Der 5. Oktober ist der Internationale Tag des Lehrers. Für das Sächsische Landesamt für Statistik Grund genug, einmal die neuesten Zahlen zu Lehrern in Sachsen zusammenzustellen. Und die Zahlen machen deutlich, dass der Stundenausfall in Sachsens Schulen nicht nur mit fehlenden Lehrern zusammenhängt, sondern auch damit, dass weiterhin viele nur in Teilzeit arbeiten (können).

Im Schuljahr 2011/12 unterrichteten an den allgemeinbildenden Schulen in Sachsen 28.359 voll- bzw. teilzeitbeschäftigte Lehrerinnen und Lehrer. Das waren rund 834 bzw. 3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor und 3.325 bzw. 10 Prozent weniger als vor 5 Jahren, stellen die Statistiker fest. Natürlich ist das ein Widerspruch. Denn parallel steigen die Schülerzahlen. Die Schülerzahl stieg dabei um 3 Prozent gegenüber 2010/11, so die Kamenzer Statistiker.

Und sie stellen auch fest: Nur 55 Prozent der Lehrpersonen waren in einer Vollzeitbeschäftigung. Was immerhin ein kleiner Zuwachs war. Im Vorjahr waren es noch 49 Prozent gewesen. Und auch da hatte der Finanzminister Sachsens die Mauern verteidigt mit allen Mitteln und den Druck auf die Lehrerschaft aufrecht erhalten, in Teilzeit zu bleiben.

Doch auch 2011/12 hatten 45 Prozent der Lehrer noch einen Teilzeitvertrag. Von den Teilzeitbeschäftigten befanden sich rund 2.100 in Altersteilzeit, darunter waren knapp 1.500 bzw. 11 Prozent in der Freistellungsphase. Im Klartext heißt das: 1.500 Lehrkräfte standen dem Lehrbetrieb überhaupt nicht zur Verfügung, sie standen nur noch in der Statistik, waren aber längst von jeglicher Lehrverpflichtung freigestellt. Wer nachrechnen will: Das waren ungefähr 5 Prozent aller Lehrkräfte. Ungefähr so viel, wie man gebraucht hätte, um den Lehrbetrieb in den Schulen abzusichern.Das Durchschnittsalter der voll- bzw. teilzeitbeschäftigten Lehrpersonen lag in den letzten zwei Schuljahren bei 49,5 Jahren. Das Durchschnittsalter der sächsischen Bevölkerung lag parallel bei 46,4 Jahren.

Für Sachsens Schulen bedeutet das: Es werden in den nächsten Jahren deutlich mehr Lehrer in den Ruhestand gehen, als ausgebildet werden.

An den allgemeinbildenden Schulen insgesamt traten im Schuljahr zuvor (also 2010/11) mehr als 1.200 voll- bzw. teilzeitbeschäftigte Lehrpersonen in den Ruhestand. Demgegenüber gab es rund 600 Neueintritte in den Schuldienst nach Ablegung der Zweiten Staatsprüfung.

Und dann ein Satz, den man in dieser Dringlichkeit bei Sachsens Statistikern noch nie gelesen hat: “Der Freistaat Sachsen braucht in den nächsten Jahren dringend junge Lehrer.”

Also 1.200 jedes Jahr mindestens. Aber wie sieht die Situation beim Lehrernachwuchs aus?

Im Jahr 2011 absolvierten an den Hochschulen knapp 1.900 die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen. Das war zwar das 2,5-Fache von dem, was noch vor fünf Jahren die erste Staatsprüfung ablegte. Aber damit ist der Absolvent eines pädagogischen Studiums noch kein Lehrer. Und muss auch nicht in Sachsen bleiben, wenn andere Bundesländer zum Beispiel attraktivere Gehälter bieten.

Als einsatzfähiger Lehrer gilt man erst nach dem Zweiten Staatsexamen, das sich nach einer bislang zweijährigen Referendariatszeit in der Schule anschließt.

Doch da sieht man schnell, wie in Sachsen die Entwicklung vertrieft wurde.

Nur 359 Teilnehmer haben im Jahr 2011 ihren zweijährigen Vorbereitungsdienst im Rahmen der Lehrerausbildung beendet und die Zweite Staatsprüfung für das Lehramt an Grundschulen (90) an Mittelschulen (88) an Förderschulen (38) sowie das Höhere Lehramt an Gymnasien (101) und an berufsbildenden Schulen (42) abgelegt, stellen die Kamenzer Statistiker fest. Und legen noch etwas mehr Salz in die Wunde: Das waren 270 bzw. 43 Prozent weniger als im Jahr 2010.

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