Bereits anderthalb Wochen vor der dritten Tarifrunde fÌr den öffentlichen Dienst hatte Ursula-Marlen Kruse, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen, sehr harte Verhandlungen vorhergesagt. Sie rechne damit, von den Verhandlungen am letzten Novemberwochenende in Potsdam Montag anstatt wie geplant Sonntag abzureisen, erzÀhlte Kruse Mitte November auf der Vollversammlung der GEW Sachsen.

So kam es dann auch. Am Montag, dem 29. November, erzielten die Tarifvertragsparteien in der dritten Verhandlungsrunde ein Ergebnis.

Über den Oktober und November hinweg hatten die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Tarifgemeinschaft der LÀnder (TdL) ÃŒber Gehaltserhöhungen fÃŒr BeschÀftigte im öffentlichen Dienst verhandelt. In Sachsen gilt der Tarifabschluss fÃŒr rund 64.000 Angestellte, ein Großteil davon arbeitet an den Hochschulen und Unikliniken. Da die ersten beiden Tarifrunden ergebnislos blieben, legten BeschÀftigte am 16. November im Rahmen eines Warnstreiks bundesweit die Arbeit nieder.

Nicht nur vor der Leipziger Uniklinik versammelte sich an diesem Tag streikendes Personal, sondern auch auf dem Campus Augustusplatz der UniversitÀt. Im Rahmen eines Hochschulaktionstages machten verschiedene Interessenvertretungen auf prekÀre Arbeitsbedingungen im akademischen Mittelbau aufmerksam. Die GEW Sachsen hatte zuvor alle TarifbeschÀftigten an öffentlichen Hochschulen zum Warnstreik und alle studentischen BeschÀftigten zum solidarischen Streik aufgerufen.

Die Kernforderung: FÃŒnf Prozent mehr Lohn. „Es geht aber nicht nur um Geld“, bekrÀftigte Benjamin Engbrocks von der GEW Sachsen bei der Kundgebung auf dem Hauptcampus. Die BeschÀftigungsverhÀltnisse an Hochschulen mÃŒssten grundlegend angegangen werden. Neun von zehn wissenschaftlichen Angestellten an deutschen UniversitÀten haben befristete VertrÀge, meist mit kurzen Laufzeiten.

Die GEW fordert eine radikale Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes, das die rechtliche Grundlage fÃŒr das „Hire-and-Fire-Prinzip“ an deutschen Hochschulen darstellt. Die QualitÀt von Forschung und Lehre sei durch das Gesetz „substanziell gefÀhrdet“.

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Die letzte LZ des Jahres 2021, Nr. 97 Titelblatt. Foto: Screen LZ

Neben der EindÀmmung von Befristungen fordern verschiedene Initiativen einen Tarifvertrag fÃŒr studentische HilfskrÀfte (SHKs). „Ohne studentische Angestellte wÃŒrde diese Uni nicht laufen“, sagte Felix Fink am 16. November auf dem Podium am Hauptcampus vor etwa hundert Menschen.

Fink ist Referent fÌr Hochschulpolitik bei der Konferenz SÀchsischer Studierendenschaften. Nicht selten wÌrden SHKs die AufsÀtze und BÌcher von Professor/-innen schreiben oder redigieren und somit wissenschaftliche Arbeit leisten, so Fink. SHKs verdienen derzeit einen Euro Ìber dem Mindestlohn.

Der Tarifabschluss vom 29. November, der zwei Jahre gilt, beinhaltet eine Corona-PrÀmie von 1.300 Euro und eine Gehaltserhöhung um 2,8 Prozent – laut Verdi-Chef Frank Werneke ein „in weiten Teilen respektables Ergebnis“. Kettenbefristungen, hohe Lehrverpflichtungen, fehlende Planbarkeit und starke Hierarchien bleiben an den deutschen Hochschulen bestehen.

„Akademischer Arbeitskampf: TarifbeschÀftigte an Hochschulen bekommen seit Dezember mehr Gehalt, Strukturelle BeschÀftigungsprobleme bleiben“ erschien erstmals am 17. Dezember 2021 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 97 der LZ finden Sie neben GroßmÀrkten und Presseshops unter anderem bei diesen SzenehÀndler/-innen.

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