Der Freistaat Sachsen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung planen knapp 50 Millionen Euro für den Aufbau eines Rechenzentrums für Künstliche Intelligenz (KI) an der Universität Leipzig ein. Das wurde jüngst auf dem KI-Kongress des Freistaats Sachsen am 10. September in Leipzig bekannt gegeben. Da sollten eigentlich auch die Risiken der KI diskutiert werden. Aber man setzt doch lieber gleich auf die neue Technik.

Auf dem KI-Kongress der Sächsischen Staatsregierung betonten Experten aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Lehre und Forschung die tragende Rolle der Künstlichen Intelligenz für die Wissenschaft am Standort der ehemaligen mitteldeutschen Braunkohleregion.

„Mit Unterstützung des Freistaats wird deshalb ab dem kommenden Jahr eines von fünf KI-Kompetenzzentren des Bundes in Sachsen etabliert“, sagt Sachsens Wissenschaftsminister, Sebastian Gemkow. „Hier wird neben der Universität Leipzig und der TU Dresden ein ganzes Netzwerk an Forschungspartnern in einem modernen KI-Campus zusammengeführt. Zusätzlich gestärkt wird das KI-Kompetenzzentrum ab 2026 durch das in Leipzig neu entstehende KI-Rechenzentrum, das ganz neue Möglichkeiten für Forschungskooperationen eröffnen soll.“

Das KI-Rechenzentrum Leipzig (KIRZL) ist eine gemeinsame Initiative der Universität Leipzig mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Kooperationspartnern aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung. Es soll Bedarfe der Spitzenforschung und der wirtschaftlichen Anwendung in der Region aufgreifen und mit der Bereitstellung einer dringend notwendigen lokalen Infrastruktur Voraussetzungen für drei Nutzungsbereiche schaffen: die Methodenentwicklung zur Erforschung Künstlicher Intelligenz (KI), die Nutzung von KI-Methoden in anwendungsorientierten Kooperationsprojekten von Wirtschaft und Wissenschaft sowie Aus- und Weiterbildung von IT-Fachkräften und KI-Expert/-innen.

Strukturwandelgelder für das KI-Rechenzentrum

Die Idee für ein wissenschaftliches Rechenzentrum wurde vor zwei Jahren durch das Rektorat und Dieter Lehmann, Direktor des federführenden Universitätsrechenzentrums und Chief Information Officer der Universität Leipzig, gegenüber dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kultur (SMWK) ins Gespräch gebracht.

Daraus entwickelte das Universitätsrechenzentrum das Konzept eines KI-Rechenzentrums für die wissenschaftliche Forschung in der Region in und um Leipzig, um allen wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen für die Forschung zur Verfügung stehen.

Mit dem bewilligten Geld aus der Förderung des Strukturwandels der ehemaligen Braunkohlereviere im Umfang von knapp 50 Millionen Euro wird bis 2026 ein modernes und nachhaltiges Gebäude errichtet, das den hohen Ansprüchen an Sicherheit, Zuverlässigkeit und Energieeffizienz entspricht und mit neuer KI-Rechentechnik ausgerüstet sein wird.

Wo es gebaut wird, ist noch offen. Einen möglichst innenstadtnahen Standort will die Universität gemeinsam mit der Stadt Leipzig suchen. Eine enge Kooperation soll es auch mit den Stadtwerken Leipzig geben, denn einerseits wird das Rechenzentrum einen enormen Energiebedarf haben, andererseits wird auch jede Menge Abwärme entstehen, die möglichst gleich im direkten Umfeld wieder genutzt werden soll.

Das KI-Rechenzentrum Leipzig wird mind. 1.000 m² Nutzfläche für Server-Infrastrukturen zur Verfügung stellen und für eine IT-Leistung von mindestens 3 Megawatt (MW) ausgelegt sein. Um die regionalen Bedarfe im hochdynamischen Umfeld Künstliche Intelligenz erfüllen zu können, wird ein skalierbares Konzept verfolgt: Die Bauweise soll es ermöglichen, das KI-Rechenzentrum Leipzig elektrotechnisch, klimatisierungstechnisch und sicherheitstechnisch zu erweitern und an zukünftig steigende Anforderungen anzupassen.

Die anfallenden hohen Datenmengen und Datenströme, die beispielsweise durch die Forschungen zur Biodiversität oder die Klimaforschung entstehen, können künftig im KIRZL schnell verarbeitet und den Forschenden bereitgestellt werden.

Forschungseinrichtungen wie das künftige mitteldeutsche Großforschungszentrum oder das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), die sächsischen Hochschulen und Universitäten sowie alle vier in Sachsen arbeitenden großen deutschen Forschungsgesellschaften – Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft – benötigen hohe Rechenleistungen, die mit dem KIRZL realisiert werden können. Die Verzahnung von KI, Wissenschaft und Wirtschaft an einem Standort ist bislang einmalig.

Dieter Lehmann betont die Bedeutung des Rechenzentrums Leipzig für die Region: „Das KIRZL wird sich zu einem Motor des wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritts am mitteldeutschen Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort entwickeln sowie Innovationen und Arbeitsplätze in der Region fördern. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unseren Partnern und werden nun die konkreten Planungsprozesse initiieren.“

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