Jüngst erst hatte die SPD-Fraktion zur Erkundung im Gelände hinterm Bayerischen Bahnhof eingeladen. Den Ratsfraktionen ist sehr wohl bewusst, dass es hier zwingend eine durchgehende Radtrasse braucht, um vom Bayerischen Bahnhof unbehindert vom Autoverkehr bis zum S-Bahnhof-Connewitz fahren zu können. Aber so mühsam sich die ganze Bebauungsgeschichte auf dem Gelände entwickelt, so zäh scheint auch der Weg bis zum Bau dieses so naheliegenden Radweges zu sein. Der Ökolöwe macht jetzt Druck.

Denn in ganz Leipzig mangelt es an entspannten Fuß- und Radwegen fernab von viel befahrenen Hauptstraßen. Seit über 20 Jahren Stückwerk ist zum Beispiel der Bahnbogen Gohlis, der eigentlich schon längst eine unabhängige Fahrradstrecke entlang der dort fahrenden S-Bahn hätte werden sollen. Aber auch hier hemmen die zähflüssigen Entwicklungen an den Baugebieten Eutritzscher Freiladebahnhof und Westseite Hauptbahnhof die Entwicklung.

Wer in Leipzig mit dem Rad unterwegs ist, erfährt Verkehrspolitik als ein sehr zähes und jahrefressendes Erlebnis, bei dem selbst geringste Verbesserungen erst hundert Mal geprüft werden, bis sie gnädig gewährt werden.

Umso bedrückender ist dann die Erfahrung, dass selbst die Radrouten auf unbebautem Gelände, die ohne Eingriffe in bestehende Straßennetze gebaut werden könnten, über Jahre und Jahrzehnte nur Vision bleiben und damit nicht be- und erfahrbar werden.

Für den Leipziger Süden empfiehlt der Ökolöwe die Entwicklung einer richtigen Aktiv-Achse vom Bayerischen Bahnhof bis direkt zum Markkleeberger See. Der Leipziger Stadtrat entscheidet am 19. November auf Antrag der SPD-Fraktion, ob die neue Aktiv-Achse Süd kommt.

„Die Aktiv-Achse Süd verbindet wichtige Punkte innerhalb der Stadt und verläuft abseits von großen Hauptstraßen durchs Grüne. Ob auf Rädern, Rollen oder in Laufschuhen, auf der Aktiv-Achse können sich Leipziger/-innen ungestört vom Autoverkehr sicher und bequem fortbewegen“, erklärt Tino Supplies, verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen.

Der Vorschlag des Ökolöwen für die Aktiv-Achse Süd. Karte: Ökolöwe
Der Vorschlag des Ökolöwen für die Aktiv-Achse Süd. Karte: Ökolöwe

Die rund sieben Kilometer lange Aktiv-Achse Süd bindet nach Vorschlag des Ökolöwen die Stadtteile Connewitz, Lößnig, Marienbrunn, Dölitz-Dösen sowie die Stadt Markkleeberg direkt an die Leipziger Innenstadt an. Ebenso lassen sich die im Süden gelegenen Seen künftig besser vom Leipziger Osten aus erreichen. Die Strecke ist nicht nur für Pendler/-innen, Arbeitnehmer/-innen und Anwohner/-innen attraktiv, so der Ökolöwe, sondern auch für Touristen sowie Freizeitsportler. An der Strecke liegen unter anderem der MDR, das Panometer und der S-Bahnhof Connewitz.

Und mit einigen Abzweigen – zum Beispiel Richtung Koburger Straße und damit zum Wildpark – lassen sich auch Verbindungen zu anderen beliebten Radwegen herstellen. 2020 will die Verwaltung zwar gleich fünf Vorschläge für Anbindungen an überörtliche Rad-Schnell-Wege machen.

Aber die machen wenig Sinn, wenn es innerstädtisch nicht die aufnahmebereite Radwege-Infrastruktur gibt, auf der man mit dem Rad wirklich ohne Stau und rote Ampeln bis zur Arbeitsstelle fahren kann. Und wenn man dabei auch noch die bislang übliche Förderpolitik des Freistaats betrachtet, ahnt man schon, wie langwierig dieser innerstädtische Ausbau wird, selbst dann, wenn der Stadtrat Projekte wie die Aktiv-Achse Süd sofort beschließt.

Der entsprechende Beschlusspunkt aus dem Antrag der SPD-Fraktion lautet übrigens: „Der Oberbürgermeister wird zudem beauftragt, Planungen für eine Aktiv-Achse Süd, die vom Bayerischen Bahnhof zum rund 7 Kilometer entfernten Markkleeberger See führen soll, zu veranlassen. Dabei ist insb. eine Route entlang der S-Bahn-Strecke zu prüfen und die Zusammenarbeit mit der Stadt Markkleeberg zu suchen.“

Die Verwaltung möchte das lieber in abgeschwächter Form beschlossen sehen: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, im Rahmen der unter Punkt 2 genannten Machbarkeitsstudien, auch die Führung über den Bayerischen Bahnhof entlang der S-Bahn-Gleise in Richtung Markkleeberg als Variante zu überprüfen.“

Aus Planung wird Prüfung.

Mal schauen, wie viele Radfahrer sich am 19. November im Stadtrat finden.

2020 will das Planungsdezernat Vorschläge für fünf Radschnellwege rund um Leipzig machen

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