Erwischt, hätte SPD-Stadträtin Katharina Schenk auch sagen können, als sie jetzt die Vorschläge des Leipziger Kulturdezernats für die neuen Entgeltordnungen im Stadtgeschichtlichen Museum, im Bildermuseum und im Grassi-Museum für angewandte Kunst las. Es soll jetzt zwar endlich auch eine Jahreskombikarte geben. Aber die ist nicht gerade billig - und bietet nicht viel.

Was nicht neu ist. Diskussionen dazu gab es mit dem Leipziger Kulturdezernat in der Vergangenheit immer wieder. Doch dort lebt man in anderen Dimensionen, in einem Reich, in dem 80 Euro nur ein Taschengeld sind und man das Geld auch eher in Florenz, Wien oder Paris für Museumsbesuche ausgibt. Möglich, dass deswegen das Gefühl für den Umgang mit Leipzigs Museen und den möglichen Besuchern aus der Stadt weitgehend fehlt. Und erst recht für das Angebot, das man mit so einer Karte machen kann. Augenscheinlich hat man nicht einmal in vergleichbaren deutschen Großstädten nachgefragt, wie die das dort machen.

“Berlin, Köln, Dresden, Frankfurt am Main oder Nürnberg – alle haben seit vielen Jahren eine kombinierte Jahreskarte für ihre Museen. Nur Leipzig bisher nicht”, kommentiert Katharina Schenk den Leipziger Spätstart, der im Grunde mit einer SPD-Anfrage vor zwei Jahren überhaupt erst in Gang gesetzt wurde. Mit wehleidigem Ergebnis, wie Schenk nun feststellen darf.

Die SPD-Fraktion stellte 2014 eine Anfrage hierzu. Damalige Antwort der Verwaltung: ein Rechercheergebnis hatte für eine Tageskombikarte 15 Euro ergeben, einen Preisvorschlag für eine gemeinsame Jahreskarte gab es nicht. Die anschließende Beratung mit den Museumsdirektoren der städtischen Museen und der LTM GmbH empfahl weder die Einführung einer Tageskombikarte noch eine gemeinsame Jahreskarte. Was schon deshalb verblüfft, weil es wieder einmal zeigte, dass das zuständige Kulturdezernat solche Entscheidungen immer wieder auf die Ebene der angestellten Geschäftsführer verlagert. Das ist in der Theaterpolitik genauso wie bei der Denkmalspolitik als auch bei den Museen.

Das mögen alles kompetente Manager sein, die für ihr Haus die richtigen Entscheidungen treffen. Aber warum entwickelt das Kulturdezernat keine eigene Kompetenz? Die simpelsten Anrufe in den Kulturdezernaten vergleichbarer Städte würden genügen, man könnte sich mit unterschiedlichen Preis- und Finanzierungsmodellen beschäftigen.

Ums Geld geht es sogar gar nicht, denn keines der Museen kommt über einen Kostendeckungsgrad von 10 Prozent hinaus. Eigentlich bemisst sich der Erfolg der Museumsdirektoren nur daran, wie viel Publikum sie mit guten Ausstellungen in ihre Häuser locken können. Mit Jahrestickets für die ganze Museumslandschaft könnten sie sich sogar einen festen Stamm von Museumsbesuchern aufbauen. Aber das ist irgendwie nicht gewollt.

“Wir begrüßen, dass die Verwaltung nun in der Vorlage Privatrechtliche Entgeltordnung der Stadt Leipzig für das Stadtgeschichtliche Museum, für das Museum der bildenden Künste Leipzig und für das GRASSI Museum für Angewandte Kunst die Einführung einer Jahreskombikarte für die drei Häuser vorschlägt”, kommentiert Schenk den etwas happigen Vorschlag. Und sie erinnert daran, dass es in Leipzig nicht nur drei Museen gibt. “Später gehört hier gegebenenfalls noch das Naturkundemuseum dazu. Skeptisch sind wir jedoch, was das Entgelt für die Jahreskarte betrifft: 80 Euro erscheint uns sehr hoch. Jahreskarten sind in anderen Städten günstiger oder beinhalten mehr Museen. Hier werden wir im Kulturausschuss nachfragen müssen. Es wäre zudem wünschenswert, wenn auch über eine Tageskombikarte nachgedacht würde. Diese erscheint uns gerade für Tagesgäste sehr lohnenswert.”

Die Jahreskombikarte soll 80 Euro kosten und für die Einrichtungen des Museums für bildende Künste, das GRASSI Museum für angewandte Kunst und das Stadtgeschichtliche Museum, außer den Einrichtungen der Stiftung Völkerschlachtdenkmal, gelten. Warum man in diesen Regionen landet, zeigt schon das Kombiticket für das Stadtgeschichtliche Museum allein: Denn für die Ausstellungen im Böttchergässchen, im Alten Rathaus und im Schillerhaus zahlt man allein schon 50 Euro im Jahresticket. Da ist nicht einmal das eben erwähnte Völkerschlachtdenkmal dabei (das eigentlich zum Stadtgeschichtlichen Museum gehört), auch nicht das Kaffeemuseum im Coffebaum. Als hätten die Honoratioren zusammengesessen und sich ein Ticket ausgedacht, in dem möglichst wenig für möglichst wenig Geld steckt. Quasi als Abschreckung. Vielleicht will man ja gar keine Dauerbesucher in seinen Häusern haben.

Der Vergleich macht die Knauserigkeit erst richtig deutlich: In Dresden zahlt man für 14 Museen 50 Euro, in Frankfurt am Main für 34 Museen 85 Euro, in Nürnberg für acht Museen 28 Euro und in Berlin liegen die Preise zwischen 25 bis 100 Euro für 19 Museen.

Die vorgeschlagene Entgeltordnung für das Stadtgeschichtliche Museum.

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Es gibt 2 Kommentare

„Berlin, Köln, Dresden, Frankfurt am Main oder Nürnberg – alle haben seit vielen Jahren eine kombinierte Jahreskarte für ihre Museen. Nur Leipzig bisher nicht“, kommentiert Katharina Schenk

Berlin, Köln, Dresden, Frankfurt am Main und Nürnberg haben ganz andere Besucherströme. Dort sind bestimmte Museen oftmals der entscheidende Grund der Anreise. Vergleiche vorwiegend unter dem Aspekt der Höhe der Preise sind sehr einseitig. Zu einseitig.

“Ums Geld geht es sogar gar nicht, denn keines der Museen kommt über einen Kostendeckungsgrad von 10 Prozent hinaus.”

Es wird wahrscheinlich kaum in Deutschland kommunale / staatliche Museen geben, die wesentlich über einen Kostendeckungsgrad von 10,0 % hinauskommen. Das ist auch nicht Aufgabe von Museen.

Das verprasste Geld von den stadtwerken muss wieder rein. Und eine dumme Bevölkerung lässt sich doch exzellent kontrollieren!

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