Eingeplant war's eigentlich nicht. Deshalb hatte die L-IZ im Mai schon mal nachgefragt in Sachen alte Kästner-Schule. Jetzt liegt eine weitere Vorlage der Stadtverwaltung zur Ertüchtigung der alten Erich-Kästner-Schule vor. Für 596.000 Euro soll der Plattenbau, der seit dem Auszug der Grundschule 2013 leer steht, wieder fit gemacht werden. Richtig fit gemacht werden.

Denn was für die bis jetzt geplanten 145.600 Euro getan wird, schafft nur die Grundlage dafür, dass ab September in dem Schulgebäude an der Erfurter/Georg-Schumann-Straße eine Außenstelle des nahe gelegenen Friedrich-Schiller-Gymnasiums eröffnen kann. Das übernimmt quasi die Fürsorge für eine neu entstehende Schule, die gerade erst gebaut wird: das neue Gymnasium in der Telemannstraße. Viele Fünftklässler, die in den Gymnasien von Leipzig-Süd und Leipzig-Mitte nicht mehr untergekommen sind, werden jetzt in die neue Außenstelle des Schillergymnasiums einziehen und erst einmal zwei Jahre lang dort lernen. So werden gleich die ersten Jahrgänge fürs neue Gymnasium in der Telemannstraße aufgebaut.

Wobei die Vorlage jetzt ein kleines Vorsichtszeichen trägt: Für ein eventuelles drittes Interims-Jahr wird das Gebäude auch gleich für zwölf Klassen gedacht. Eben falls der Neubau in der Telemannstraße nicht wie geplant 2017 bezugsfertig ist, sondern erst 2018.

Dabei wächst der Druck auch schon wieder beim Nachwuchs. Noch 2013 hatte die Stadtverwaltung geglaubt, sie könnte den alten Plattenbau aus den 1970er Jahren einfach abreißen, wenn die Kästner-Schule ausgezogen ist. Doch mittlerweile ist auch in Gohlis die Nachwuchsproblematik so zugespitzt, dass im Gegenteil schon die nächste Grundschule wieder gebraucht wird. In der Vorlage steht zwar, dass die Grundschüler ab 2016/2017 schon einziehen wollen. Quasi eine Doppelbespielung, wenn noch die “Telemänner” drin sind bis 2017/2018 – bei Bauverzug in der Telemannstraße wird’s sogar erst 2018.

Und weil an eine Aufgabe des Schulstandortes schlicht nicht zu denken ist, haben sich in den letzten drei Monaten auch die Planungen konkretisiert, um das Gebäude langfristig als Schule zu erhalten. Und den Kostenrahmen logischerweise auch. Um die Substanz dauerhaft zu erhalten, hat die Stadt jetzt 596.300 Euro angesetzt. Außerplanmäßig, steht in der Vorlage. Denn auch diese Gebäudesanierung ist im Schulentwicklungsplan so bislang nicht vorgesehen gewesen.

Eigentlich hat das letzte Jahr etwas zum Vorschein gebracht, was sich in der Schulentwicklungsplanung der Stadt bis 2019 einfach noch nicht widerspiegelt: Die Stadt hat nicht genug Schulneubauten oder Revitalisierungen in Planung. Auch weil die benötigten Fördergelder vom Land fehlen. Ergebnis: Sie muss zusätzliche Projekte in den Haushalt mit aufnehmen und hoffen, dass sich das Land vielleicht doch noch mit Fördergeldern dran beteiligt.

Das ist bei der Wiederinbetriebnahme der ehemaligen Neruda-Schule genauso der Fall wie jetzt beim ehemaligen Kästner-Gebäude.

Und da die Außenstelle des Schiller-Gymnasiums schon Ende August einzieht, bedeutet die Sicherung des Gebäudes mit dem in der Vorlage geschilderten Aufwand Bauarbeiten während des Schulbetriebs. Gebaut werden soll von Januar bis Juli 2016. Im August 2016 soll die schön gemachte Schule dann für den Komplettbetrieb zur Verfügung stehen.

Und selten eindeutig stellt diese Vorlage nun fest: Dieser Schulstandort kann gar nicht aufgegeben werden.

Die Vorlage der Verwaltung zur Schulsicherung in der Erfurter Straße.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar