 m breit ist. Liegt meine Quelle da falsch, oder vergrößert sich Leipzig da tatsächlich nur 10 cm, also eine Hand breit?Dafür der ganze teure Aufwand der Streckenumbauten?
Ihre “da ist nichts fertig entwickelt” Antwort, lässt die darauf schließen, daß eine Bahn so breit wie in Dresden hier nicht fahren könnte, weil die Gleise dafür nicht weit genug auseinander liegen?

@Sebastian:

1.) Der Verweis auf die ebenfalls breiter gewordenen Fahrzeuge in Dresden führt in die Irre, weil sich diese mit 2,65 m stärker von denen in Leipzig (2,40 m) unterscheiden, als Görlitz und Zwickau (2,30 m) es tun. Da ist nichts “fertig geplant”.

2.) Dresden und Leipzig sind jeweils selbst im Stande, eine größere Ausschreibung zu machen, bei der sie einen “Mengenrabatt” erhalten und keine teure Kleinserie kaufen müssen. Deswegen ist es praktisch, wenn eine der beiden großen Städte in Sachsen die kleinen Städte mitnimmt und ihnen die Chance gibt, davon zu profitieren.

3.) Als Wortpolizei solltest du noch einmal das Wort “Hype” nachschlagen und überlegen, ob man es für etwas verwenden sollte, was seit deutlich mehr als zwei Jahrzehnten kontinuierlich – und über die meiste Zeit hinweg auch noch viel unbemerkter von der Öffentlichkeit – verfolgt wird.

Und die neuen Fahrzeuge müssen JETZT bestellt werden. Abschnittsweise Begegnungsverbote bis zum Umbau sind nicht schön, aber damit kann man leben. Gerade wenn man bedenkt, dass es bis zur Ablösung dieser Bahnen schließlich mindestens 30 Jahre dauert.

“Werden zusätzliche Sitzplätze durch 2+2 Bestuhlung nicht eh nur von Rucksack und Co. belegt?”
Meistens ja. Und wenn ich sowas sehe bei voller Bahn und stehenden Mitfahrern, frage ich die Inhaber der Rucksäcke und Taschen regelmäßig, ob sie eine Fahrkarte dafür haben. Oft bekomm ich darauf dumme Antworten, aber meistens nehmen die Leute dann ihre Tasche auf den Schoß.
Mehr Platz für Rollstühle und Kinderwagen finde ich gut. Vielleicht können dann auch mal paar Fahrräder mehr mitfahren

Wenn die Bahnen an ’24 fahren sollten, sind denn dann auch alle Strecken, für die sie angedacht sind, fertig aufgeweitet im Gleismittenabstand? Falls sie in Heiterblick stationiert werden, ist die Trasse dorthin dann schon nutzbar?
Wenn nein, wie lange plant man Begegnungsverbote aufrecht zu erhalten? Wenn die Bahn bei Heiterblick in Leipzig und Umgebung offenbar selbst gebaut wird, wird man dann mehr Augenmerk auf Geräuschreduktion legen? Wer ist die Qualitätssicherung bei Entwicklung und Abnahme dieser Bahn? Warum wurde die gewollte Kostenreduzierung durch Synergien mit Görlitz, und nicht mit Dresden angestrebt, die gerade die ersten fertig entwickelten breiten Fahrzeuge in minimal anderer Spurweite erhalten?

Mir ist der Hype um diese breiten Bahnen nicht geheuer. Werden zusätzliche Sitzplätze durch 2+2 Bestuhlung nicht eh nur von Rucksack und Co. belegt?

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