Am 8. Dezember 2022 ist es so weit. Ab morgens 6 Uhr startet dann der sogenannte „Warntag“ bundesweit. Eine Besonderheit dieses Mal: der Test des sogenannten „Cell Broadcast“. Denn zukünftig soll per Handy vor Notfällen und Katastrophen gewarnt werden. Wie das funktioniert, erklärt Prof. Michael Einhaus (M.E.), HTWK-Experte für Mobilfunk und Hochfrequenztechnik.

Folgende SMS erhielt ich am 24.11. um 19:03 Uhr auf mein Mobiltelefon: „Zukünftig warnt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe per Handy vor drohenden oder sich ausbreitenden Notfällen und Katastrophen. Zu Testzwecken wird es dafür am 08.12.2022 ab 11 Uhr bundesweit einen Probealarm geben.“

Was bedeutet das?

M.E.: Das geschieht mit der sogenannten Cell Broadcast Technologie: Dabei kann ein Mobilfunknetzbetreiber Nachrichten an alle Handynutzenden in einem bestimmten geografischen Bereich aussenden. Der Bereich ist dabei durch eine Gruppe von Mobilfunkzellen bestimmt.

Prof. Dr. Michael Einhaus (HTWK Leipzig). Foto: HTWK Leipzig
Prof. Dr. Michael Einhaus (HTWK Leipzig). Foto: HTWK Leipzig

Die grundsätzliche Technologie ist schon seit dem Jahr 2000 standardisiert, genutzt wurde diese in öffentlichen Mobilfunknetzen in Deutschland bisher jedoch noch nicht.

Insbesondere die Flutkatastrophe im Ahrtal im vergangenen Jahr hat aber den Impuls gegeben, Cell Broadcast in Zukunft in Katastrophenfällen auch in Deutschland zu nutzen, sodass die Bevölkerung in solchen Fällen frühzeitig gewarnt werden kann.

Am 8. Dezember wird deshalb vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfen in Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern ein bundesweiter Test dieser Funktionalität durchgeführt. Die Testphase wird noch bis Februar 2023 weiterlaufen, bevor das System dann vollständig in Betrieb genommen werden kann.

Wie funktioniert das Warnsystem technisch? Wie stelle ich sicher, dass die Nachrichten auch bei mir ankommen?

ME: Um die Cell Broadcast-Nachrichten empfangen zu können, muss Ihr Handy zum Zeitpunkt der Nachrichtenaussendung eingeschaltet sein und diesen entsprechenden Dienst unterstützen. Der jeweilige Netzbetreiber stellt dazu in der Regel auf seiner Webseite Informationen bereit.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

ME: Die Nachrichten werden an alle Nutzerinnen und Nutzer versendet, ohne dass personenbezogenen Daten erhoben oder verarbeitet werden. Auch das Amt für Bevölkerungsschutz benötigt diesbezüglich keine Daten von Personen, da die Nachrichten direkt, ohne Unterscheidung, an alle Nutzenden in einer Mobilfunkzelle ausgesendet werden.

Genau hier unterscheidet sich der Broadcast, bei dem alle Endgeräte eine Nachricht empfangen, vom sogenannten klassischen Unicast, bei dem Endgeräte individuell adressiert werden. Der klassische SMS-Dienst ist zum Beispiel ein typischer Unicast-Fall.

Beim Cell Broadcast ist Ihr Handy nur Empfänger der Nachrichten und es wird nichts zurückgesendet. Man kann sich das im Prinzip wie ein Lichtsignal von Leuchttürmen vorstellen. Vor Missbrauch dieser Technologie muss man sich auch keine Sorgen machen, da diese Nachrichten direkt aus dem Netz des Mobilfunknetzbetreibers heraus über die gesicherte Verbindung zu Ihrem Endgerät gesendet werden.

Das Interview führte Franka Platz, Pressereferentin der HTWK für die HTWK mit freundlicher Freigabe an die Medien.

Weitere Informationen zum 8. Dezember 2022 finden Sie beim Bund unter „Warnung der Bevölkerung“.

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