Dass die letzte Bundesregierung derart scheiterte, hat auch mit dem massiven medialen Angriff auf ihre Versuche einer belastbaren Klimapolitik zu tun. Obwohl eine starke Mehrheit der Deutschen für eine echte Klimaschutzpolitik ist, haben am Ende die meisten Wähler Parteien gewählt, die mit aller Macht entweder beim Klimaschutz bremsen oder ihn gar ganz abwürgen wollen.
Sind die Deutschen verrückt? Oder wirkt einfach die falsche Propaganda, während vor ihrer Nase ein belastbares Werkzeug für die Zukunft marktreif wird? Sind sie nur blind? Oder einfach nur durch Panikmache verführbar?
Wahrscheinlich letzteres. Und die Parteien und fossilen Konzerne, die von dieser Panikmache profitieren, wissen, wie man die Panik erzeugt, wie man Verunsicherung schafft, wie man Erfolge kleinredet und den Leuten die alten Kamine von anno dunnemals als Heilsversprechen für die Zukunft verkauft. Die Menschen sind leichtgläubig und haben ganz offensichtlich Angst vor der Zukunft.
Auch weil sie das Handeln immer wieder den Profiteuren von gestern überlassen. Statt sich einfach kundig zu machen, was sich da alles längst verändert. Vor ihrer Nase oft. Aber man sieht ja nicht, was man nicht sehen will.
Oder was einem die ganze Zeit als ästhetische Zumutung verkauft wird (um einmal einen der weiteren ignoranten Sprüche eines Friedrich Merz anzuführen, der seine Abscheu gegen Windkraftanlagen nicht verhehlen kann).
Zeit zum Handeln
Was tun?
Berichten. Immer wieder. LZ-Leser/-innen sind schon hunderten solcher Projekte und Entwicklungen begegnet, welche die alte, fossile und naturzerstörende Wirtschaft verändern können. Von Windkraftanlagen über Balkonsolaranlagen, Ökologische Landwirtschaft, Solidarische Landwirtschaft, Schwammstadt bis Gründach und Fassadenbegrünung.
Bei Katapult hatte man wohl ein ähnliches Gefühl: Da wird ständig berichtet, was alles schon getan werden kann, um unserer umweltzerstörerisches Verhalten zu ändern. Aber die Leute wählen Politiker, die ständig tröten: Es geht nicht!
Was tun? Sammeln, sagte sich ein zehnköpfiges Autor/-innen-Kollektiv bei Katapult und sammelte. Weshalb alle diejenigen, die sich sowieso schon für alle diese manchmal kleinen, manchmal großen Veränderungen in unserer Gesellschaft interessieren, nicht allzu überrascht sein dürften, viel Bekanntes in diesem Buch wiederzufinden. Aber genau das muss so sein.
Damit auch all die Menschen, die von den Bremsern, Nörglern und Zweiflern immerzu verunsichert werden, handlich in einem Buch sehen, was schon passiert. Und vor allem: dass es passiert, und zwar nicht nur in Deutschland.
Was ja der nächste Bullshit ist, den die einschlägigen Politiker aus dem rechten und rechtsrutschigen Lager immerfort erzählen. Deutschland allein könne die Welt nicht retten! Natürlich nicht. Zum Glück.
Was Deutschland sein kann und nach der rotgrünen Regierung, dir Gerhard Schröder dann 2005 mit aller Brachialität an die Wand gefahren hat, kurzzeitig sogar galt: Das deutsche EEG-Gesetz wurde für ein paar Jahre zum Vorbild für die Welt. Bis unter seiner Nachfolgerin Angela Merkel alles kleingehäckselt wurde. Beim Bremsen war die Frau genial.
Panik ist kein guter Ratgeber
Aber wer Dinge, die machbar sind, umsetzt, der wird trotzdem zum Vorbild. Denn Menschen sind eigentlich so: Sie bewundern clevere Tüftler, die sich was ausdenken, das dann auch funktioniert. Und lauter solche Projekte haben die Autorinnen und Autoren dieses Bandes zusammengetragen. Nicht nur aus dem technischen Bereich, wo auch deutsche Ingenieure immer pfiffigere Ideen umsetzen, um erneuerbare Energien immer effizienter und in größeren Dimensionen zu gewinnen und zu speichern.
Hört man aus dem Mund der „Klimaskeptiker“ das Wort Speicher? Sie vermeiden es wie der Teufel das Weihwasser. Und gegen Wärmepumpen, die eine fast überall bestens verfügbare Wärmequelle nutzen, sind sie ja (schöne Grüße an Friedrich Merz) regelrecht Sturm gelaufen.
Die einen von Panik getrieben (Der Robert will mir meine Ölheizung klauen!), die anderen ganz bewusst im Geist der Fossilkonzerne, die weiter Öl und Gas verkaufen wollen. Ist je ihr Geschäftsmodell.
Aber das Buch schlägt den Bogen viel weiter. Es geht ja auch um unsere Ernährung – und die Sicherung unserer fruchtbaren Böden. Es geht um die Rettung der Biodiversität. Es geht um einen anderen Konsum – also ein Ende der riesigen Müllberge und einen Übergang zu einer echten Kreislaufwirtschaft. Und es geht um den Reparaturbonus, die Recyclingfähigkeit aller Geräte und um ein Leben, das sich nicht mehr um den wilden Konsum dreht. Also werthaltiger ist, menschlicher.
Zeit für deutliche Worte
Alles hängt mit allem zusammen. Das merkt man schnell, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt. Denn wenn wir wieder anfangen, uns um ein menschengerechtes Leben zu bemühen, merken wir schnell, dass das auch mit einer Reparatur unserer kaputtrationalisierten Umwelt einhergehen muss – mit der Renaturierung der Flüsse und der Wiedervernässung der Moore. Und es geht am Ende um unsere Demokratie, um Mitsprache und Teilhabe.
Denn die Menschen haben ganz offensichtlich landauf, landab die Nase voll vom Bevormundet-Werden. Sie wollen ihre Welt mitgestalten und mitreden. Und werden in der Regel da abgeblockt, wo geldschwere Konzerne und „Investoren“ auf dem Land hocken und allen den nackten Hintern zeigen, wenn es um die Bewahrung der Welt geht.
Das war jetzt mal deutlich. Aber augenscheinlich sind wir in einer Zeit angelangt, in der man viel deutlicher werden muss, wenn es um die Zerstörung unserer Welt und unserer Gesellschaft geht und die dafür Verantwortlichen.
Für alle, die bislang Berührungsängste mit all den Themen hatten, ist das Buch eine gute Übersicht über alle aktuellen und auch längst schon praktikablen Ansätze, unsere Welt zu reparieren und wieder ein bisschen besser und resilienter zu machen. Es gibt noch hunderte Ideen mehr. Aber das sind diejenigen, die es längst in die mediale Berichterstattung gebracht haben. Und bei denen man eher Fragen stellen muss wie: Wie setzen wir das um? Woher kommt das Geld? Haben wir die Kraft dazu, das umzusetzen oder lassen wir uns von rechtswindigen Politikern wieder einreden, dass es nicht geht?
Lesen, kann man da nur sagen. Da alles schön übersichtlich in mit Grafiken ausgestatteten Kapiteln gesammelt ist, kann man je nach aktuellem Interesse genau das Thema heraussuchen, das einen gerade beschäftigt. Vielleicht, weil man selbst was machen möchte oder sogar kann. Lesezeichen rein. Bis zum nächsten Kapitel. Am Ende lässt man sich von den Nörglern auf der Hinterbank nicht mehr dumm kommen und erklärt ihnen mit gutem Wissen, dass alle ihre Argumente Bockmist von vorgestern sind.
Jetzt ist die Zeit zum Handeln, nicht zum Jammern.
Katapult: „Werkzeugkasten der Zukunft. 150 innovative Ideen für eine bessere Welt“ Katapult Verlag, Greifswald 2025, 24 Euro.
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